Landau Interview: Wann haben Sie zuletzt eine Elwetrittche gesichtet?

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Dreistes Ding: Die durstige Queichtaltrittche stürzt sich beim Elwetrittche-Stammtisch auf die Rieslingschorle.

Burgundertrittche, Queichtaltrittche, Hangtrittche – Wilhelm Hauth kennt sie alle. Morgen wird der Vorsitzende des Elwetrittche-Vereins Landau die Goetheparkplauderei rund um das Kulttier der Pfälzer moderieren. Mit etwas Glück bringt der 68-Jährige auch eines der scheuen Vögelchen mit.

Herr Hauth, wann haben Sie zuletzt eine waschechte Elwetrittche gesichtet?

Bei unserem Stammtisch am Dienstagabend. Da habe ich eine Queichtaltrittche vorgestellt. Die war mir einfach so zugeflogen. Der RHEINPFALZ-Fotograf hat sie sogar festgehalten, wie sie sich auf meine Rieslingschorle stürzt. Die durstige Queichtaltrittche also. Wie viele Arten gibt’s denn bei uns? In Rheinland-Pfalz gibt es aktuell 26 verschiedene Spezies. 25 davon sind hühner- bis entengroß, und eine ist die Burgundertrittche, die so groß ist wie ein Reiher oder Storch. Letztere ist die derweil größte lebende Elwetrittche-Art. Und welche Trittchen leben in Landau und Umgebung? Da gibt es drei regional verankerte Spezies. Neben der Burgundertrittche, die vor allem zwischen Rebzeilen in Weinbergen lebt, gibt es die Landauer Prachttrittche. Die kommt eigentlich nur in den Parkanlagen der Stadt vor. Und dann gibt es noch die Böchinger Hangtrittche, die etwas ganz Besonderes hat: drei Beinpaare. Die Beine kann sie zur Talseite hin verlängern, zur Hangseite verkürzen. Im Volksmund heißt sie auch Keschdetrittche. Und im Landauer Zoo können Besucher Elwetrittche sogar bei Tageslicht bewundern. Die hausen dort in einem Gehege. Für alle jungen und nicht pfälzischen Leser: Was ist eine Elwetrittche eigentlich? Eine Elwetrittche ist ein Vogel, der Pfälzer Nationalvogel. Vor langer, langer Zeit büxte das Federvieh auf einem Bauernhof aus, bei einem heftigen Gewitter. Es rannte panisch in den Wald und fand den Weg nicht mehr zurück. Und da auch die Hühner ein Liebesleben haben, haben sie sich mit dem zufrieden gegeben, was es so gab: Geister, Elfen, Gnome und Tiere des Waldes. Daraus hat sich die Elwetrittche gebildet. Haben Elwetrittchen auch ein ausschweifendes Liebesleben? Oh ja! Ihr Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die Tiere vom Aussterben zu bewahren. Wie viele Elwetrittchen gibt es noch? Die Urtrittche zum Beispiel, die vor allem im Dahner Felsenland vorkommt, ist noch in sehr üppigen Populationen vorhanden. Das kann man an Einflugschneisen und Balzplätzen festmachen. Wir Wissenschaftler bezeichnen sie als „in pino palatina saxo montana tritche bisex“. Die genaue Zahl lässt sich aber nicht feststellen, da sie versteckt im Pfälzerwald lebt. Und leider ist es auch so, dass Kameras, die Wild filmen, geschickt von den Trittchen gemieden werden. Auch die Böchinger Hangtrittche kommt sehr oft vor. Etwas kritischer sieht’s bei den gefährlichen Raubtrittchen aus: Eine Spezies lebt im Elmsteiner Tal, die andere im Maudacher Bruch. Ist denn auch Ihr Verein vom Aussterben bedroht? Zum Glück nicht. Wir haben 130 Mitglieder, darunter sogar welche, die seit 1982 dabei sind, also seit der Gründung des Vereins. Auch mit Blick auf das Alter gibt es eine gute Durchmischung. Das jüngste Mitglied ist 5, unser ältestes aktives 92! Die Mitglieder kommen übrigens nicht nur aus der Region. Eine 88-Jährige zum Beispiel reist fast zu jedem Stammtisch aus Kaiserslautern an. Und was passiert beim Stammtisch? Wir treffen uns immer am zweiten Dienstag im Monat. Dann tauschen wir trittchologische Neuigkeiten aus. Beim jüngsten Stammtisch hat uns die Pfälzische Weinkönigin Inga Storck besucht. Es stellte sich heraus, dass sie zurecht den Titel trägt, da sie tief verwurzelt ist im Urpfälzer Brauchtum. Auf ihrem Schulweg, der rund zwei Kilometer lang war, war sie immer auf der Suche nach Elwetrittchen in den Weinbergen, nachdem sie von Eltern und Großeltern von dem Tier gehört hatte. Beim Stammtisch erzählte sie nette Anekdoten. Und hat sie Trittchen entdeckt? Nein, leider nicht. Deswegen überlegen wir, ob wir mit ihr mal eine Jagd veranstalten. Bei Ihnen kann man den offiziellen Elwetrittchen-Jagdschein erwerben. Gruppen ab zehn Personen können mich buchen. Ich suche dann Fangplätze aus, damit die Teilnehmer auch hundertprozentigen Jagderfolg haben. Meistens treffen wir uns abends in einer Hütte bei Speis und Trank zu einem Seminar. Da bereite ich die Teilnehmer vor, gebe ihnen Grundlagen mit auf den Weg. Und wir üben den Jagdruf. Wenn der sitzt, schwärmen wir aus. Wie lautet der Jagdruf? Trittch, trittch, uiuiuiuiuiui! Und wie macht die Elwetrittche? Die gibt zwitschernde, gurrende Geräusche von sich. Aber vor allem unterscheidet sie sich von anderen Vögeln durch ihren Ruf: Trittch-trittch, trittch-trittch! Sie sind wahrlich ein Experte. Warum sind Sie eigentlich Trittchologe geworden? Als Pfälzer hat man ja von der Geburt an mit dem Thema zu tun. Bei den Goetheparkplaudereien im Jahr 1992 wurde der Elwetrittche-Verein vorgestellt. Der hat mich so sehr fasziniert, dass ich noch am selben Tag Mitglied wurde. Seitdem ist die Elwetrittche meine Passion. Das Tier und das Brauchtum faszinieren mich einfach. Morgen moderieren Sie die Goetheparkplauderei zum Thema. Ist auch ein Federvieh dabei? Es kommt drauf an, ob es mir gelingt, die mir zugeflogene Queichtaltrittche bis dahin noch handzahm zu bekommen. Unter örtlicher Betäubung werde ich sie dann vielleicht vorstellen. Der Duden hilft leider nicht weiter: Mit tt oder d, mit ch oder sch – wie schreibt man die Elwetrittche richtig? In der Pfalz wird sie meistens mit tt und sch geschrieben. Es gibt aber insgesamt zwölf verschiedene Schreibweisen, die alle ihre Berechtigung haben. Wir haben uns für die mit tt und ch entschieden, weil Max Slevogt als erster Künstler überhaupt Elwetrittchen mit einer Federzeichnung in einem Gedichtband verewigt hat. Und der schrieb sie mit tt und ch. Übrigens: Wir hatten schon oft Kontakt mit dem Duden-Verlag. Doch der sieht sich einfach nicht in der Lage, den Namen aufzunehmen – wegen der vielen verschiedenen Schreibweisen. Da hatten es Moorhuhn und Wolpertinger wesentlich einfacher. Zur Person Wilhelm Hauth ist 68 Jahre alt und lebt in Landau. Seit 2003 ist er Vorsitzender des 1982 gegründeten Elwetrittche-Vereins. Internet Infos zum Verein gibt es im Internet auf der Seite www.elwetrittche.de.

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Vorsitzender des Elwetrittche-Vereins Landau: Wilhelm Hauth.
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