Kreis Südliche Weinstraße Hans Scholl als Schulfreund

Liebt das Klima rund um Bad Bergzabern: Helmut Matheis.
Liebt das Klima rund um Bad Bergzabern: Helmut Matheis.

Obwohl er schon jenseits der 100 sei, sei er immer noch voller Interesse für die Welt. Das sagt der Kalligraf und Erfinder von Schrifttypen, Helmut Matheis, zu Beginn eines heiteren Gesprächs mit der RHEINPFALZ. Anlass ist sein 101. Geburtstag, den er heute feiert. Etwas Musik, der fast tägliche Plausch mit seiner Hausverwalterin und seine kalligrafischen Schriften sortieren, das beschäftigt den Herrn mit dem charmanten Lächeln.

Der am 21. November 1917 in Speyer geborene Matheis ist ein Einzelkind. Bis 1932 wohnte er in Ludwigshafen. Dort hatten seine Eltern ein Möbelgeschäft und er besuchte dort das Gymnasium. Die Zeiten waren mehr als unruhig, und die von Matheis so bezeichnete „Pleitezeit“ ergriff auch das Möbelgeschäft. Also zog die Mutter mit der Familie nach Ulm, um dort am Münsterplatz ein Bettengeschäft zu eröffnen. In Ulm lernte er in der Schule Hans Scholl kennen, Mitbegründer der „Weißen Rose“, einer studentischen Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus. „Wir waren echt gute Freunde.“ Singen, Zeichnen und Turnen waren Matheis’ Lieblingsfächer. „Und ich hatte schon immer ein Faible für Schriftzeichen. Alle Schriften waren für mich interessant.“ Nach dem Abitur 1937 wurden die jungen Burschen gleich zum Arbeitsdienst verpflichtet. Den darauffolgenden zwei Jahre schloss sich ein Militärdienst in Frankreich an. Durch einen Führererlass war es ihm möglich, während der Militärzeit ein Studium in Kunst und Medizin in München zu absolvieren. Sein Fazit aus diesen Jahren: „Ich hab besser gezeichnet als geschossen.“ Allerdings wurde er im Krieg in der Ukraine an der Hand schwer verwundet. Mit einem der letzten Lazarettzüge ging es nach Tutzing in Bayern. Nach dem Krieg machte er sich selbstständig, unter anderem mit Glückwunschkarten. Bei der Firma Ludwig und Mayer in Frankfurt entwickelte er sich zu einem der führenden Schriftenentwickler. „Schauen Sie“, sagt er, „die Schrift ,Charme’ auf den beliebten Pizza-Tellern, die ist von mir kreiert. Ich bin ein Schriftenerfinder.“ Etwa zehn Schriften wurden vom ihm entwickelt, die heute noch im Gebrauch sind. Für Willi Daume, den damaligen Präsidenten des Sportbunds, entwarf er die Sportabzeichen. Er wohnte eine Zeit lang mit seiner Frau Ursula am Starnberger See, später in Bernau am Chiemsee. 65 Jahre waren sie verheiratet. Als Ursula vor 13 Jahren starb, wollte Matheis in eine neue Umgebung ziehen. Er erinnerte sich an die Wochenenden mit seinen Eltern, die regelmäßig in den Wäldern rund um Bad Bergzabern verbracht wurden. Das Klima sei genau richtig für ihn, erklärt der Junggebliebene verschmitzt. Und auch sein Großvater sei schließlich über 100 Jahre geworden. Früher zählten zu seinen Hobbys Skifahren und andere Sportarten. Seine Familie, die in Griechenland lebt, wird an seinem Geburtstag da sein.

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