Kreis Germersheim Kandel: Schneller an schnelles Internet

Karlheinz Jung von der Bürgerinitiative Rheinstraße kennt die Pläne für die Straße.
Karlheinz Jung von der Bürgerinitiative Rheinstraße kennt die Pläne für die Straße.

Anwohner und Geschäftsleute sind mit der Glasfaser-Planung für die Rheinstraße unzufrieden. Von ihrer Idee einer günstigeren und schneller umzusetzenden „Speed-Pipe“ überzeugen sie schließlich auch den Stadtrat.

Noch ist es nicht zu spät. Das jedenfalls hoffen viele Anwohner der Rheinstraße in Kandel, die derzeit aufwändig saniert wird (wir berichteten). Zu spät sollte es nicht sein für die Verlegung von Glasfaserkabel mit den entsprechenden Hausanschlüssen. Ohne schnelles Internet geht heute so gut wie gar nichts mehr. Doch daran scheint man bei der langfristigen Planung der Bauarbeiten nicht gedacht zu haben. Vor allem nicht daran, schon jetzt das Glasfaserkabel direkt in die Häuser zu bringen.

Nur Leerrohr vorgesehen

Erst vor rund vier Wochen, so berichtet Karlheinz Jung von der BI Rheinstraße, sei man mit den Geschäftsleuten ins Gespräch gekommen und habe bemerkt, dass nur ein Leerrohr auf beiden Straßenseiten vorgesehen war, in das später das Kabel hätte eingeführt werden sollen. Darauf angesprochen, verneint Frank Ehrenreich vom Planungsbüro „WSW & Partner“ in Kaiserslautern ein Versäumnis seitens der Planer: Für das Glasfaserkabel oder die Internetversorgung sind die Stadt Kandel und der von ihr gewählte Provider zuständig. Der wird aber noch gesucht, wie wir von Elektromeister Dieter Nagel erfahren. Wenn die Infrastruktur erst geschaffen ist, könne jeder Provider diese nutzen, so Nagel. Er hat sein Geschäft in der Rheinstraße und ist mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut. „Es kann doch nicht sein, dass wir keine Glasfaserkabelanschlüsse bekommen“, sagte er sich und auf Anfrage zur RHEINPFALZ. Er machte sich sachkundig und brachte die Möglichkeit mit der „Speed-Pipe“ –Verlegung ins Gespräch. Würden die Hausanschlüsse später erst in Angriff genommen, müsste man den Gehweg wieder aufreißen, das Leerrohr aufschneiden und Glasfaserkabel einziehen. Und das würde richtig Geld kosten, findet BI-Mann Jung, der sich mit anderen seit Wochen sehr intensiv mit der „Glasfaserkabel-Thematik“ befasst hat. Unter 1500 Euro pro Hausanschluss wäre das nicht machbar gewesen, rechnet Jung vor. Auch wäre ein richtiges Verschließen der Leerrohre nicht mehr möglich gewesen. Deshalb hat man nach Lösungen Ausschau gehalten.

Die Lösung: „Speed-Pipe“

Hier handelt es sich um ein Halbrohrsystem. Zwei Halbrohre schützen die Glasfaserleitungen und ermöglichen Abzweigungen zu den Hausanschlüssen. Ausgestattet ist die Abzweigung auch mit einem Ortungsstift, um die genaue Position später noch ausfindig machen zu können, etwa bei erforderlichen Reparaturen. Die Verbindungselemente seien einfach, gas- und wasserdicht, verweist Jung auf Angaben der Herstellerfirma „gabocom“. Jedenfalls sei man überzeugt davon, dass es viel sinnvoller ist, heute bereits die entsprechenden Investitionen zu tätigen. Dies sieht seit der letzten Stadtratssitzung wohl auch die Stadt Kandel so und hat sich mit einem Schreiben, das der RHEINPFALZ vorliegt, an die rund 120 Grundstückseigentümer gewandt. Das Schreiben datiert vom 19. März. Darin teilt Stadtbürgermeister Günter Tielebörger mit, dass der Rat beschlossen habe, in den Gehweg einen Rohrverbund „Speed-Pipe“ zu verlegen, in den später die Glasfaserleitungen geblasen werden können. Eine Versorgung der kommenden Generationen mit schnellem Internet wäre so gewährleistet, heißt es. Allerdings fallen auch Kosten an. Die Kosten für die Infrastruktur will die Stadt übernehmen. Laut BI waren rund 50.000 Euro für die Verlegung des Leerrohres vorgesehen. Eigentümer, die sich einen Hausanschluss legen lassen wollen, müssten mit Kosten in Höhe von 200 Euro rechnen. BI-Sprecher Jung geht von weniger, rund 150 Euro je Hausanschluss, aus. Aber das sei nicht so wichtig: Alles sei wirtschaftlicher, als die Straße wieder aufzureißen. Allerdings teilt die Stadt mit, dass mit den 200 Euro der Glasfaseranschluss noch nicht bezahlt sei, Kosten für die Hausinstallation kämen dazu. Die Stadt bat um eine rasche Rückmeldung der Anlieger.

Anwohner zeigen sich begeistert

Knapp 200 Anwohner wurden angeschrieben, etwa 120 von ihnen haben sich für einen sofortigen Hausanschluss mit „Speed-Pipes“ gemeldet, teilte Büroleiter Jens Forstner auf Anfrage mit. Jetzt wolle die Stadt mit Planungsbüro und Baufirma die erforderlichen Arbeiten veranlassen, so Forstner zur RHEINPFALZ. Allerdings werde man jetzt nur die Grundstücke gleich mit anschließen, deren Eigentümer dies gewünscht haben. Der Ausbau solle so erfolgen, dass später auch noch Hausanschlüsse möglich wären. Bei höheren Kosten natürlich. Die übrigen Arbeiten (Erneuerung Wasserversorgung, Gehwege und Fahrbahn) werden derzeit ausgeführt. Zwischen dem Kreuzungsbereich Lauterburger Straße-Rheinstraße und der Raiffeisenstraße wird fest gearbeitet. Bald wolle man schon an die Gehwege im ersten Bauabschnitt gehen, so Frank Ehrenreich von WSW&Partner.

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