Kultur Südpfalz Intime klingende Botschaften

Ein überaus reizvolles Programm – um es gleich vorwegzunehmen, in vorbildlicher Aufführung – haben die Gäste beim zweiten Landauer Meisterkonzert im Alten Kaufhaus erlebt. Robert Schumanns Kammermusik, der die Reihe in diesem Jahr gewidmet ist, befand sich in mehr als zuverlässigen Händen bei der Pianistin Elisaveta Blumina, dem Violinisten Boris Garlitsky (als Einspringer für Michael Guttman) und dem künstlerischen Leiter der Meisterkonzerte, dem Cellisten Alexander Hülshoff.

Angesagt war laut Motto ein Besuch „Bei Schumanns zu Hause“: eine Anspielung auf die Hauskonzerte, die die Eheleute Robert und Clara Schumann zusammen mit befreundeten Musikern zu improvisieren pflegten. Den Spuren des Künstlerpaars wurde diesmal in seinen verschiedenen Wohnungen und Wohnorten nachgespürt. So standen auf dem Programm „Dresdner Cellowerke“, „Leipziger Kinderszenen“, „Weihnachtsromanzen in Dresden“ und „Düsseldorfer Herbstsonate“. Wobei sich letztere Überschrift auf die späte Schaffensphase des Komponisten in Düsseldorf bezog, in die die Sonate in a-Moll (op. 105) für Violine und Klavier, das Schlussstück der Matinee im Alten Kaufhaus, gehört. Heraufbeschworen wurden diesmal die intimen Facetten der deutschen Romantik, wenn man will, in klingenden Genrebildern aus der Privatsphäre und dem Alltag der Schumanns, über die die Haushaltsbücher des Ehepaars mit gewissenhaftester Detailgenauigkeit berichten. Von Einkäufen, Weihnachtsfeiern und -geschenken ist dort zu lesen (freilich neben der Entstehung neuer Werke); und die „Kinderszenen“ (op. 15), der Klavierzyklus aus 13 Charakterstücken, darf auch als nostalgisch verklärter Rückblick eines Künstlers auf die Kindheit verstanden werden. In den Fünf Stücken im Volkston für Cello und Klavier brachte dagegen Schumann wahrscheinlich seine Begeisterung für die 1848er Revolution, den „Völkerfrühling“, zum Ausdruck, indem er jeden der fünf Sätze einem anderen europäischen Volk gewidmet hatte. Wie eingangs angedeutet, erfuhren jetzt Schumanns Kompositionen in jeder Hinsicht adäquate, höchst ansprechende Wiedergaben, durchweg im Zeichen hoher kammermusikalischer Kultur. Die drei Musiker profilierten sich als sehr souveräne Instrumentalisten mit ausgeprägtem virtuosem Potenzial. So konnte bei den Fünf Stücken im Volkston, wer es vielleicht noch nicht gewusst hatte, deutlichst erfahren, dass das Cello ein Melodieinstrument ist: War doch der von Hülshoff produzierte Ton von seltener sanglicher Schönheit, und die ausladenden Legatobögen wurden durch lyrische Wärme und Intensität des Ausdrucks geprägt. Was für das folgende Adagio und Allegro (op. 70) gleichermaßen galt. Spielerisch waren die Ausführungen freilich durchweg ohne Fehl und Tadel. Optimale Partnerin beim kammermusikalischen Dialog fand der Cellist in Elisaveta Blumina. Als höchst feinfühlige, inspiriert inspirierende Märchenerzählerin erwies sich die aus Russland stammende Pianistin dann bei den „Kinderszenen.“ In zwingender Prägnanz exponierte sie die musikalischen Charaktere: sehr abwechslungsreich, mit Eleganz, Esprit und extrem verfeinerter Anschlagskultur. Wie gesagt, ihre Märchenstunde wirkte beglückend. Ebenso perfekt wie zuvor mit Hülshoff funktionierte Bluminas Zusammenspiel mit Boris Garlitsky. Der russische Geiger, früherer Konzertmeister des London Philharmonic Orchestra, stand seinerseits bei Schumanns Sonate für konzessionslose Intensität des Ausdrucks ein. Der Vortragsangabe des Komponisten zum ersten Satz, „mit leidenschaftlichem Ausdruck“ wurde der Violinist auf jeden Fall weitgehend gerecht. Andererseits zeigte Gralitsky in den vorangegangenen Drei Romanzen (op. 94) für Violine und Klavier Raffinement und wartete mit Tongesten von Anmut und Grazie auf.

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