Kreis Südliche Weinstraße Eußerthal: Bedenken der Behinderten nicht ernst genommen

Nur unter großer Anstrengung gelingt es Eva Dawo die gehbehinderte Jutta Hofer das steile Wegstück hinter der Abzweigung zum Lan
Nur unter großer Anstrengung gelingt es Eva Dawo die gehbehinderte Jutta Hofer das steile Wegstück hinter der Abzweigung zum Langenscheiderhof hinaufzuschieben. Von Barrierefreiheit kann keine Rede sein.

Das wäre beinahe schief gegangen. Zu einem kleinen Abenteuer entwickelte sich ein Streckentest des Clubs Behinderter und ihrer Freunde über Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer am Radweg nach Eußerthal.

Seinen Mitarbeiter- und Bewohnerausflug unternahm der Club Behinderter und ihrer Freunde Südpfalz (CBF) bereits am 22. September. Heraus kam dabei, dass der Radweg nach Eußerthal für behinderte Menschen denkbar ungeeignet ist. Eine der prekären Szenen wurde kürzlich für die RHEINPFALZ mit einer Rollstuhlfahrerin nachgestellt. Nur unter großer Anstrengung gelang es Eva Dawo, einer Mitarbeiterin im Büro des Clubs, die gehbehinderte Jutta Hofer, Mitglied im Vereinsvorstand, in ihrem Rollstuhl das steile Wegstück hinter der Abzweigung zum Langenscheiderhof hinaufzuschieben. Gewöhnlich müssen dort selbst geübte Radfahrer absteigen. Dawo teilte mit, dass noch vor Baubeginn des Weges ihr Club um Stellungnahme gebeten worden sei, was die barrierefreie Streckenführung betraf. Die Bedenken des CBF wegen der geplanten steilen Abschnitte im Streckenverlauf seien jedoch nicht berücksichtigt worden.

Test zeigt Gefahren der Strecke auf

An jenem sonnigen Septembertag startete die Gruppe frohgemut, bestehend aus gehbehinderten Fahrerinnen und Fahrern mit vier Elektro-Rollstühlen, einem Schieberollstuhl, einem Behindertendreirad sowie fünf Mitarbeitern, die teils zu Fuß, teils mit Fahrrad die Gruppe begleiteten. Am Abschnittsbeginn des Radwegs Queichhambach-Eußerthal hinter der Abzweigung der L 505 ging es los. „Mit jeweils zwei zusätzlichen Schiebern am Rollstuhl und Behindertenfahrrad haben wir schwer atmend den ersten und wirklich extrem steilen Anstieg bewältigt“, erzählt Dawo. „Die Radfahrer mussten alle absteigen. Sogar mein E-Bike hat es trotz Maximalzuschaltung nicht geschafft. Nur die Elektro-Rollstühle kamen ohne Hilfe hinauf“, so Dawo weiter. Zum Glück gebe es vier Parkbuchten auf der linken Seite des Anstiegs, wo man mit dem Rollstuhl einmal verschnaufen könne. „Aber wenn wir den Weg in der Gegenrichtung genommen hätten, wäre das an dem Steilhang für unsere Behinderten womöglich ein Spiel mit dem Leben gewesen“, meint die CBF-Mitarbeiterin. Auch die weitere Strecke, vorbei am Gut Waldeck, ist ein ständiges Auf und Ab. In einer Senke wird der asphaltierte Weg von einem mit Splitt versehenen Abschnitt unterbrochen, damit eventuell angesammeltes Regenwasser anscheinend besser versickern kann. Aber dort lauerten auf die Rollstuhlfahrer neue Gefahren. Unvorbereitet mussten sie abrupt abbremsen. Zwei der Rollstühle gerieten über den unbefestigten Rand hinaus und landeten in dem angrenzenden Wiesenstück. „Glücklicherweise kippten sie nicht um“, so Eva Dawo. Ohne Hilfe kamen sie allerdings nicht mehr frei. Verständlich, dass die gestressten Expeditionsteilnehmer aufatmeten, als sie den Platz vor dem Dorfgemeinschaftshaus in Eußerthal ohne Blessuren erreicht hatten und sich an einem kräftigenden Picknick von den Strapazen erholen konnten. Dort erwartete sie auch die ersehnte Barrierefreiheit. Ortsbürgermeister Reinhard Denny hatte ihnen nämlich großzügig die im Dorfgemeinschaftshaus neu eingerichteten sanitären Anlagen für Behinderte zur Verfügung gestellt.

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