Kultur Südpfalz Erstmals regiert eine Frau im Schlosshof

Solveig Bauer ist die künftige Intendantin der Schlossfestspiele Ettlingen. OB Johannes Arnold gratuliert ihr zur Wahl.
Solveig Bauer ist die künftige Intendantin der Schlossfestspiele Ettlingen. OB Johannes Arnold gratuliert ihr zur Wahl.

Die seit 1979 jährlich stattfindenden Schlossfestspiele in Ettlingen werden ab 2019 von einer Frau geleitet: Der Gemeinderat entschied sich unter 32 und zuletzt noch verbliebenen drei Bewerbungen für die 41-jährige Regisseurin Solveig Bauer aus Saarbrücken. Sie setzte sich im zweiten Wahlgang gegen Christoph Biermeier, der bis 2016 erfolgreich die Freilichtspiele Schwäbisch Hall geleitet hatte, und das Karlsruher Kammertheater-Leitungsduo Bernd Gnann/Ingmar Otto durch.

Bereits Mitte vergangenen Jahres hatte der seit zwölf Jahren amtierende Intendant Udo Schürmer (60) angekündigt, dass er seine Tätigkeit 2018 beenden werde. Ganz harmonisch lief das nicht ab. Zum einen ging es ums liebe Geld. Mit dem jährlichen städtischen Zuschuss von 620.000 Euro seien, so Schürmer, die von der Stadt gewünschten neuen Konzepte „schlicht nicht machbar“. Zum anderen seien, so der Ettlinger Kulturamtsleiter Robert Determann, die Schauspielinszenierungen der vergangenen Jahre „nicht immer inspirierend“ gewesen, „das erzeugte natürlich Dissonanzen.“ Determann meint auch, es sei nicht ehrenrührig, festzustellen, dass sich „in so langer Zeit einiges abschleift“. Die bis jetzt vier Schlossfestspiele-Intendanten von Kurt Müller-Graf über Fritzdieter Gerhards, der seinerzeit in der Südpfalz wohnte, und Jürgen Flügge, der schon bei Chawwerusch in Herxheim inszeniert hat, bis jetzt Udo Schürmer seien allesamt relativ lange im Amt gewesen, „Ettlingen war da immer etwas spät“. Und es gab dabei auch Missklänge. So 2002 mit dem vorzeitigen Abgang von Gerhards. Danach setzte sich Flügge erst per Losentscheid durch, nachdem der ursprünglich gewählte Kandidat kurzfristig wieder abgesagt hatte. Die Schlossfestspiele in Ettlingen ziehen jährlich annähernd 35.000 Besucher an, ursprünglich vor allem aus der näheren Region, inzwischen aus einem Umkreis bis zu 100 Kilometern. Man habe auch, so Determann, Stammgäste aus Frankreich, der Schweiz und dem übrigen Bundesgebiet. Geboten werden in acht Wochen jeweils ein Musical, ein Schauspiel und eine Produktion für Kinder, dazu gibt es ein kleines Beiprogramm. Das Musical sei, so die unter anderem fürs Marketing zuständige Barbara Fleck, die „Leitproduktion“. Das Publikum wolle im Sommer ja auch unterhalten werden. Determann meint zudem, mit den erfolgreichen Musical-Produktionen hebe sich Ettlingen in der ja kulturstarken Region etwas hervor. Vor Jahren hatte es in der Stadtpolitik auch mal Diskussionen darüber gegeben, ob man sich die Festspiele wirklich leisten wolle. Das hat sich laut Determann erledigt: „Die Schlossfestspiele sind fest etabliert und eine Marke in der Region. Unter unseren Kulturangeboten mit dem Kultursommer und dem Internationalen Klavierwettbewerb sind sie das Flaggschiff.“ Überregional stünden sie neben dem „Erbprinz“ für den Namen Ettlingen. Die künftige Intendantin Solveig Bauer will, „weil das Schauspiel nicht rockt“, das Musiktheaterformat weiter ausbauen. Dabei soll auch die Volksoper eine Rolle spielen. Außerdem denkt sie an einen Wettbewerb für Musikhochschul-Absolventen und eine Werkstatt-Kooperation mit anderen Theatern – und sie denkt daran, die Festspiele vor Ort noch besser vernetzen. Dafür will sie die Bürger und auch Vereine mit ins Boot holen. Leitlinie: Wirkungsvolle Erneuerung, aber Bewährtes beibehalten. Info Vom 21. Juni bis 11. August 2018 werden im Schlosshof das Musical „Chicago“ mit der Musik von John Kander, Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ sowie für Kinder „Das kleine Gespenst“ von Otfried Preußler gegeben. Hinzu kommen eine Musical-Gala sowie in der Schlossgartenhalle die Revue „Immer wieder sonntags“ und eine Specials-Reihe an verschiedenen Orten. Infos: www.schlossfestspiele-ettlingen.de

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