Kultur Südpfalz Klangpoet am Klavier

Ausdruck, Ausstrahlung, Perfektion – von diesen Attributen geprägt war der Klavierabend im Landauer Haus am Westbahnhof mit dem Pianisten Martin Engel.

Engel ist in doppelter Hinsicht ein Ausnahmepianist: Er wurde 1986 in Heidelberg blind geboren, startete nach dem mit Auszeichnung gekrönten Master-Abschluss an der Musikhochschule Karlsruhe und dem Besuch vieler Meisterkurse bei namhaften Pädagogen eine beachtliche musikalische Karriere und wird als hochtalentierter Künstler gefeiert. Auch bei seinem Konzert im voll besetzten Haus am Westbahnhof, zu dem der Tangent Club 46 SÜW eingeladen hatte, zeigte sich der Pianist als Klangpoet und feinsinniger Gestalter, der jeden Ton tief erfühlte, mit Tönen malte und mit brillanter Technik dem Instrument funkelnde Klänge abgewann. Und das mit einer gezügelten Leidenschaft und Begeisterung, die die Zuhörer in den Bann zog. Seine musikalischen Tugenden bewies Martin Engel an Werken von in Frankreich wirkenden Komponisten. Präzise, doch mit elegantem, weichem Anschlag interpretierte Martin Engel den Eingangssatz der Suite von Couperin. In klarer Diktion führte er die selbstständig verlaufenden Stimmen und gab diesen durch die exakt geformten Triller exklusive Farbigkeit. Schillernde Farbtupfer erhielten auch die übrigen Tanzsätze durch die brillanten Verzierungen. Vielseitige Klangfarben entfaltete der Pianist im ersten Stück „Reflets dans l`eau“ (Reflexion im Wasser) aus den Images I von Debussy. Sehr einfühlsam, die ganze Tastatur ausnutzend, mit vielen Steigerungen in Tempo und Ausdruck, demonstrierte Engel symbolisch das Spiel der Elemente Wasser und Licht. Die zeitliche Vergangenheit spiegelte sich im zweiten Stück „Hommage à Rameau“ (Huldigung an Rameau), dessen kontrapunktische Gestaltung er dynamisch abwechslungsreich wiedergab. In dem an eine Etüde erinnernden dritten Stück „Mouvement“ faszinierte das überaus virtuose Spiel. Die ganze Palette impressionistischen Klangreichtums schöpfte Martin Engel in den Estampes aus. Leicht und federnd, schwebend und geheimnisvoll bot er die von der Gamelanmusik beeinflussten „Pagodes“. Mit differenziertem Anschlag enthüllte er in „La soirée dans Grenada“ (Der Abend in Granada) ein visionäres Spanien, während in „Jardins sous la pluie“ (Gärten unter dem Regen) seine Finger virtuos über die Tasten tanzten. Als hochrangiger Pianist zeigte sich Engel auch beim Prélude von César Franck, das er mit berückend differenzierter Klanggebung wiedergab. Zuerst in sanfter Feierlichkeit, dann in majestätischer Klangfülle erhob sich der Choral. In kontrollierter Expressivität erklang die Fuge, die sich am Ende mit dem Choral apotheotisch verband und der sich eine Zugabe von Mendelssohn anschloss. Nicht nur als Pianist, auch als Moderator punktete Engel. Launig und humorvoll gab er fundierte Informationen zu den dargebotenen Werken. Der Erlös des Konzerts ist für das Service-Projekt „Eyes for the world“, Sehhilfen für Kinder, bestimmt.

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