Kreis Germersheim Jockgrim: Mikroorganismen erledigen die Arbeit

Die Arbeiten hinterlassen Spuren auf dem Gelände.
Die Arbeiten hinterlassen Spuren auf dem Gelände.

Die Wintershall Holding will das Gelände des ehemaligen Tanklagers an der B9 verkaufen. Doch vorher muss ein kleine Fläche dekontaminiert werden. Deshalb wird gerade Boden abgetragen und vor Ort mittels Mikroorganismen gereinigt. Bis zum Jahresende soll das Projekt abgeschlossen sein.

Kalt ist es an diesem Montag Anfang Februar. Dafür regnet es nicht, sogar die Sonne scheint, was Angélique Mazière sichtlich freut. Die Ingenieurin der Wintershall Holding GmbH leitet ein Boden-Sanierungsprojekt in Jockgrim, das wegen des anhaltenden Regens im schweren, schlammigen Boden feststeckte und durch hohe Grundwasserstände gebremst wurde.

Gelände zum Verkauf

Am Rande des 19 Hektar umfassenden Geländes der Wintershall entlang der B9, dem ehemaligen Tanklager, stehen große Metall-Container. An einer Geländeecke gräbt ein gelber Bagger die oberste Bodenschicht ab, der Abraum wird seitlich der Grabungsfläche gelagert. Dort, wo die oberste Schicht mit rund 80 Zentimetern Höhe bereits entfernt wurde, ragen nur noch Reste mit Messpunkten wie Inseln aus dem vertieften Becken heraus. Eine neu angelegte Schotterstraße zerteilt das Areal, nördlich der Fahrspur wurden bereits die Senken für die Sanierungsanlage vorbereitet. Zum Hintergrund: Rund 50 Jahre lang befand sich neben der B9 auf Jockgrimer Gemarkung ein Tanklager mit sieben Stahltanks. Fünf davon standen auf einem Grundstück der Wintershall Holding GmbH. Da diese Rohöltanks nicht mehr gebraucht werden, riss das Unternehmen die Tanks, sowie dazu gehörende Betriebsanlagen-, und Gebäude bis Juli 2010 ab. Auf dem frei geräumten Gelände hat Wintershall an 80 Stellen Bodenproben entnommen und untersucht. Und wurde in einem kleinen Bereich von 1,4 Hektar fündig. In diesen Proben wurden aromatische Kohlenwasserstoffe gefunden. Der kontaminierte Bereich, so das Unternehmen, „ist flächig begrenzt und ortsstabil“, was die dauerhafte Kontrolle ergab. Das Gelände soll unbelastet verkauft werden, denn Wintershall benötigt es nicht mehr. Deshalb wurde ein Sanierungsplan entwickelt, der von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd) im Frühjahr 2017 genehmigt wurde.

Vom Boden aus keine Gefahr

Markus Roth ist Mitarbeiter der Genehmigungsbehörde, der mit einer Besuchergruppe kurz vor Beginn der Bodenbehandlung die „Baustelle“ der Wintershall besichtigt. „Die Transparenz, die Wintershall nach außen pflegt, ist vorbildlich“, lobt er. Mit dabei sind Pressesprecher Mark Krümpel sowie Michael Kobel, Betriebsleiter der Wintershall-Niederlassung in Landau. Er wohnt in Jockgrim und erklärt, dass weder für Menschen noch für Tiere von dem Boden und der Reinigung eine Gefahr ausgehe. Im Personalcontainer startet Angélique Mazière die Informationstour mit einem Blick auf die Geländekarte. Die Sanierung wird in Abschnitte eingeteilt, Quadrant für Quadrant wird belasteter Boden abgetragen, in die Sanierungsanlage transportiert und nach der erfolgreichen Reinigung in einen freien Flächenbereich wiederverfüllt. Auch zum eigentlichen Reinigungsvorgang hängt ein Schema an der Wand. Der belastete Boden liegt auf einer dichten Folie, die den Erdhügel auch von oben abdichtet. Mikroorganismen zersetzen darin die Schadstoffe mit Hilfe von zugeführter Luft. Damit die einzelnen Bodenmieten untereinander und nach außen abgeschirmt sind, werden Spundwände in den Boden gerammt. „Wir haben schon die erste Lieferung erhalten“, zeigt Mazière draußen auf einen Stapel Metallwände, „weitere liegen auf Abruf bereit.“

Höhere Bodenqualität bis zum Jahresende

Noch kann die Ingenieurin mit ihren Gästen jeden Bereich des Geländes ohne großen Aufwand betreten, erforderlich sind nur Sicherheitsschuhe und ein Schutzhelm. Aber sobald die Sanierungsvorgänge starten, müssen alle Mitarbeiter eine Schleuse passieren, sich in einem Schutzanzug hüllen und diesen nach Gebrauch entsorgen. Wintershall hat externe Firmen mit ins Boot geholt, in der Hochphase werden sich damit zwischen zehn und 14 Personen um die Bodensanierung kümmern. Bis zum Jahresende soll das Projekt abgeschlossen sein, der Boden dann eine Qualität haben, die jede erdenkliche Nutzung zulässt. Und erst zwölf Monate später, wenn alle Bodenproben positive Resultate erbracht haben, ist die Arbeit der Ingenieurin in Jockgrim komplett beendet.

Ein Sickerbecken auf dem Gelände.
Ein Sickerbecken auf dem Gelände.
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