Kultur Südpfalz Feurig, lustig und ein bisschen gaga

Annette Postel kommt mit einem neuen Programm. ARchivfoto: Iversen
Annette Postel kommt mit einem neuen Programm. ARchivfoto: Iversen

Von Hans Kraus
Oper, Jazz, Chanson und jetzt auch noch alles Tango, oder was? „Aber klar“, sagt Edenkobens Vorzeige-Allroundkünstlerin Annette Postel, die über eine vier Oktaven-Stimme verfügt, ein Gesangsstudium absolviert und auf zahlreichen Bühnen Rollen im klassischen Sopranfach gesungen hat, deren weitere Liebe aber der Parodie, dem Kabarett und manchmal auch dem puren Nonsens gilt. Und nun, nachdem sie zum privaten Ausgleich 15 Jahre Tango getanzt hat, nimmt sie sich erstmals auch diese Musik vor und unterlegt sie mit neuen Worten. „Alles Tango oder was?“ heißt das aktuelle Programm, mit dem sie am kommenden Samstag im Karlsruher „Tollhaus“ Premiere feiert und das sie am 23. März auch in Edenkoben aufführt. „Ich liebe Tango, den Tanz genauso wie die Musik“, sagt Postel. „Tango ist sehr emotional und zaubert mir schöne Bilder vor die Augen. Ein klarer Vorteil, denn meine Spanischkenntnisse sind leider ziemlich begrenzt. Inspiriert von solchen Vorstellungen bildete ich mir eigene Texte zu den Liedern, deren Leidenschaft mich so sehr gefangen nahm“. Auf diese Weise wurde beispielsweise aus Lucio Demare’s bekanntem ,Malena cabta el Tango’ der Titel ,Malena kann kein Tango’. Nach langer Vorbereitungszeit wagt sich die Sängerin mit dem Ergebnis ihrer Arbeit nun auf die Bühne.
Musikalisch begleiten lässt sie sich dabei von zwei bekannten deutschen Tangospielern, Norbert Kotzan am Bandoneon, sonst mit der Gruppe „Bien Porteño“ unterwegs, und Pianist Karl Albrecht „Bobbi“ Fischer, ehemals „Tango Five“-Mitglied und heute Teil von „Berta Epple“. Sein Trio hat gerade den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg gewonnen. Auch Postel und Kotzan wurde diese Auszeichnung schon zuteil.
Tanzen wird Postel während der Vorstellung allerdings nicht, dafür hat sie mit „Tina & Daniel“ Karlsruher Freunde eingeladen, die beide ebenfalls schon sehr lange den Tango leben. Mit von der Partie ist auch Carmen, diesmal in der Rolle der „Madame de Toilette“, die durch ihre manchmal sehr unbedarft wirkende Art, Fragen zu stellen, ein Zwischending zwischen Moderatorin und Unterhalterin ist. „Carmen ist mein Alter Ego, mit dem ich mich schon seit über 20 Jahren herumplage“, sagt Postel. „Sie ist eine Kunstfigur, ein wenig weltfremd, naiv und immer für einen guten Spaß zu haben. Als Putzfrau ist sie so etwas wie der bodenständige Gegenpol zur manchmal doch recht pathetischen Tangomusik. Indem sie ihre Fragen stellt und Meinungen äußert, ist sie gleichzeitig die Brücke zwischen Publikum und uns Musikern“.
Übrigens ist die Sache mit Carmen als Klofrau gar nicht so weit hergeholt. Tatsächlich läuft in Argentinien keine Milonga ohne eine solche. Die nutzt dann die Gunst der Stunde und verkauft via Bauchladen von Zigaretten bis Schnürsenkeln alles was der Tangoliebhaber braucht, oder nach einem Gespräch mit ihr zu brauchen glaubt. „Argentinischen Tango in Deutsch mit komödiantischen Einschlag umzubauen, ist gar nicht so einfach. Deshalb habe ich schon bei der Auswahl der Instrumentalisten Wert darauf gelegt bundesrepublikanische Musiker statt südamerikanische anzuheuern“, berichtet Postel augenzwinkernd. „Argentinische Tango-Puristen hätten mich nämlich sicher wegen Schändung ihres Nationalheiligtums gesteinigt, wenn sie von meinem Vorhaben erfahren hätten“. Nun, bisher hat sich noch niemand beschwert und so dürfen sich die Besucher von „Alles Tango oder was?“ über Abende voller Kabarett, Comedy, Musik und einer stimmgewaltigen Sängerin, die so blond ist wie einst Evita Peron, freuen. Zu hören gibt es unter anderem „Por una cabeza“ von Carlos Gardel, hier nun „Um Haaresbreite“ geheißen, und Astor Piazolla’s „Vuelvo al sur“, in der Postel-Fassung als Liebeserklärung an die Pfalz unter dem Titel „Zurück in den Süden“ vorgetragen.
Info
Premiere ist am 16. Februar um 20 Uhr im Karlsruher Tollhaus – Karten unter www.tollhaus.de. Weitere Auftritte sind am 1. März im Kulturhaus Pforzheim, am 23. März im Kurpfalzsaal Edenkoben und am 18. Mai im Herrenhof Mußbach. Karten gibt es unter www.reservix.de.



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