Kreis Germersheim "Kandler Omas gegen Rechts" planen Rollatorblockade

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»Omas gegen rechts« stand am 18. August bei der Gegendemonstration zum Neonazi-Aufmarsch anlässlich des 31. Todestages von Rudolf Heß auf dem Plakat einer Teilnehmerin in Berlin.

Am Samstag protestieren auch die „Kandler Omas gegen Rechts“ gegen den Aufmarsch des „Frauenbündnisses“. Sie wollen kreativ und mit Witz dagegen halten. Die Frauen sind Teil einer Bewegung, die in Wien mit dem Protest gegen die österreichische Mitte-rechts-Regierung ihren Anfang genommen hat.

Da sind sich die Frauen am Tisch einig: „Oma ist kein Familienstand, sondern eine Haltung.“ Ingrid Heimer und Heike Richtsteig sind mit ihrer Haltung offensichtlich nicht alleine: Erst Ende September wurde die „Kandler Oma gegen Rechts“-Gruppe gegründet. Bei der Demonstration gegen das rechtsgerichtete „Frauenbündnis“ waren ihre Schilder Anfang Oktober zu sehen. Auf Facebook sind schon über 80 Frauen dabei, in Kandel selbst kommen zu ersten Treffen mehr als zehn. Eine Vernetzung mit der Karlsruher Gruppe ist in Planung.

Omas mittendrin

Vor der Gründung hatte Heimer erstmal im Internet Kontakt mit anderen Oma-Gruppen aufgenommen. „Mir hat die Idee supergut gefallen“, sagt sie. Die 57-Jährige ist schon länger gegen Rechts aktiv. Als sie nach dem Mord an einer 15-Jährigen durch ihren Ex-Freund, einen afghanischen Flüchtling, die Hasskommentare zu Bürgermeister Volker Poß gelesen hat, musste sie etwas tun. Zunächst beim „Männerbündnis“, dann bei „Wir sind Kandel“ und „Kandel gegen Rechts“. Jetzt also die Omas. „Man kann sich als Oma mitten in eine Demo stellen“, es gibt Hemmungen eine ältere Frau anzugreifen, sagt Heimer. „Da haben wir Vorteile und die sollten wir nutzen“, fügt Richtsteig (61) an. Die Aktionen sollen kreativ sein, damit andere Senioren das Gefühl haben, dass sie mitmachen könnten. Heimer kann sich zum Beispiel eine Rollatorblockade vorstellen. Ein Pluspunkt: der besondere Status als Oma. „Wir haben schon was geleistet im Leben, da kann man auch mit Menschen reden“, sagt Richtsteig. Viele Mitstreiterinnen hätten Mütter, die den Zweiten Weltkrieg erlebt haben, deren Traumata hatten das Familienleben geprägt. Heimer ist ehrenamtlich bei Senioren aktiv, die sich gut an die Anfänge der Nazi-Zeit erinnern und nun über die regelmäßigen Demos in der Bienwaldstadt „erschrocken und fassungslos“ sind. „Wir möchten diese Welt für unsere Kinder und Enkel bunt und demokratisch erhalten“, betont Richtsteig. Während des Gesprächs schaut Gertrud Graf vorbei, Koordinatorin der „Berliner Omas gegen Rechts“. Die ehemalige Schulleiterin stammt aus Wolfstein in der Pfalz und lebt seit vielen Jahren engagiert und frauenbewegt in Berlin. Demnächst moderiert die 67-Jährige ein Treffen regionaler Oma-Gruppen; „auf einer Art Oma-Kaffeefahrt“ besucht sie gerade die Frauen, mit denen sie sonst über das Internet Kontakt hält. Aus Wien hat sie als Anschauungsmaterial Buttons und Mützen mitgebracht. Es gehe darum, „mit Witz, Kreativität und einem Lächeln etwas dagegen setzen“, sagt sie. Am Samstag gehen die Kandeler Omas wieder auf die Straße. Opas sind übrigens auch willkommen. Kontakt Es gibt einen Info-Tisch am Freitag, 16 bis 18 Uhr, vor dem Brunnen vor dem Alten Rathaus. Per Mail gibt es auch Details zu einem Infotreffen am Freitag. omasgegenrechtskandel@t-online.de

Künstler Armin Hott hat den Kandeler Omas ein Logo gegeben.
Künstler Armin Hott hat den Kandeler Omas ein Logo gegeben.
Buttons, Mützen, Schilder: Dieses Anschauungsmaterial der Oma-Gruppe aus Wien hat die Berliner Oma Gertrud Graf nach Kandel gebr
Buttons, Mützen, Schilder: Dieses Anschauungsmaterial der Oma-Gruppe aus Wien hat die Berliner Oma Gertrud Graf nach Kandel gebracht.
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