Kreis Germersheim Germersheim: Heiligabend gemeinsam feiern

Gemeinsam mit den Teilnehmern und ihren Kollegen vom Organisationsteam geht Pastoralreferentin Irina Manck an Heiligabend auch z
Gemeinsam mit den Teilnehmern und ihren Kollegen vom Organisationsteam geht Pastoralreferentin Irina Manck an Heiligabend auch zur Kirche St. Jakobus.

Weihnachten ist das Familienfest schlechthin. Aber nicht jeder kann mit Angehörigen feiern. Der Partner ist verstorben oder die Kinder und Enkel wohnen weit weg. Alleinsein ist an Heiligabend besonders hart. Die katholische Pfarrei Germersheim lädt alleinstehende Menschen zu einer Feier in der Stillen Nacht ein. Einige haben sich bereits getroffen.

Die langen Korridore des ehemaligen Klosters sind menschenleer an diesem Abend. Pfeile auf Zetteln mit der Aufschrift „Heiligabend gemeinsam feiern“ weisen den Weg. Hinter einer offenen Tür dringt Licht und Stimmengemurmel hervor. Drinnen sitzen bereits Menschen an einem Tisch und unterhalten sich. Kerzen brennen neben Adventsgebäck, süßer Duft von Früchtetee dringt in die Nase.

Ein Vorgeschmack auf Heiligabend

„Wir fragen bewusst nicht, warum die Leute zu uns kommen“, sagt Irina Manck. Die Pastoralreferentin der Pfarrei Seliger Paul Josef Nardini moderiert die Kennenlernrunde. Trotzdem erzählen die meisten Anwesenden gleich zu Beginn, was sie herführt. „Ich feiere Heiligabend seit zwei Jahren allein“, sagt eine Frau mittleren Alters. Sie möchte „schauen, was sich hier tut“. Die Entscheidung, ob sie wirklich an Weihnachten kommt, lässt sie sich aber noch offen. Heiligabend mit Fremden feiern, fällt augenscheinlich nicht so leicht. Bestimmt spreche das Angebot viele Menschen an – aber nur wenige davon seien zu dem Treffen gekommen, meint die Germersheimerin. „Da gibt es Berührungsängste.“ Ein „Ausweichquartier“, wenn er nicht bei den Enkeln feiern kann, sucht ein älterer Herr. Er hat Ideen, wie das Fest aussehen könnte: „Ein Bäumchen muss schon her“, meint er lachend. Er rennt damit offene Türen bei Hubert Mathes vom Orga-Team ein. Heiligabend ohne Baum geht gar nicht. Deswegen bringt Mathes seinen Christbaum von zuhause mit. Raumhoch werde er allerdings nicht sein, schließlich muss er in den Polo passen.

Rote-Beete-Suppe wie in Polen

Es gibt noch einige andere Dinge, die an Weihnachten nicht fehlen dürfen: ein schön gedeckter Tisch, Kerzen, Vorlesen aus der Bibel, Stubenmusik, ein Gläschen Wein und natürlich ein gemeinsames Festessen. Rote-Beete-Suppe wünscht sich ein Mädchen, das mit seiner Mama da ist. Ein Gericht, das traditionell in Polen an Heiligabend gegessen wird. Mutter und Tochter verbringen das erste Weihnachten gemeinsam in Deutschland und wollen lieb gewonnene Bräuche nicht vermissen. „In Polen gibt es an Heiligabend kein Fleisch“, erklärt Anna Mathes, ebenfalls vom Organisationsteam. Auch Oblaten teilen sei eine polnische Tradition. „Man bricht miteinander das Brot und wünscht sich beispielsweise Gesundheit“, sagt Hubert Mathes. „Ich bin ganz allein“, erzählt eine betagte Frau. Sie könnte mit ihren Kindern und deren Familien feiern, aber der Trubel sei ihr zu viel. „Ich möchte gerne unter Erwachsenen sein.“ Sie wünscht sich, „dass wir uns alle verstehen und dass wir es schön haben am Heiligabend.“ Einfach zusammen sein, miteinander reden und lachen, das wollen die meisten in der Kennenlernrunde.

Check- und Wunschliste für den gemeinsamen Abend

Trotzdem sollen einige Abläufe an dem Abend geplant sein. Irina Manck hat eine Checkliste vorbereitet: Essen, Deko, Lieder und Musik – jeder darf seine Wünsche einbringen. Das tun die Anwesenden ohne Scheu. Das Eis ist schnell gebrochen, die Chemie scheint zu stimmen. Nach gut einer Stunde steht das Programm, zu dem jeder einen Beitrag leisten, jeder etwas mitbringen, möchte. Zum besinnlichen Teil zwischen Rote-Beete-Suppe, Würstchen mit Kartoffelsalat und Überraschungsnachtisch gehören Weihnachtsgeschichten, ein Lichtergang zur Krippe in der Kirche St. Jakobus und natürlich gemeinsame Lieder. „Es ist ein Ros’ entsprungen“ und „Stille Nacht“ stehen weit oben auf der Wunschliste. Den ganzen Abend soll dann aber doch nicht gesungen werden, ist man sich einig. Auch einen Moment des Gedenkens an geliebte Menschen, die man verloren hat, soll es auf Wunsch einer älteren Dame aus Germersheim geben: „Wir haben ja alle einen Grund, warum wir allein und heute hier sind“, sagt sie leise.

Info

Anmeldung für die Feier „Heiligabend nicht allein“ ist noch heute möglich bei Pastoralreferentin Irina Manck, Telefon 07274 9485330. Beginn ist am 24. Dezember, 18 Uhr (bis ca. 21.30 Uhr), Pfarrheim Germersheim, Klosterstraße 13. Das Angebot richtet sich an alleinstehende Menschen unabhängig von Alter und Konfession. Es gibt einen Fahrdienst. Ein gemeinsamer Abschluss mit dem Besuch der Christmette in St. Jakobus um 22 Uhr ist möglich.

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