Kreis Südliche Weinstraße Kirrweiler: Stromvertrag wider Willen

Die Firma Ekod bietet an, Stromverträge für ihre Kunden abzuwickeln. Hat das Unternehmen verbotenerweise Werbung am Telefon gema
Die Firma Ekod bietet an, Stromverträge für ihre Kunden abzuwickeln. Hat das Unternehmen verbotenerweise Werbung am Telefon gemacht?

Was Bürger ärgert: Zweimal wollen Mitarbeiterinnen der Firma „Energie Kostenoptimierung Deutschland“ (Ekod) Kurt Hofherr aus Kirrweiler einen Stromvertrag vermitteln, da seiner bei den Pfalzwerken Ende des Jahres auslaufe. Woher Ekod diese Information hat, weiß Hofherr nicht. Die Pfalzwerke AG ebenso wenig.

«Kirrweiler.» Schon beim ersten Anruf wird Kurt Hofherr stutzig. Eine Mitarbeiterin der „Energie Kostenoptimierung Deutschland“ (Ekod) teilt dem Kirrweilerer in gebrochenem Deutsch mit, dass sein Vertrag bei den Pfalzwerken Ende des Jahres auslaufe. Ob er sich nicht jetzt um einen Folgevertrag kümmern wolle, bevor es zu spät sei, fragt die Dame. Hofherr hat ein ungutes Gefühl, will wissen, mit wem er es zu tun hat, und ob Ekod mit den Pfalzwerken zusammenarbeite. Die Frau geht darauf nicht ein, sagt aber, dass sie gerne einen Vertrag abschließen würde. Auf die Frage, wie Ekod an seine Daten gekommen sei, legt sie auf. Vorher notiert sich Hofherr die Nummer mit der Berliner Vorwahl 030. Der nächste Anruf folgt drei Tage später. Selbes Spiel: Eine Frau mit ausländischem Akzent will Hofherr einen Vertrag andrehen, sogar einen Mitarbeiter vorbeischicken. Er beendet das Gespräch und ruft bei den Pfalzwerken an. Eine Mitarbeiterin nimmt sein Anliegen auf, will es weiterleiten. Hofherr ist das nicht genug. Er ruft wieder an, hakt nach, ob es vielleicht ein Datenleck bei den Pfalzwerken gebe. Keine Antwort, aber seine Gesprächspartnerin will sein Anliegen an die Rechtsabteilung weitergeben. Gehört hat Hofherr nichts mehr.

Keine Antwort von Ekod

Doch woher hat Ekod die Kenntnis darüber, dass Hofherrs Vertrag Ende des Jahres ausläuft? Von Ekod gibt es darauf keine Antwort. Das Unternehmen, das in Hannover gemeldet ist und laut Impressum durch Joachim Wilm vertreten wird, ist lediglich über eine allgemeine Kunden-Hotline zu erreichen. Ein Callcenter-Mitarbeiter kennt keinen Joachim Wilm, bittet um eine Anfrage per E-Mail. Diese bleibt bisher unbeantwortet. Auf seiner Internetseite gibt das Unternehmen an, langjährige Kontakte zu Energieversorgern und Stadtwerken zu pflegen. Dies ermögliche „die Vermittlung bester Einkaufsbedingungen für den Strom- und Gasbedarf“. Kontakt oder gar eine Zusammenarbeit mit den Pfalzwerken gibt es laut Pfalzwerke-Pressesprecherin Sarah Schmitt nicht. Ekod verfüge auch nicht über Kundendaten des Unternehmens. „Vielmehr ist es so, dass viele Sonderverträge von Energieversorgern deutschlandweit zum 31. Dezember eines Jahres auslaufen. Dieses allgemein verfügbare Wissen hat sich Ekod offenbar zunutze gemacht“, so Schmitt. Weitere Kunden hätten sich diesbezüglich nicht gemeldet.

Daten von "Adressbrokern"

Darüber hinaus würden solche Unternehmen oft Daten von so genannten Adressbrokern erwerben, die diese zum Beispiel über Gewinnspiele oder Newsletter generieren – ohne dass der eigentliche Energieversorger involviert sei. Dieses Vorgehen bestätigt auch Michael Reifenberg, Sprecher der Bundesnetzagentur in Bonn, die Beschwerden über unerlaubte Werbung bearbeitet. Häufig gäben Nutzer etwa bei Gewinnspielen über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ihr Einverständnis für Werbeanrufe. Betreibe eine Firma ohne Einwilligung Werbung, seien Bußgelder bis zu 300.000 Euro fällig. Das müsse dann aber ein sehr schwerwiegender Fall sein. Hofherr schließt aus, dass Ekod so an seine Daten gekommen ist. „Ich unterdrücke jegliche Werbung, streiche konsequent jeden unnützen Zusatz seit Jahrzehnten, wenn ich mich irgendwo anmelde.“ Er ist überzeugt: „Die Burschen haben sich illegal die Daten besorgt.“ Auch andere haben schlechte Erfahrungen gemacht. Ein Verbraucherportal im Internet warnt: „Achtung! Die Nummer ist als unseriös bewertet“. Darunter – wie in anderen Foren – sind einige Einträge zu Ekod zu finden. „Unverschämt, aufdringliche Werbung, werde ständig von denen belästigt“, heißt es da.

Polizei rät zu Postangeboten

Bei der Verbraucherschutzzentrale Rheinland-Pfalz ist die Firma laut Pressereferentin Lore Herrmann-Karch nicht bekannt. Es lägen derzeit auch keine Anfragen dazu vor. Die Bundesnetzagentur nennt laut Reifenberg grundsätzlich keine Unternehmensnamen, über die Beschwerden eingegangen sind, nur in Fällen wie schwerem Betrug. Ob Ekod Hofherr unerlaubt Angebote gemacht habe, könne er nicht beurteilen. Der Polizeiinspektion Edenkoben liegen einige Anzeigen wegen unerlaubter Werbeanrufe vor – allerdings keine gegen Ekod, teilt eine Beamtin mit. Andreas Müller von der Polizeidirektion Neustadt rät zu Vorsicht, sollte jemand persönliche Daten übers Telefon abfragen: „Am besten lässt man sich Angebote per Post schicken. Da hat man Zeit, in Ruhe zu entscheiden.“ Info Pfalzwerke-Kunden, die Missbrauch ihrer Daten vermuten, können sich per E-Mail an datenschutz@pfalzwerke.de wenden.

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