Neustadt Eine Büste soll heimkehren

Bildhauer Martin Mayer mit der Miniversion seiner „Landavia“, die in Landau steht.
Bildhauer Martin Mayer mit der Miniversion seiner »Landavia«, die in Landau steht.

Er war Ehrenbürger der Stadt, und nach ihm wurde eine Straße benannt: Alban Haas wirkte als katholischer Priester und Prälat, als Heimatforscher, Kirchenhistoriker und Buchautor sowie als Lehrer am früheren Humanistischen Gymnasium, das seit 1964 Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium heißt. Haas war eine verdiente Neustadter Persönlichkeit – und es existiert auch eine Bronzebüste von ihm. Die steht allerdings nicht in Neustadt, sondern verstaubt sozusagen in einem stillen Kämmerlein in Kaiserslautern. Das soll sich ändern, wenn es nach dem städtischen Denkmalpfleger Stefan Ulrich geht. Er will die Büste nach Neustadt holen. Weil sie einfach hierher gehört, wie er findet. Wir schreiben das Jahr 1967. Alban Haas ist 90 Jahre alt und lebt seit knapp fünf Jahrzehnten in Neustadt. Er lernt den 25-jährigen Bildhauer Martin Mayer kennen – und dieser ist begeistert von dem ehemaligen Oberstudienrat. Er fragt ihn, ob er eine Büste von ihm anfertigen darf, und Haas stimmt zu. Kurze Zeit später besucht Mayer, der aus einer Kaiserslauterer Familie stammt, aber seit seinem 15. Lebenjahr in München wohnt, den 90-Jährigen in dessen Neustadter Wohnung in der Schwesternstraße. Er modelliert die Büste in mehreren Sitzungen, die sich über zwei Wochen verteilen. Später lässt Mayer die Büste in München gießen, schickt Haas Fotos, und der ist sehr angetan, bedankt sich mit netten Postkarten. Doch dass die Büste nach Neustadt kommt, will irgendwie nicht klappen. 1969 berichtet die RHEINPFALZ, dass frühere Schüler des Prälaten Haas es als Ehrenpflicht ansehen, die Büste zu erwerben. An weitere Ehemalige wollen sie einen Spendenaufruf schicken – aber das Ganze verläuft schließlich im Sande. Haas selbst war 1968 gestorben. Doch jetzt, fast 50 Jahre später, soll es einen neuen Anlauf geben, um das Kunstwerk nach Neustadt zu holen. Per Zufall ist Denkmalpfleger Stefan Ulrich auf die Sache aufmerksam geworden. Mayer sprach 2013 in München Hans von Malottki vom Landesverband der Pfälzer in Bayern an, weil ihm selbst die entsprechenden Kontakte nach Neustadt fehlten. Zunächst geschah wiederum einige Jahre nichts, doch dann erinnerte sich Malottki an Mayers Wunsch, die Büste möge es vielleicht doch noch nach Neustadt schaffen. Er kannte Ulrich von früher – der Neustadter Denkmalpfleger war in jungen Jahren Stipendiat der Bayern-Pfalz-Stiftung – und schilderte ihm die Angelegenheit. Es sei „so ein bisschen eine Art Ehrenpflicht“, dass man sich bemühe, die Haas-Büste nach Neustadt zu holen, sagt Ulrich. Sein erster Gedanke sei gewesen, dass sie in der Schule stehen sollte – „wo sie hingehört“. Mayers Preisvorstellung beläuft sich auf 10.000 Euro – die Stadt sehe keine Möglichkeit, dieses Geld aufzubringen, berichtet Ulrich. Deshalb startet er einen Spendenaufruf und hofft, „dass dabei ein bisschen Geld zusammenkommt und wir die Büste dann herholen können“. Martin Mayer zeigte sich erfreut über Ulrichs Vorstoß, nachdem ihm die RHEINPFALZ davon berichtet hatte: „Es wäre sehr schön und auch sehr sinnvoll, wenn sie in Neustadt ausgestellt werden würde.“ Sie sei zwischenzeitlich auch schon im Haus der Kunst in München zu sehen gewesen, tauche außerdem in mehreren Bildbänden auf, berichtet der 87-Jährige, der noch immer in München lebt und arbeitet. Inzwischen lagere die Büste in seinem Kaiserslauterer Elternhaus – der Transportweg wäre also überschaubar. Den Preis von 10.000 Euro bezeichnet Mayer als günstig für dieses Werk, das entspreche etwa einem Drittel des eigentlichen Werts. Mayer erinnert sich gerne an die Tage, die er 1967 bei Alban Haas in Neustadt verbrachte: Die Atmosphäre sei locker gewesen, man habe sich gut unterhalten. Dass er überhaupt eine Büste von dem bekannten Neustadter anfertigte, sei kein Auftrag, sondern ein persönlicher Wunsch von ihm gewesen, so Mayer, dessen Frau aus Neustadt stammt: „Ich war von seiner Persönlichkeit und seinem Äußeren beeindruckt und hatte das Bedürfnis, eine Büste von ihm zu machen.“ Die Alban-Haas-Büste wäre nicht die erste Arbeit des Bildhauers in der Pfalz: Mayer’sche Werke sind unter anderem in Speyer (Jakobspilger), Landau (Luther-Skulptur und sogenannte Landavia), Kaiserslautern (Büste des früheren Oberbürgermeisters Walter Sommer) und Ludwigshafen (Ernst-Bloch-Büste) zu finden. Zudem stehen alleine im Mannheimer Luisenpark drei Figuren des Münchners mit Pfälzer Wurzeln. Auch in München hat sich Mayer an mehreren Stellen verewigt, zu seinen bekanntesten Figuren dort zählt wohl die Sau vor dem Jagd- und Fischereimuseum. Info Wer etwas dazu beitragen will, dass die Alban-Haas-Büste nach Neustadt kommt, kann sich beim städtischen Denkmalpfleger Stefan Ulrich melden, unter Telefon 06321/855-279 oder per E-Mail an stefan.ulrich2@neustadt.eu.

Die Alban-Haas-Büste von Martin Mayer entstand 1967.
Die Alban-Haas-Büste von Martin Mayer entstand 1967.
x