Kultur Südpfalz Einzigartiger Farbenrausch

Für die Besucher gab es jede Menge zu sehen.
Für die Besucher gab es jede Menge zu sehen.

Herxheims Musentempel, die Villa Wieser, erstrahlt in einem einzigartigen Farbenrausch. Bilder, dicht an dicht an den Wänden, Bilder an Stellwänden eng aneinander gerückt, Bild an Bild gereiht bereits im gläsernen Eingangsbereich. Ähnlich sieht es im benachbarten Gerhard-Weber-Haus aus, in dem die Bildhauer untergebracht sind. Die Räume können kaum fassen, was von 116 Studierenden unter der Leitung von 13 Dozenten geschaffen wurde – und das in einem Zeitraum von nur zehn Wochen. „Durch ein kontinuierliches, verbindliches und klar strukturiertes Trimesterangebot ist es möglich, Kunstschülern zur stetigen Verbesserung ihrer eigenen künstlerischen Fähigkeiten zu verhelfen. Dies setzt voraus, dass die Beschäftigung mit Kunst weit über das hinausgeht, was man als Hobby oder entspannenden Zeitvertreib bezeichnen kann“, erklärt Schulleiter Gunter Klag die enorme Produktivität der Studenten. Dozent Juan Luis de Recacoechea leitet den Kurs Aquarell- und Pastellmalerei, und die Bilder seiner Schüler schmeicheln dem Auge des Betrachters. Mit den wasserlöslichen Farben entstehen ganz zarte Momentaufnahmen von Blumen, Landschaften und auch Tieren. Helle und dunkle Farbtöne verschmelzen an den Rändern miteinander und erzeugen schöne Lichteffekte. Ebenso vielseitig präsentiert sich die noch relativ junge Technik der Acrylmalerei. Abstraktion und Figuration, gespachtelt oder mit Pinselstrich. Dozent Recacoechea gab seinen Studenten das Thema Geschenke vor, und mit diesen großformatigen Bildern ist eine komplette Wand des Raums behängt. Passend zur Jahreszeit stellen die Künstler Weihnachtsgeschenke dar, wie man sie aus längst vergangenen Kindertagen kennt: Puppe, Kreisel, Holzpferdchen oder Schneekugel gruppieren sich um ein Bild, das den Dresdener Weihnachtsmarkt zeigt. Der Betrachter ist geneigt, diese Bilder als naive Malerei zu bezeichnen, aber der Dozent spricht lieber von realistischer Malerei. Der Humor kommt dank der Tuschezeichnungen des Kurses von Xaver Mayer nicht zu kurz. Witzige Titel bringen die Besucher zum Schmunzeln, wie etwa „Die Transatlantischen Liebschaften“. Gezeigt wird das Ehepaar Trump, das argwöhnisch das Liebespaar Merkel/Macron beobachtet. Von da ist es nur ein kleiner Schritt zu Christian Fricks Klasse „Karikaturen und Illustrationen“. Durch gezieltes Reduzieren und Übertreiben werden die Gesichter von prominenten Politikern grotesk oder komisch verzerrt. Merkel, Putin, Kim und Obama werden solchermaßen durch den Kakao gezogen. Dozent Frick verantwortet auch den Kurs „Riesenformate“, die im Bildhauerhaus ausgestellt sind. Auf vier Quadratmeter großen Leinwänden durften seine Studenten „intuitive und experimentelle Ideen ohne Begrenzung“ umsetzen, berichtet Bettina Wankerl. Vorgaben gab es keine. Ihre in Grüntönen gehaltene Bildgestaltung begann ganz abstrakt, wurde im Laufe des Malprozesses immer konkreter und ist am Ende eine kritische Anklage gegen unsere Wegwerfgesellschaft geworden. Keine Bildenden Künste ohne Aktmalerei. Der Kurs von Dozentin Katharina Tersch ist sehr gut besucht, wenn man das aus den vielen Zeichnungen, die die Wände zieren, schließen darf. Die Anatomie des menschlichen Körpers begreifen und seine Proportionen genau darstellen, das findet in der Villa Wieser am weiblichen Körper statt. Männliche Akte sind eher rar. Dasselbe gilt für die Bildhauer, die ausschließlich weibliche Plastiken aus Ton, Gips und Beton modellieren. Zu entdecken gibt es noch die Fotografie, das Portraitzeichnen, die freie Malerei mit Materialmix und vieles mehr. Selbst ein Kinderkurs ist im Angebot, und was die Jüngsten präsentieren, kann sich wirklich sehen lassen. Musikalisch umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung vom Klassik-Quintett. Mit Flöten, Geige, Kontrabass und Klavier spielte es mehrere Stücke aus G.F. Händels Rodrigo-Suite, was das Publikum mit viel Applaus bedachte. Info Die Ausstellung ist geöffnet bis Mittwoch, 12. Dezember. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Mittwoch: 16 bis 18 Uhr.

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