Kultur Südpfalz Ein funkensprühendes musikalisches Feuerwerk

Draußen rauschte der Regen hernieder, drinnen drängten sich die Zuhörer. Die Abfüllhalle des Weinguts Bernhart in Schweigen-Rechtenbach verfügt über eine bemerkenswert gute Akustik für Musik, und so stand trotz des unpfingstlichen Wetters der 24. Matinée am Pfingstsonntag der Gesellschaft der Musikfreunde im Weingut Bernhart nichts im Wege.

Mit dem Flötisten Michael Faust und dem Harfenisten Andreas Mildner, beide spielen im WDR Sinfonieorchester Köln, brachte die Gesellschaft der Musikfreunde Bad Bergzabern zwei interessante Künstler in die Südpfalz. Flöte und Harfe passen hervorragend zusammen, trotzdem hört man die Kombination nur selten. Dabei zeigten die beiden Musiker, wie weit gefächert das Repertoire für diese zwei Instrumente ist. Als Saiteninstrument kann die Harfe zum Beispiel den Part des Cembalos übernehmen wie in der g-Moll-Sonate BWV 1020 von Johann Sebastian Bach. Faust und Mildner gestalteten ihre Interpretation der drei Sätze sehr abwechslungsreich. Besonders im Adagio-Mittelsatz bestach Michael Faust durch sein gesangliches Flötenspiel. Er kann aber auch ganz anders. Auf Bachs Sonate setzten die Musiker einen Kontrapunkt, nämlich Luciano Berio. Der italienische Komponist schrieb ab 1958 immer wieder eine Sequenza für ein Soloinstrument, die letzte entstand kurz vor seinem Tod 2003. Das erste Stück aus diesem Zyklus komponierte Berio für die Flöte. Michael Faust versah die Sequenza I klugerweise mit einer kurzen Einführung, bevor er sie höchst virtuos und engagiert musizierte unter Einbeziehung verschiedener Spielarten. Berio habe die Harfe komplett neu entdeckt, erklärte Andreas Mildner zur Sequenza II. Der Komponist hätte in der Harfe Farbketten, Nachhall- und Echo-Effekte gehört. Mildner lotete in seiner nuancenreichen Interpretation spannende und ungewöhnliche Klangmöglichkeiten der Harfe aus jenseits der vertrauten barocken und romantischen Wege. Ob Berio schon mit acht Jahren komponierte, weiß man nicht. Wolfgang Amadeus Mozart tat es. Michael Faust und Andreas Mildner verliehen ihrer schwungvollen Wiedergabe der für Flöte und Continuo bearbeiteten C-Dur-Sonate KV 14 unbeschwerten Charme, wobei sie auch deren mozarttypischen Tonfall unterstrichen. Man kann mit Flöte und Harfe mehr als „nur“ Klassik spielen. Tango zum Beispiel. Nichts gegen Bandoneon und Geige, aber Astor Piazzolla schrieb die „Historia del Tango“ ohnehin schon für Flöte und Gitarre. Rhythmisch spritzig und lebendig zeichneten Faust und Mildner den Ursprung des verrufenen, in argentinischen Bordellen entstandenen Tanzes nach. Auf „Bordel 1900“ folgte die sozusagen intellektuelle Variante des Tango in „Café 1930“. Die Musiker illustrierten überzeugend wie der Tango nachdenklich und melancholisch wird. Im „Night Club 1960“ hört man, wie sich dieser Tanz auf den Weg in die Konzertsäle macht. Zum Finale eines Konzerts wird gern etwas Virtuoses genommen. Michael Faust und Andreas Mildner entschieden sich für Francois Bornes Fantaisie brillante über Bizets „Carmen“. Musik aus dieser Oper kennt jeder, man konnte sich ganz auf die phänomenale Virtuosität der Musiker konzentrieren, auf rasante Läufe, makellose Verzierungen und die Kunst, auch noch die Atmosphäre des tragischen Geschehens herauf zu beschwören. Ein wahrhaft funkensprühendes musikalisches Feuerwerk. Als Zugabe spielten die Musiker eine Rarität, das hierzulande kaum bekannte kurze Stück „Entr’acte“, von Jacques Ibert 1937 komponiert.

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