Kultur Südpfalz Klänge vom Kap der guten Hoffnung

Seit Jahren begeistert das Landesjugendorchester (LJO) Rheinland-Pfalz in der Regel am letzten Sonntag vor Schuljahresbeginn in der Landauer Festhalle die Freunde klassischer Musik. Auch bei seinem Benefizkonzert am Sonntag machte das Ensemble seinem Ruf alle Ehre und bescherte den Zuhörern in dem voll besetzten großen Saal ein beglückendes Musikerlebnis.

Vollständig ausgefüllt war auch die Bühne mit den weit über 70 überdurchschnittlich begabten Instrumentalisten im Alter von zwölf bis etwa zwanzig Jahren, die sich in den Oster-, Sommer- und Herbstferien großer sinfonischer Literatur widmen. Im Gepäck hatte das LJO wieder ein hoch anspruchsvolles Programm: „Ingoma“ des südafrikanischen Komponisten Hendrik Hofmeyr, das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 c-Moll von Rachmaninow und Beethovens Sinfonie Nr. 3 Es-Dur „Eroica“. Die Vorbereitung dieses Konzerts ermöglichte auch eine Begegnung mit zwei aus Südafrika stammenden Künstlern, mit dem Dirigenten Albert Horne und mit dem Solisten des Klavierkonzerts Megan-Geoffrey Prins. Seine außergewöhnlichen musikalischen Fähigkeiten bewies das Orchester bereits mit dem 1998 komponierten „Ingoma“, in dem Hofmeyr abendländische musikalische Formen und Satztechniken mit südafrikanischen Volksmelodien verknüpft. Dem kontrastreich angelegten Werk, ständig changierend zwischen friedvoller Ruhe und tosender Lebendigkeit, gaben Albert Horne und das Orchester eine ungemein eindringliche Gestalt. Emphatisch aufspielen ließ Horne das Orchester im Klavierkonzert von Rachmaninow. Er legte großen Wert auf stimmige Balance zum Klavier, was ihm in allen Sätzen gelang. So war das LJO dem Pianisten ein solider, aufmerksamer und mit Nachdruck mitgestaltender Partner, der auch in den Fortissimo-Stellen dem Solisten die Oberhand ließ. Dieser präsentierte sich als großartiger Interpret, der die technischen und musikalischen Anforderungen scheinbar mühelos bewältigt. Schon im ersten Satz verblüfften sein brillanter Anschlag, sein mitreißender Elan und seine packende rhythmische Energie. Prins dachte in groß angelegten, weit ausladenden Bögen, wurde an der Seite des grandios aufspielenden Orchesters dem Rachmaninowschen Melos ebenso gerecht wie den dramatischen Akzenten des ersten Satzes, dem Empfindungsreichtum des zweiten Satzes und dem vitalen Zugriff des Finales. Faszinierend ist Prins’ ausgeprägter Sinn für dynamische Farben und die Elastizität, mit der seine Finger über die Tasten wirbeln. Formbewusst entwarfen Albert Horne und das LJO Beethovens „Eroica“. Dabei setzte der Dirigent auf ein transparentes und akzentuiertes Musizieren. Im Klang schön abgestuft spannte sich im Kopfsatz der Bogen vom samtweichen Streicherton bis zum majestätischen Tutti. Subtile Dynamik, mit auffallend kurzen Crescendi, prägte auch den zweiten Satz, den Trauermarsch. Diese Lesart verlieh dem Satz eine anrührende Individualität. Im Scherzo glänzten die Hornisten mit makellosem Spiel. Sonate, Fuge und Variation verbanden sich im Finale mit überbordender Energie zu einer einzigartigen Synthese. Ganz andere Töne schlug das Landesjugendorchester in seiner ersten Zugabe an: Mit dem Walzer „Gold und Silber“ von Franz Lehár zeigten die Musiker, dass sie auch im Bereich der leichten Muse zu Spitzenleistungen fähig sind. Mit der südafrikanischen Nationalhymne klang das Konzert aus. Zu Beginn des Konzerts wurde das Dieter-Kissel-Förderstipendium in Höhe von 3000 Euro an das Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz übergeben. Der Erlös des Konzerts kommt dem Kinderschutzbund Landau-Südliche Weinstraße für sein Kinderhaus „Blauer Elefant“ zugute.

x