Kreis Germersheim Georgsturm doch kein Wehrturm

Eckhard Zechiel, Dr. Werner Esser und Christraud Haas sind der Geschichte des Turmes auf der Spur.
Eckhard Zechiel, Dr. Werner Esser und Christraud Haas sind der Geschichte des Turmes auf der Spur.

Vor 500 Jahren wurde am 23. April, dem Festtag des heiligen Georgs, der Turm der St. Georgskirche geweiht. Mit dessen Bau begonnen wurde im Jahr 1501. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres lädt die Protestantische Kirchengemeinde heute, Samstag, 19 Uhr, zu einer „St. Georgssoirée“ in die St. Georgskirche ein. Dabei wird auch die Ausstellung „500 Jahre St. Georgsturm“ eröffnet, die der „Arbeitskreis Geschichte“ der Volkshochschule erarbeitet hat.

Sechs Monate lang haben die Mitglieder des Kreises die Geschichte des Turmes erfasst, haben in alten Urkunden und Kirchenbüchern geforscht. Sie haben sich mit dem spätmittelalterlichen Bauwesen vertraut gemacht, in Geschichtsbüchern studiert, den Turm mit ähnlich gearteten Bauten wie etwa dem Turm der Landauer Stiftskirche verglichen und die Stammbäume von Ludwig dem Pfalzgrafen bei Rhein und Kurfürst sowie von Ludwig dem Herzog von Pfalz-Zweibrücken erstellt. Die beiden Adeligen stifteten ja die über dem südlichen Eingang des Turmes angebrachte Georgs-Statue und kamen wohl auch noch für einen Teil der Baukosten auf, waren es doch die Soldaten ihrer Vorfahren die 1460 die alte Kandeler Kirche zerstörten. Bekannt war ja, dass der Turm ursprünglich höher gebaut war, dass er aber durch Blitzeinschläge mehrfach beschädigt wurde. Warum der Turm danach nicht mehr in seiner vollen Höhe wieder errichtet und die ursprünglich zweistöckige Wächterwohnung nur einstöckig gebaut wurde konnte man nicht ermitteln. Durch die Forschungen des Arbeitskreises bestärkt ist die Feststellung, dass das „welsche Haube“ genanntes Dach erst nach dem Dreißigjährigen Krieg aufgesetzt wurde und dass die erste Wächterwohnung einen Umgang hatte, auf dem der Wächter laufen konnte und von dem die Wasserspeier das Wasser abgeleitet haben. Wie das Dach ausgesehen hat ist jedoch nicht bekannt. Geklärt wurde, dass der Georgsturm keine Schießscharten hatte und damit – anders als bisher angenommen – kein Wehrturm war. Das über dem südlichen Eingang eingemeißelte Wort „fürwaer“ bedeutet nicht „für Wehr“ sondern heißt „fürwahr“, sagte der Bergzaberner Archivar. Ab heute sind die Ergebnisse des Arbeitskreises auf 27 Tafeln zu sehen. Auf dem Programm der „St. Georgssoirée“ steht noch ein weiteres Highlight: Die von Eckhard Zechiel geschaffene Multi-Media-Show mit den schönsten Ansichten des Kandeler Wahrzeichens.

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