Kreis Germersheim Geduld und Zivilcourage schaden nicht

Günter Logé im Gespräch in der Wörther RHEINPFALZ-Redaktion.
Günter Logé im Gespräch in der Wörther RHEINPFALZ-Redaktion.

Ab Mai ist er „weg von allem“ wie er sagt, weg von allem in der Kommunalpolitik und nur noch als Jazzmusiker unterwegs. Er hat keinen Wahlkampfdruck und erzählt frei raus, was ihm in seinen 20 Jahren als Kreistagsmitglied gefallen und nicht so gefallen hat. Günter Logé jedenfalls würde wieder in die Kommunalpolitik einsteigen. „Da, wo ich wohne, möchte ich mitgestalten“, nennt er die Motivation. „Nur kritisieren ist leicht, besser machen ist eine Herausforderung.“ Als Paradebeispiel dafür führt er die Schüler an, die mit ihren „Fridays for Future“ für eine bessere Welt und ihre Zukunft kämpfen. „Das ist auch ein Impuls, dass sich Leute engagieren.“ Bei „Fridays for Future“ gehe es zwar um globale Themen, doch deren Lösung fange im Kleinen, im eigenen Ort an. Die Politik höre nicht auf die Wissenschaft. Das hätten die Schüler erkannt. „Sie wollen aber, das gehandelt wird. Und das fängt ja im Dorf an“, ist Logé vom Leitsatz der Agenda 21, global denken, lokal handeln, überzeugt. Er würde auch ein Wahlrecht mit 16 unterstützen in der Hoffnung, dass die Parlamente vom Dorf bis zur Hauptstadt altersmäßig besser durchmischt werden. Gerade das Thema Schulpolitik und Bildung könnte im Kreistag mehr junge Stimmen vertragen. Hätten mehr pragmatische Junge bei der Standortwahl über die Integrierten Gesamtschulen (IGS) entschieden als Parteiideologen, wären wahrscheinlich nicht zwei IGS in Rheinzabern und Rülzheim quasi nebeneinander gebaut worden, mutmaßt Logé. Dass sich Kreispolitik mit Zukunftsthemen beschäftige, zeige auch die Gründung einer kreiseigenen Energiegesellschaft mit dem Bestreben der Energiegewinnung aus regenerativen Quellen. „Das ist ein Thema, das junge Menschen interessieren muss“, ist sich Logé sicher. Dennoch sollte politisches Engagement klein anfangen. Aus bitterer Erfahrung erinnert sich der Grünen-Politiker an eine Kommunalwahl, bei der ein junger Einsteiger über die Liste seiner Partei in den Kreistag gekommen sei. Er sei dort hoffnungslos gescheitert, weil er mit langwieriger Kompromiss- und Entscheidungsfindung nichts anfangen konnte. Bester Einstieg sei die Politik im eigenen Dorf oder Stadtteil. Einerseits sei ein Ortsgemeinderat das Gremium, mit der größten Entscheidungsfülle, andererseits sei dort der Zusammenhang zwischen Politik und Betroffenheit der Bürger am engsten. Das habe ihm im Kreistag stets gefehlt, sinniert Logé, dort machten zu viele Bürgermeister und Abgeordnete Politik auf eigene Rechnung statt für den Kreis als Ganzes. Geduld, Kompromissfähigkeit und einen langen Atem nennt Logé als beste Voraussetzungen, um in die Kommunalpolitik einzusteigen. Und die Fähigkeit, eigene Standpunkte zugunsten eines Kompromisses aufzugeben. Gut sei auch eine Portion Zivilcourage, denn Kommunalpolitik sei kein Kaffeekränzchen. „Hier geht es um Argumente. Um Rede und Gegenrede.“ Zu oft präge Streben nach Harmonie die lokalpolitische Debatte. Schon die heutige Kommunalpolitik komme ohne E-Mail und Whatsapp nicht aus. Dazu die sozialen Netzwerke wie Facebook oder Instagram – die jungen Leute hätten alle Voraussetzungen sich zu vernetzen und für ihre Ziele zu engagieren. Sie müssten halt nur wollen, meint Logé.

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