Lokalsport Südpfalz Hochstadt: Fangespräch über Zukunft des FCK

„Wir suchen keinen, der gleich 50 Millionen reinbuttert“: Michael Klatt setzt beim FCK auf Nachhaltigkeit.
»Wir suchen keinen, der gleich 50 Millionen reinbuttert«: Michael Klatt setzt beim FCK auf Nachhaltigkeit.

HOCHSTADT. Am 3. Juni entscheiden die Mitglieder des 1. FC Kaiserslautern über die Zukunft des Noch-Zweitligisten. Dann muss sich jeder mit der Frage auseinandersetzen: Ausgliederung des Lizenzspielerbereichs oder nicht? Für die Führungsriege des FCK war am Mittwochabend in Hochstadt klar: Auf mittlere Sicht gibt es nur einen Weg.

Das Treffen der Fanregion Südpfalz um den Vorsitzenden Dieter Hahn hatte hohen Besuch aus Kaiserslautern: Neben dem Vorstandsvorsitzenden Michael Klatt und Aufsichtsratvorsitzenden Patrick Banf waren vom Fußball-Zweitligisten auch Marketingdirektor Klaus Drach und der Fanbeauftragte Christoph Schneller ins Clubhaus des VfB Hochstadt gekommen, um über die Zukunft des 1. FC Kaiserslautern zu sprechen. Hauptthema: Die Ausgliederung, für die der Verein mächtig Werbung macht. Immerhin müssen 75 Prozent der Mitglieder für eine Ausgliederung stimmen, um aus dem 1. FC Kaiserslautern e. V. eine GmbH & Co. KGaA – eine Kommanditgesellschaft auf Aktien – zu machen. Betreffen würde diese Rechtsform allerdings nur den Lizenzspielerbereich, also die erste Mannschaft, die U23 und die Jugendteams U19 und U17. Handballer, Basketballer, Leichtathleten oder die Fußball-Jugend blieben Teil des Vereins FCK.

Leiden schaffen statt Leidenschaft

Die rund 50 Gäste aus den 36 Fan-Clubs, die sich in der Fanregion Südpfalz organisieren, hörten interessiert zu. Klatt und Banf nahmen sich viel Zeit, um Fragen und durchaus kritische Anmerkungen zu beantworten. „Der FCK ist fast wie eine Religion, das gilt mannschafts- und ligaunabhängig“, sagte Hahn. Zwar sei der Club zurzeit einer, der Leiden schafft, aber in einer Religion gebe es auch immer Glaube und Hoffnung. „Nur wer in die Sonne blickt, lässt den Schatten hinter sich“, fand Hahn ein passendes Bild für die Situation seines Herzensclubs. Banf informierte erst über FCK-Chefcoach Jeff Strasser, der seinen Platz auf der Bank aus gesundheitlichen Gründen räumen musste. Michael Frontzeck übernahm und hauchte dem Tabellenletzten neues Leben ein. Strasser gehe es wesentlich besser, er fühle sich gut, so Banf. „Michael macht seine Sache richtig gut, er hat auch einen Vertrag für die 3. Liga.“ Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass Strasser in der Wintervorbereitung die Grundlagen für die 18-Punkte-Rückrunde erarbeit habe.

Vier Säulen

Probleme machen dem FCK derzeit die Lizenzauflagen im Falle eines Abstiegs. „Wir haben die Unterlagen für beide Ligen eingereicht, müssen uns für die 3. Liga aber mächtig strecken. Wir sind da jedoch vorsichtig optimistisch“, sagte Banf, bevor er auf das „Lautrer Modell“ einer Ausgliederung zu sprechen kam, das Kollege Klatt erläuterte. Dieses sei einzigartig in der Bundesliga und man sei sich sicher, dass diesem viele andere Vereine folgen werden. Vier Säulen aus potenziellen Aktionären tragen das Modell: Die Fans, die als Investoren „ihrem“ FCK unter die Arme greifen, regionale Sponsoren, stille Gesellschafter und ein Großunternehmen oder Finanzinvestor. „Wir wollen das auf mehrere Schultern verteilen“, sagte Klatt. Der FCK suche 50 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre. Fans würden sich bei erfolgreicher Ausgliederung wohl ab dem vierten Quartal in diesem Jahr am FCK beteiligen können.

„Kein 1860“

Immer wieder fiel das Beispiel 1860 München, das sich auf den Investor Hasan Ismaik einließ und jetzt (noch) in der Regionalliga Bayern kickt. Die Angst vor einem sportlich noch schlimmeren Abstieg durch das Herumwerkeln eines Investors schreckt viele Traditionsfans ab. Klatt stellte klar: „Durch dieses System fällt jeder Sponsor raus, der zu uns kommt und meint, einfach einen Bundesliga-Club kaufen zu wollen. Wir sind kein 1860.“ Ein doppelter Boden in der Struktur der Überwachung des Aufsichtsrats würde solch eine „Übernahme“ verhindern. Holger Laible von den Houschder Hainbachteufeln, die im Juli 20-jähriges Bestehen feiern, fragte nach der Erfolgsaussicht einer Ausgliederung. „Viele Ultras sind ja dagegen“, merkte er an. Banf stellte klar, dass es für den FCK auf mittlere Sicht keinen anderen Weg geben könne: „Wir sind guter Dinge, dass die Ultras das verstehen.“

Schwierige Planung

Scheitere die Ausgliederung, werde es den FCK zwar weiter geben, allerdings könne es sein, „dass wir keinen Profifußball mehr spielen“, sagte der Aufsichtsratschef. Der FCK würde dann wohl in der Oberliga auflaufen. „Wenn wir nicht ausgliedern, habe ich im Moment nicht die Lösung für übernächste Saison.“ Schon die Planung für die nächste Saison könnte sich als schwierig gestalten, war zwischen den Worten zu hören: Zwei Spieler hätten zum Zeitpunkt des Amtsantritts vor etwa vier Monaten einen Vertrag für die 3. Liga gehabt. „Sieben bis zehn Spieler“ wolle man versuchen zu halten. Dass das nicht unbedingt die Leistungsträger sind, war in Hochstadt wohl allen klar. Was denn passiere, wenn der FCK pleite geht und neu anfangen müsse, hakte ein besorgter Fan nach. „C-Klasse“ war die kurze und trockene Antwort, die sie nicht hören wollte.

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