Kreis Südliche Weinstraße Hayna: Karl-Emil Kuntz verlässt Küchenchefposten in der „Krone “

Immer auf den Punkt: Karl-Emil Kuntz.
Immer auf den Punkt: Karl-Emil Kuntz.

Herxheim: Eine kulinarische Ära in der Südpfalz geht zu Ende. Nach 36 Jahren verlässt Karl-Emil Kuntz seinen hochdekorierten Küchenchefposten in der „Krone “ in Hayna. Seine Nachfolge tritt Tochter Erika mit ihrem Lebensgefährten Fabio Daneluzzi an.

Leicht fällt ihm der Abschied aus seiner „Krone“-Küche in Hayna nicht. Dort hat er sich schließlich jeden Tag aufs Neue beweisen dürfen – und müssen. Mehr als dreieinhalb Jahrzehnte lang. Aus den vielen Komplimenten seiner Gäste für seine fantasievolle Küchenkunst hat Sternekoch Karl-Emil Kuntz immer wieder neue Kraft geschöpft, auch die nötige Stärke gewonnen, um dauerhaft das pulsierende Familienunternehmen mit seinen über 60 Mitarbeitern, das höchstbewertete Restaurant in der Pfalz, auf diesem Niveau zu halten. Im Gourmet-Restaurant hat er seine Vorstellungen von großer Küche verwirklicht. 32 Jahre in Folge ist er dafür mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet worden. Keinem anderen Koch in der Pfalz ist das zuvor gelungen. Doch nun ist für den 60-Jährigen Schluss. Ihm folgt seine jüngste Tochter, Erika Kuntz. Sie wird die „Krone“ künftig mit ihrem Lebensgefährten Fabio Daneluzzi führen. Es ist eine Herkulesaufgabe. Die „Krone“ in Hayna, so wie sie sich heute in dem kleinen, ein wenig unscheinbar anmutenden Ort in der Südpfalz präsentiert, ist das Lebenswerk von Karl-Emil Kuntz. Ausgezeichnet auch von Gault Millau mit 18 von 20 Punkten, ist das Restaurant seit Jahren eine Top-Adresse für Gourmets und anspruchsvolle Tagungsgäste, für Wellnessurlauber und Pfalzliebhaber jedweder Art, für Sportgrößen und Repräsentanten des Showbusiness. Nicht zu vergessen sind all die politischen Größen, etwa Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl, Ex-Bundespräsident Horst Köhler oder auch der frühere amerikanische Präsident George W. Bush, die gerne die kreative Sterneküche des leidenschaftlichen Marathonläufers genossen. Kaum ein Tag verging, an dem er nicht schon frühmorgens die Felder in Hayna durchstreifte, um beim Lauf seinen Kopf wieder frei zu bekommen. Frei für neue Ideen oder so manch ein pfiffiges Rezept für eine seiner kulinarischen Köstlichkeiten. Manche davon fanden auch ihren Weg zu dem einen oder anderen der vielen legendären Küchenfeste, immer am letzten Sonntag im Januar. Die kulinarischen Treffs mit vielen Promis und treuen Stammgästen zählten zu den Höhepunkten im gastronomischen Kalender der „Krone“. Dort hat Kuntz jedes Jahr seine Kunst noch einmal gekrönt. Und auch an solchen Abenden wurde dem Besucher rasch klar: Keiner in der Pfalz hat so viel Wert auf regionale Produkte gelegt wie er. Keiner hat die Pfälzer Küche international so salonfähig gemacht wie er. Wer jemals seine bunten Tomaten kosten durfte, sich jener Komposition aus Gelee, Essenz, Espuma und anderem mehr hingab, wird sicher heute noch mit der Zunge schnalzen. Wie schrieb Restaurantkritiker Jürgen Dollase erst im vergangenen Jahr in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ so treffend: „Hier ist ein Meister am Werk, agil und von einer enormen kulinarischen Leidenschaft, Leistungsfähigkeit und gleichzeitig großer Gastfreundschaft geprägt.“ Doch so ganz geht Karl-Emil Kuntz dann auch nicht. Beratend wird der Sternekoch und Südpfälzer aus Überzeugung seinem Nachfolger in der Küche, Fabio Daneluzzi, zur Seite stehen. Der 25-Jährige absolvierte einst seine Ausbildung in der „Krone“ und ist somit mit den Anforderungen der Sterneküche bestens vertraut. Kuntz will es aber trotzdem endlich etwas ruhiger angehen lassen können. Verschnaufen. „Jetzt mit 60 will ich endlich all das nachholen, was in den vielen Jahren unzähliger Stunden Arbeit in der ,Krone’ zu kurz gekommen ist“, hat er sich fest vorgenommen. Er freut sich vor allem auf mehr Zeit mit seiner Familie, der jüngste Sohn geht schließlich noch zur Schule. „In Gesundheit und etwas mehr Ruhe“, sagt Kuntz zum Abschied vom Herd. Gerade in den zurückliegenden Jahren war der drahtige Spitzenkoch doch zeitweise gesundheitlich etwas angeschlagen, hatte sich öfter gefragt, wie lange es ihm wohl noch gelingen würde, diese schwierige Balance zwischen Knochenjob und Leidenschaft zu halten. Auch der viel zu frühe Tod seines Schwagers Robert Schlindwein, der die „Krone“ keineswegs nur zu Frühstückszeiten mit viel Engagement unterstützte, hatte ihn hart getroffen. Ihn auch über die Endlichkeit des Lebens nachdenken lassen. Vielleicht ist der „Krone“-Chef ja auch deswegen überzeugt, dass der Wechsel in der Führung in vollem Umfang erfolgen musste. „Die Folgegeneration muss auch ihren eigenen Stil entwickeln können und darf nicht immer im Schatten des Seniors stehen.“ Vor ein paar Tagen hat er sich von seinem Team als Chef verabschiedet. Um sich voll und ganz auf die neue Aufgabe konzentrieren zu können, hat Kuntz seiner Tochter Erika und ihrem Lebensgefährten geraten, dem Gourmet-Restaurant während der Übergangsphase eine kreative Pause zu gönnen. Schon bei seinem 60. Geburtstag im vergangenen Februar, als Kuntz Wegbegleiter, Freunde und Familie um sich geschart hatte, konnte eigentlich den Gästen nicht entgehen, dass nicht alles bleiben wird, wie es einmal war. Als seine älteste Tochter Kathrin seine Rede verlas, weil den Papa seine eigenen Worte viel zu sehr bewegten, ging es auch um das Kuntzsche Lebenswerk, das der Sternekoch einst von seinem Vater übernommen hatte. Dass es auch weiterhin erhalten bleiben möge, das war bereits an diesem Abend wohl sein sehnlichster Wunsch.

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