Kreis Germersheim Erst zum Kriegsende aus KZ Dachau entlassen

MAXIMILIANSAU. Ende März 1945 im fränkischen Schwabach: Ein aus Maximiliansau stammendes Mädchen sieht einen verlumpt aussehenden Mann auf sich zukommen. Sie erkennt in ihm einen alten Bekannten aus der Heimat. „Ach Gott, Herr Pfarrer Quack!,“ soll das Mädchen gerufen haben. Schnell spricht sich die Nachricht bei den Evakuierten herum: Hermann Quack ist lebend aus dem Konzentrationslager Dachau gekommen.

Als zweites von fünf Kindern wurde Quack am 9. Mai 1898 in Trippstadt geboren. 1917 machte er in Speyer sein Abitur und begann ein Theologiestudium. Im 1. Weltkrieg war er Frontoffizier. Am 25. Juni 1922 wurde er in Speyer zum Priester geweiht. Es folgten Kaplanstellen in Deidesheim, Schifferstadt und St. Martin, bevor er 1927 Pfarrer in Oberndorf im Donnersbergkreis wurde. Fünf Jahre später wurde Quack der Pfarrer von Pfortz und Maximiliansau. „Die Arbeiterpfarrei zählte damals über 2000 Katholiken“, hat Susanne Nachbar-Geiger für ihren Vortrag über Quack recherchiert. 1933 spricht der Pfarrer von „unruhigen Zeiten“. In der Pfalz werden viele Geistliche verhaftet. Quack ist in seiner Gemeinde beliebt. Mit seiner Mutter Elisabetha und seiner Schwester Maria lebt er im Pfarrhaus. Eine Zeitzeugin erinnert sich, dass er viel mit dem Fahrrad unterwegs war und oft freihändig fuhr. Manchmal habe er dabei den Rosenkranz gebetet. Doch nicht allen im Ort gefällt das Wirken des Pfarrers. 1934 gibt es erste Anzeigen und Hausdurchsuchungen. „Kanzelmissbrauch“ wird ihm vorgeworfen und Verstoß gegen das Heimtücke-Gesetz. Die Prozesse enden mit Freisprüchen. Quack bleibt kritisch. Unter anderem missfallen ihm die Schließung des Katholischen Kindergartens und der Abzug der Schulschwestern. Mehrere Male droht der Gestapo-Beamte aus Neustadt ihm KZ-Haft an. Am 16. Januar 1942 wird Quack von der Gestapo verhaftet. Nachbar-Geiger hat in Gesprächen erfahren, dass das während des Unterrichts im Schulhaus geschah. In Neustadt sitzt er bis zum 9. März im Gefängnis. Ohne Gerichtsverhandlung geht es von dort ins KZ Dachau bei München. Quack bekommt die Häftlingsnummer 29397 und landet im „Priesterblock“. Er arbeitet auf der Plantage, einer Versuchsanlage, auf der Heilpflanzen gezüchtet werden. Untergebracht ist er in Block 28, Stube 2. Ein Gnadengesuch der Mutter wird abgelehnt. Verhaftungsgrund war ein Rundschreiben an Soldaten aus Maximiliansau. „Kriegsverhetzend“ sei der Inhalt, so der Vorwurf. Schon dass der Brief mit „Grüß Gott“ und nicht mit „Heil Hitler“ gilt als Affront. Generell wird ihm vorgeworfen, dass durch sein Wirken der Hitlergruß in Maximiliansau nicht sehr verbreitet ist. In Dachau trifft Quack auf Alfons Pfirmmann aus Wörth. Der Kommunist kommt im Mai 1942 ins KZ. Die Leidensgenossen wurden Freunde. Am Gründonnerstag 1945 wird Quack entlassen. Vermutlich wusste er, dass die Maximiliansauer erneut nach Franken evakuiert wurden und wählte deshalb diesen Weg zurück in Richtung Pfalz und traf so auf das junge Mädchen. Nach dem Krieg wirkte Quack weitere 4 Jahre in Maximiliansau. Die Marienstatue an der Cany-Barville-Straße lässt Quack aus Dankbarkeit fertigen, dass die schwere Zeit des Krieges überwunden wurde. Alljährlich findet seit dem an Maria Himmelfahrt eine Prozession im Ort statt. 1949 wird Quack nach Insheim versetzt. Die Dorfjugend begleitete den Umzugswagen mit dem Fahrrad, erinnern sich ältere Maximiliansauer. Wie in Maximiliansau erinnern sich auch dort Zeitzeugen, die heute im Seniorenalter sind, an die Bescheidenheit des Pfarrers. In seiner Amtszeit wird ein Kindergarten und das Schwesternhaus errichtet. Neue Kirchenglocken und eine Turmuhr werden auch durch die Spende Quacks aus seiner Haftentschädigung möglich. Im September 1955 kehrt Quack zu einem Priestertreffen nach Dachau zurück. Vier Wochen später verunglückt er mit seinem Motorrad bei Johanniskreuz. Er stirbt in einem Krankenhaus in Kaiserslautern. Noch heute erinnert ein Gedenkstein, den die Kirchengemeinde Insheim hat aufstellen lassen, an der Unfallstelle an ihn. Am 18. Oktober wird Quack in Maximiliansau zu Grabe getragen, gefolgt von einem gewaltigen Trauerzug.

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