Landau Eine Stadt mit Köpfchen

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Im Abwasser sind mehr als 100 Medikamente nachgewiesen worden, zehn haben es über den Wasserkreislauf sogar schon ins Trinkwasser geschafft, wo sie partout nicht hingehören. Dieses Problems hat sich die Chemikerin Katrin Schuhen angenommen und in nur vier Jahren zusammen mit der ABCR-GmbH, Karlsruhe, einem Hersteller und Händler von Spezialchemikalien, Kieselgel als Filtermedium für Kläranlagen entwickelt (wir berichteten am 10. Dezember 2014). Aus über 1000 Bewerbungen ist ihr Projekt, das sie auch Bundespräsident Joachim Gauck schon vorstellen konnte, nun im Wettbewerb Land der Ideen ausgewählt worden. Der Wettbewerb ist 2005 von Bundesregierung und deutscher Wirtschaft aus der Taufe gehoben worden, um Ideenreichtum und Unternehmergeist zu präsentieren und Netzwerke zu bilden, erläuterte Projektmanagerin Anica Brady. Sie überreichte zusammen mit Caroline Schmieder, Filialdirektorin der Deutschen Bank in Landau, Preis und Urkunde. Die Bank ist Förderer des Wettbewerbs, bei dem bereits mehr als 3000 Preise verliehen worden sind. Unipräsident Roman Heiligenthal sagte, das Landauer Forschungsprojekt sei ein wichtiger Beitrag dazu, den Urstoff des Lebens reinzuhalten. Eine wachsende Weltbevölkerung, klimatische und ökologische Veränderungen machten es immer schwerer, der Menschheit Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Mit ihrem stark anwendungsbezogenen Projekt leiste Schuhen einen Beitrag zur Bewältigung einer wahren Zukunftsaufgabe. Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU) wies darauf hin, dass bereits die Zooschule und die Wärmegewinnung für das Freizeitbad La Ola aus einem alten Ölbohrloch ausgezeichnete Orte im Land der Ideen sind. „Ich bin stolz auf unser Kreativpotenzial“, sagte Hirsch und plädierte dafür, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung als Beiträge zur Daseinsvorsorge unbedingt in kommunaler Hand und frei von kommerziellen Interessen zu halten. Praxisversuche mit dem Kieselgel haben in der Landauer Kläranlage begonnen. Vor der Preisverleihung gab es ein Netzwerkforum, bei dem Projektpartner, die mit Wasser 3.0 zu tun haben, sich und ihre Arbeit vorstellten. Darunter ist unter anderem die Chemische Fabrik Budenheim KG aus der Nähe von Mainz. Sie hat eine Pilotanlage entwickelt, mit der Phosphat aus dem Klärschlamm entfernt werden kann. Die Udata GmbH aus Neustadt arbeitet im Bereich Umweltforschung und -beratung und hat unter anderem eine App (uRNature = Englisch für ,Du bist Natur’) entwickelt, mit der man zwar keine Pokémon jagen, aber Naturerlebnisse zu Wald und Klimawandel haben kann. Das Zentrale Institut für Scientific Entrepreneurship & International Transfer (Zifet) der Uni Koblenz-Landau berät Studierende mit kreativen Ideen dabei, ein eigenes Unternehmen zu gründen (www.gruendungskultur.de). Ein solches aus der Uni Landau hervorgegangenes Unternehmen ist das Institut für Grundwasserökologie (Igö) GmbH in Landau, das sich als Dienstleister für Wasserversorger mit Fragen der Grundwasserreinheit befasst. Jan Schuricht, Geschäftsführer der ABC GmbH, sagte, dass Schuhens Forschungsgruppe und sein Unternehmen an zwei weiteren Projekten arbeiten, um auch Schwermetalle und Plastik-Kleinstteile aus dem Abwasser zu fischen. |boe

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