Kreis Südliche Weinstraße Gut für jordanische Wasserpfeife

Der Witterungsverlauf war für den Tabak ungünstig. Matthias Detzel erwartet dennoch eine durchschnittliche Qualität.
Der Witterungsverlauf war für den Tabak ungünstig. Matthias Detzel erwartet dennoch eine durchschnittliche Qualität.

Die Gemeinde Herxheim galt einst als die südpfälzische Metropole des „Blauen Dunstes“ . Doch die Blütezeit der Branche ist viele Jahrzehnte her. „In diesem Jahr war die Ernte wie bei anderen Kulturen zudem um die 20 Prozent magerer als sonst“, bemerkt Matthias Detzel aus Herxheim, seit fünf Jahren stellvertretender Landesvorsitzender des Tabakbauverbands. Detzel bewirtschaftet rund 25 Hektar Tabakanbau. Was die Qualitäten angehe, müsse von einem durchschnittlichen Niveau ausgegangen werden. Maßgeblich sei auch für den Tabak der ungünstige Witterungsverlauf. So verzögerten reichliche Niederschläge im Frühsommer bei der Auspflanzung der Setzlinge die Feldarbeiten. Aufgrund der Nässe hätten die Pflanzen kein ausreichendes Wurzelsystem gebildet, so dass bei der lang anhaltenden Trockenheit während der Hitzeperiode eine kontinuierliche Bewässerung notwendig war. Die Pflanzen bildeten weniger Blätter. Durch die teilweise sehr schnelle Reife sind die pfälzischen Pflanzer mit der Ernte nicht mehr nachgekommen, dadurch konnten viele Bestände erst in überreifem Zustand gelesen werden. Nach der Trocknung schlägt sich dies in einem höheren Anteil brauner, statt gelber Blätter nieder. Wie hoch der Minderertrag im Betrieb von Matthias Detzel bei den 20 Hektar Virgin und fünf Hektar bei der Zigarettensorte Badischer Geudertheimer sein wird, lasse sich derzeit, wo die Tabakernte nahezu abgeschlossen ist und die Verkaufsphase an die Vertragsfirmen im Gange sei, nur grob schätzen, so Detzel. Er ist übrigens der einzige Landwirt in Herxheim, der sich noch dem Nachtschattengewächs widmet. Im Ortsbezirk Hayna oder dem benachbarten Herxheimweyher ist den Tabakbauern mittlerweile die Puste ausgegangen. Zur Blütezeit gab es allein in Herxheim mehr als 30 Tabakpflanzer. Die Gemeinde schmückte sich gerne mit dem Attribut „Größte tabakbautreibende Gemeinde Deutschlands“. Der Landesverband rheinland-pfälzischer Tabakpflanzer zähle heute noch gerade 45 Mitglieder, so Detzel. Die eigene Tabakzeitung sei längst eingestellt. Dennoch strahlt Detzel , was die Zukunft der Tabakpflanzer angeht, weiter Zuversicht aus. 90 Prozent der Tabakbaubetriebe sei nicht aus Rentabilitätsgründen geschlossen worden, sondern weil keine Betriebsnachfolger gefunden wurden. „Wir suchen Nachwuchs“, stellt Detzel fest. Und diesen für eine Intensivkultur zu begeistern, sei schwer. Der Tabak sei zwar ein robustes, jedoch sehr an-spruchsvolles Pflänzchen. Die Kultur fordere einen das ganze Jahr, betont Detzel. Pro Hektar müssten 400 Arbeitsstunden investiert werden. Detzel räumt ein, dass ohne die rund 20 rumänischen Saisonkräfte die Arbeit nicht zu bewältigen sei. Obwohl es seit 2011 für den Tabakbau keine Subventionen mehr gibt, zeigt sich Detzel mit dem Preisniveau zufrieden. Nach dem Ende der Subventionen hätten die Firmen als Abnehmer den Landwirten gute Preise angeboten, unterstreicht er. Das Niveau sei in den vergangenen drei Jahren sogar gestiegen. Wichtig sei, so Detzel, dass die Tabakbauern mit ihren Produkten weitere Sparten und damit auch neue Nischen besetzen. In der Südpfalz werde vor allem die Sorte Virgin kultiviert. Der Tabak werde nicht nur für Zigaretten geschnitten, sondern glimme in den vergangenen Jahren vermehrt auch in Wasserpfeifen. Ein echter Exportschlager. „Dieser Markt ist für uns am lukrativsten“, berichtet Detzel. Virgin sei hochwertiger als Zigarettentabak, habe eine gute Struktur. So könne die Melasse besser aufgenommen werden. Den Stolz, dass der hiesige Tabak etwa in jordanischen Wasserpfeifen landet, ist Detzel anzumerken. Nicht nur dem Bio-Wein, sondern seit drei Jahren auch dem Bio-Tabak hat sich Sebastian Martin in Insheim verschrieben, den er auf 7,5 Hektar anpflanzt. Auch er spricht von einer Ernteminderung um die 20 Prozent. Dabei sei man in Insheim noch mit einem blauen Auge davongekommen: keine Hagelschäden, keine Folgen von Starkregen. Martin macht sich um den weiteren Anbau von biologisch erzeugtem Tabak ernste Gedanken. Der amerikanische Konzern Santa Fe Natural Tabacco Company war Hauptabnehmer für die Tabakbauern in der Pfalz. Sein Rückzug aus dem pfälzischen Markt bedeutete einen harten Einschnitt. Mittlerweile steht Martin bei einem deutschen Unternehmen in Hamburg unter Vertrag. Die Konkurrenz, der Preisdruck gegenüber den ausländischen Märkten und vor allen auch die Auflagen bei der Bio-Tabakproduktion würden immer höher. Andere Abnehmer zu finden, gestalte sich immer schwieriger. Hinzu komme, dass es auch immer schwieriger werde, Erntehelfer zu bekommen. All dies lasse bei ihm den Gedanken reifen, den Bio-Tabakanbau wieder aufzugeben, sagt Martin.

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