Kreis Germersheim Gibt es das noch: Und er leuchtet noch immer

Segelfreizeit Hepkema 1975.
Segelfreizeit Hepkema 1975. Foto: Weber

„Ich habe den Ostfriesennerz von meiner Schwiegermutter geerbt. Sehr robust das gute Stück“, schreibt Silvia Lauth aus Edenkoben. „Die Schwiegermutter hatte ihn bei der Arbeit im Wingert, ich habe ihn zum Gassi gehen an“. Selbst im hohen Norden leistet das Erbstück gute Dienste. Tochter Janina hatte ihn im Urlaub in Norwegen dabei und dort war er auch in Gebrauch, wie man auf dem Foto sieht.

„Natürlich gibt es das noch, zumindest in Rülzheim“, schreiben Ursula und Werner Heiler. Ihre ersten (und einzigen) „Ostfriesennerze“ hängen tatsächlich noch im „Ausrangier-Kleiderschrank“ im Keller. Und sie wissen auch noch sehr genau, wann und wo sie die beiden Stücke gekauft haben. „Es war im Juni 1978, unser erster gemeinsamer Urlaub direkt an der Nordsee, genauer gesagt in Horumersiel. Unsere zwei Ferienwochen waren total verregnet. Die Tagestemperaturen lagen bei 36 Grad, morgens 18 und abends nochmals 18 Grad, gepaart mit Dauerregen. Alle Freibäder in der näheren Umgebung waren geschlossen und selbst das Nordseewasser hatte nur knapp Lufttemperatur. Es gab für uns Jungverheiratete nur zwei Möglichkeiten, entweder Bus- oder Schiffs-Touren oder einfach spazieren gehen. Für Letzteres waren wir nicht ausgerüstet, also rein ins nächste Bekleidungsgeschäft im Dorf (das gab es damals noch) und für jeden einen neongelben Ostfriesennerz und farblich passende Stiefel dazu. Der Preis war erschwinglich für unsere schmale Urlaubskasse: Jacke = 19,90 DM / Stiefel = 12,90 DM. So ziemlich regengeschützt und zusätzlich mit Jeans und dickem Pullover ausgestattet, sind wir dann fast jeden Tag stundenlang am Strand herum marschiert. Unser Ostfriesennerz schützte hervorragend gegen den täglichen Regen, lediglich eine Kapuze haben wir schmerzlich vermisst. Übrigens waren wir mit der Verkleidung beileibe nicht allein, denn mit uns trotzten viele weitere neongelbe Zeitgenossen dem Wind und Regen an der Nordsee. Wir haben die beiden Ostfriesennerze nach dem Urlaub nie mehr getragen und so gerieten sie über 40 Jahre (bis zu dem Mapla-Aufruf) in Vergessenheit.“

Besondere Erinnerungen verbindet auch Alfred Weber aus Kandel mit dem Wind- und Wettermantel. „Die Segelfreizeit NL Hepkema war eine Segelfreizeit des CVJM Pfalz geleitet von meinem Freund Günter Henke dem damaligen Jugendwart des CVJM. Die Teilnehmer waren Jungen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren aus der ganzen Pfalz. Anreise war mit dem Bus. Ich war der Freizeittechniker und für Bootsreparaturen und Segel flicken zuständig. Für das leibliche Wohl sorgte die Frau von Henke und meine Frau. In diesen Dingern ging es auf See beziehungsweise mit den Jugendlichen auf Segelfreizeiten.“ Allerdings hätten die Mäntel entscheidende Nachteile gehabt, denn sie waren „im Verschlussbereich und am Kragen nicht besonders dicht, deshalb musste man, um das eingedrungene Wasser aufzusaugen, Handtücher darunter tragen. Aber der Ostfriesennerz war der beste und bezahlbare Schutz gegen das Wasser, den es zu dieser Zeit gab. “ Aber eigentlich hätte man auf „dieses Ölzeug verzichten können“, schreibt Weber, denn man wäre trotzdem am ganzen Körper feucht gewesen – nicht vom Regen oder Spritzwasser, sondern vom eigenen Schweißbad.

Urlaubserinnerungen verbinden Christian Keipert und Gabriele Jürges aus Rheinzabern mit dem Ostfriesennerz: „Auch wir haben noch die wunderbaren Ostfriesennerze. Bei vielen Strandspaziergängen waren sie uns eine große Hilfe, leider schützten sie nicht die Hosen darunter. Wenn das Wasser dann bis zur Gürtellinie unter den Nerzen gekrochen ist, flüchteten wir wieder zurück in unser Urlaubsquartier.“

Urlaub an der Nordsee.
Urlaub an der Nordsee. Foto: Heiter
Janina Lauth in Norwegen.
Janina Lauth in Norwegen. Foto: Lauth
Christian Keipert.
Christian Keipert. Foto: Keipert
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