Kreis Südliche Weinstraße Guter Geist

Grundlage für ein gutes Ergebnis in der Flasche seien makellose Früchte, die fast ausnahmslos aus eigenem Anbau stammten, sagt W
Grundlage für ein gutes Ergebnis in der Flasche seien makellose Früchte, die fast ausnahmslos aus eigenem Anbau stammten, sagt Willi Peter.

«Oberotterbach.» Schon als kleiner Bub hat er immer den Vater begleitet, wenn der die Maische für den Obstbrand vorbereitete. Von ihm hat Willi Peter nicht nur das Brennrecht geerbt, sondern auch die Obstgrundstücke. Das sei noch zu einer Zeit gewesen, erinnert sich der 61-Jährige, als am Ende jeder Ackerzeile ein Obstbaum stand. Die Flurbereinigung hatte das Landschaftsbild noch nicht derart verändert. Peters Elternhaus steht in Schweigen-Rechtenbach. Dort sind noch Teile seiner Produktion. Seinen Lebensmittelpunkt allerdings hat er seit 1984 mit seiner Frau Lusi in Oberotterbach. Dort besitzt Peter auch seine Manufaktur feinster Destillate. Es ist der Treffpunkt für viele kleine Gruppen zu Degustationen. Im Verkaufsraum dokumentieren Auszeichnungen, die gerahmt an der Wand hängen, sein Ringen um erstklassige Geiste, Brände und Liköre. Von dort aus werden auch jährlich rund 2000 Flaschen vermarktet. „Reich kann man nicht unbedingt davon werden, aber es macht Spaß“, konstatiert Peter. Grundlage für ein gutes Ergebnis in der Flasche, das unterstreicht Peter immer wieder, seien makellose Früchte, die fast ausnahmslos aus eigenem Anbau stammten. „Da kann ich dann auch Einfluss auf Qualität und Erntezeitpunkt nehmen.“ Rund drei Hektar teilt er sich mit einem seiner Söhne, der sich inzwischen auch für das Obstbrennen begeistert und in Rechtenbach seine Apparaturen stehen hat. Sowohl das Ernten als auch das Einmaischen der Früchte sind Handarbeit. Manchmal auch Knochenarbeit. Nur gesunde, vollreife und somit aromareiche Früchte seien die Basis für feine Destillate. 15 verschiedene Apfelsorten hat Peter auf seinen Plantagen angebaut. Jetzt sind gerade die Mirabellen dran, die er gemeinsam mit seiner Frau erntet. Da lässt er niemand anderen ran. Ihm ist es wichtig, dass die Früchte streng kontrolliert, nur die allerbesten nach Oberotterbach gebracht werden. In große Tücher, die am Boden ausgebreitet werden, fallen die vom Baum geschüttelten Früchte, die dann ausgelesen werden. „Alles wird bei uns selektiert“, erklärt er. Das gilt auch für die wilden Brombeeren und Holunderbeeren, die er gemeinsam mit seiner Frau jedes Jahr pflückt. Kirschen, Birnen, Zwetschgen, all das sind gewohnte Aromen im Reich des Obstbrenners, der sich aber jedes Jahr etwas Neues einfallen lässt. Zu den Köstlichkeiten für Freunde des Hochprozentigen zählt etwa ein Stachelbeer- oder auch Aprikosenbrand. Nicht zu vergessen die Tresterbrände, die vom Gewürztraminer bis zum Sauvignon blanc reichen. Seit ein paar Jahren lassen sich die Peters zudem auch Orangen, Blutorangen und Limetten aus Sizilien schicken. Zu besonderen Anlässen serviert Lusi Peter auch schon mal einen Orangengeist als Aperitif. Ob man nun Schnaps brennt oder ein Edeldestillat, der Vorgang ist identisch. Aus der Maische wird durch Erhitzen und anschließendes Abkühlen der entstandenen Dämpfe Alkohol gewonnen. Dabei macht Willi Peter klar: So modern Brennereitechnik heute auch sein mag, selbst mit einem reichen Erfahrungsschatz lasse sich aus schlechter Maische kein guter Tropfen machen. Es hat einen Grund, warum der Chef des Hauses die im Akazien- oder Kastanienholzfass gelagerten Brände besonders herausstellt. Vielleicht auch der Zigarrenraucher wegen, die immer öfter zu Peters Zigarrenbrand greifen, einem im Holzfass gereiften Apfelbrand, von dem sie überzeugt sind, dass er die Aromen einer guten Zigarre erst so richtig zum Ausdruck bringt. Viele behaupten gar, er komme einem Whisky sehr nahe. Die meisten Brände und Geiste, die Peter braut, gehen an Privatkunden, vor allem auch an die Südpfalzurlauber, die immer wieder gerne vorbeikommen, um Mitbringsel für die Lieben daheim mitzunehmen. Zudem verschickt der Destillateur auch viele Flaschen per Internet an Stammkunden oder auch Unternehmen, die etwa für Weihnachten Brände mit eigenem Etikett bestellen. Gut im Geschäft sind die Peters aber auch in der Gastronomie in der gesamten Bundesrepublik. „Wir profitieren von der hohen Fluktuation der Mitarbeiter.“ Viele von ihnen, vor allem auch jene, die Peter bei seinen Schulungen für Sommeliers kennengelernt haben, teilen ihm gerne ihren neuen Arbeitgeber mit, Bestellungen inklusive. Engagiert vertritt Willi Peter auch als Vorsitzender des Vereins Destillerie Pfälzer Edelbrand Interessen seines Berufsstandes. An seinen Ruhestand denkt der 61-Jährige noch lange nicht. Im Gegenteil. Bei aller Tradition des Hauses: 2019 möchte er endlich mal einen Mandelgeist brennen.

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