Kultur Südpfalz Impulsive Intensität und Brillanz

Von ungemein großer musikalischer Intensität und höchster spieltechnischer Brillanz erfüllt war das Konzert, das die Solo-Violinistin Anna Markova in der Marktkirche von Bad Bergzabern gab.

Die 1985 in Kasachstan geborene Künstlerin deutschstämmiger Herkunft gehörte schon als Kind, weil hochbegabt, der Staatlichen Musikschule in Minsk an. Spezialisiert auf Barockvioline und moderne Violintechnik spielte sie vorwiegend Werke in Sonatenform mit hohem Anspruch. Moderiert wurden die Stücke von dem Musikjournalisten Gennady Kuznetsov. Schon in der einleitenden Es-Dur-Fantasie aus Telemanns zwölf Fantasien für Violine ohne Bass bestach Markovas präzises Spiel, durch die klare, individuelle Tonsprache des den Raum in voluminösem Klang füllenden Instruments. Hier bereits wurde Markovas Vorliebe für Kompositionen mit polyphoner Melodieführung deutlich. Das 1735 entstandene Stück in der damals gängigen, dem italienischen Stil angepassten Fasson kam besonders schön im arienartigen Dolce-Satz zu Geltung, dem Variationen und kontrastierende Verzierungen folgten. Geradezu bravourös spielte Markova die C-Dur-Sonate aus Bachs Sonaten- und Partiten-Zyklus für Violine solo der Jahre 1714 bis 1720. Das lange unbekannt gebliebene Werk, erst 1843 veröffentlicht, stellt höchste Anforderungen und strotzt nur so von Doppelgriffen für Akkorde. Zeitweise kam es dem Zuhörer vor, als spielten mehrere Instrumente zu gleicher Zeit, so sauber ließ sich im Fugensatz die Linienführung der voneinander klar abgesetzten einzelnen Stimmen verfolgen. Konsequent hielt die Interpretin dabei das energische, mitreißende Tempo ihres Vortrags ein. Das gleichzeitige Spiel auf allen vier Saiten setzte sich in der zweisätzigen Sonate Nr. 5 aus den sechs Sonaten op. 27 des belgischen Komponisten Eugène Ysaÿe fort. Mit dem von komplizierten Doppelgriffen nur so gespickten Stück entfachte Markova ein wahres Furioso an rasanten Tonfolgen, wellenförmig erzeugt, gleichzeitig gestrichen und gezupft oder über die Saiten gezogen, zuweilen wie dahin gehaucht anmutend. Regelrechte Tonkaskaden folgten in der 1975 entstandenen Sonate Monolog von Aram Khachaturian. Dem von starker Empfindung getragenen Werk widmete Markova eine Interpretation voll impulsiver Intensität. Schon fast ekstatisch gipfelte ihre Vortragskunst in dem von Staccato-Folgen bestimmten Doluri des georgischen Komponisten Matchavariani, einem von rasendem Tempo beherrschten georgischen Volkstanz. Entspannend und elegisch war die Zugabe. (ppo)

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