Karlsruhe Erste Bewohner sind nur Leihgabe

Für die Sumpfschildkröte gibt es viele Förderprojekte in Elsass und Rheinland-Pfalz. Ein Biotop für diese Tiere wurde jetzt auch
Für die Sumpfschildkröte gibt es viele Förderprojekte in Elsass und Rheinland-Pfalz. Ein Biotop für diese Tiere wurde jetzt auch am Karlsruher Zoo eingeweiht.

Vom Trubel vor dem Dickhäuterhaus des Karlsruher Zoos zeigen sich die Schildkröten wenig beeindruckt. Vielmehr macht das gepanzerte Quartett einen fast schon desinteressierten Eindruck und als die Sumpfschildkröten von Zoodirektor Matthias Reinschmidt in ihr neues Zuhause entlassen werden, beginnen die Tiere mit der Suche nach einem bequemen Plätzchen.

Durch die finanzielle Unterstützung von Edeka Südwest wurden für die Europäischen Sumpfschildkröten vor dem Eingangsbereich des Dickhäuterhauses ein Biotop mit Pflanzen, Gewässerzonen und einer Trockenmauer aus Sandstein eingerichtet. Die Sumpfschildkröte steht in Europa unter Schutz und „der Artenschutz ist im Karlsruher Zoo das zentrale Thema“, wie Reinschmidt bei der Eröffnung des Biotops klarstellt. Die Sensibilisierung der Zoobesucher für Tiere aus der Region genieße dabei eine besonders hohe Priorität. Noch vor 200 Jahren wurde für die Schildkrötenart kein so großer Aufwand betrieben: „Damals wurden die Schildkröten während der Fastenzeit gefangen und verspeist“, so Reinschmidt. Seit 2008 werden Europäische Sumpfschildkröten im Altrheingebiet zwischen Lauterbourg, Neuburg und Bodenheim-Roxheim wiederangesiedelt. Auf der baden-württembergischen Rheinseite sollen die Sumpfschildkröten künftig unter der Federführung des Karlsruher Zoos gezüchtet und wieder ausgewildert werden. „Die Wiederansiedlung der Sumpfschildkröten in unmittelbarer Nähe des Zoos ist unsere Vision“, so Reinschmidt. Dafür müssten aber noch einige kleinere Schildkröten aus dem rheinland-pfälzischen Zucht- und Auswilderungsprogramm in die Fächerstadt gebracht werden. Die ersten vier Exemplare im Karlsruher Biotop sind nur eine Leihgabe vom Reptilium Landau – und nicht für Nachzucht und Auswilderung geeignet. Laut Reinschmidt gibt es in Brandenburg eine große, natürliche Population: „Weil Waschbären die Panzer der Schildkröten leicht knacken, kann diese Population aber nur durch regelmäßige Auswilderungen stabil gehalten werden“, betont Reinschmidt. Neben der Bedrohung durch den Menschen sowie durch invasive Tierarten wie dem Waschbären sorgt nach Reinschmidts Einschätzung vor allem noch die zunehmende Zerstörung des Lebensraums für Probleme bei der geplanten Auswilderung. Bereits 2014 hat Edeka Südwest unter dem Motto „Unsere Heimat und Natur“ eine Initiative zur Schaffung eines Biotopverbunds im Südwesten ins Leben gerufen. Seither wurden über 100 Gruppen beim Aufbau von Biotopen mit zusammengerechnet 300.000 Euro unterstützt.

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