Kultur Südpfalz Eine Umstellung

Goethes Satz, „Der Tod ist gewissermaßen eine Unmöglichkeit, die plötzlich zur Wirklichkeit wird“, stand über dem Konzert der Liedermacherin Annett Kuhr am Freitag in der Landauer Augustinerkirche. Zur besten Feierabendzeit fand Kuhrs Auftritt große Resonanz.

Mit soviel interessiertem Publikum hatten weder die Musikerin noch der Organisator, der Förderverein Ambulanter Hospizdienst Landau/SÜW, gerechnet. Da war der vorgesehene Platz für die Gäste im Chorraum schlichtweg überfüllt und später kommende Besucher mussten in die Bänke im Kirchenschiff. Allerdings spürten sie so leider den Esprit und die Innigkeit einer wunderbaren Liedermacherin nicht. Diese erzählte in Gedichten und Liedern von Leben, Lieben, Tod und Ewigkeit, verknüpfte Sterbenswörter mit Lebenstexten. Sie ging das Thema Sterben und Tod gefühlvoll und ernsthaft an. Ihr Vortrag war aber nicht ohne Humor und Augenzwinkern. Unter anderem bei dem alten Volkslied „Es führt über den Main/eine Brücke aus Stein. Wer darüber will gehen,/muss im Tanze sich drehen“. „Sollte man vorher einen Tanzkurs absolviert haben“, fragte sie – und hatte die Lacher auf ihrer Seite. Wie bei dem Toten- und Sauflied von Carl Michael Bellmann, einem schwedischen Dichter und Komponisten, zu dem Carl Zuckmayer ein Schauspiel verfasst hat. Auch ein Chanson von Reinhard Mey hatte sie in ihrem Gepäck: „Wie ein Baum den man fällt“. Sie erzählte auch eine umwerfende kleine Anekdote, die sie selbst betraf: Sie hatte einen Unfall auf einer eisglatten Landstraße. Der erste Wagen, der hielt, war ein Bestattungswagen. Zwei adrett gekleidete Männer fragten mit ernster Miene: „Können wir ihnen helfen?“ In dem Moment beschloss sie, nicht mehr als Musiktherapeutin zu arbeiten, sondern sich der Musik ganz und gar zu widmen. Sogar ein Lied aus dem Berlin der Zwanziger Jahre bereichert ihr Repertoire: Barbara Thalheims „Wenn ich mal tot bin“. Es ist das Lied einer Berliner Göre, die sich ihre Beerdigung vorstellt. Passend dazu brachte Annett Kuhr die Worte einer alten Potsdamerin kurz vorm Sterben: „Nö, ich habe keine Angst vorm Sterben, aber eine Umstellung wird’s schon werden.“ Kuhr ist mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem ersten Platz beim Chanson-Festival in Potsdam oder dem ersten Platz beim Rhein-Main Liedermacherwettbewerb in Hattersheim bei Frankfurt. Ihr Vortrag ließ viel Platz für Gefühle. Vor allem schreckte sie nicht vor jener Prise Heiterkeit zurück, die die kleinen Momente des Lebens erhellt.

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