Kultur Südpfalz Die tanzende Orgel

In bestem ökumenischen Geist war beim zweiten Landauer Orgelpunkt Konzertorganist Rudolf Peter von der Augustinerkirche zu Gast an der Rieger-Orgel in der Stiftskirche und bot ein grandioses Konzert. Tanz war das Motto.

Peter nutzte die imposanten Möglichkeiten des Instruments voll aus und ließ die Orgel in ihrer Farbenpracht und dynamischen Weite erblühen. Das Konzert war französischen Komponisten gewidmet. Es begann höchst reizvoll mit drei Tanzstücken aus Opern und Balletten von Jean-Philippe Rameau in einer pfiffigen Orgelversion. Rudolf Peter gab dieser Musik nicht nur viel Schwung, er sorgte auch für aparte Klangeffekte. Im Alter von nur 29 Jahren ist der Organist und Komponist Jehan Alain 1940 im Zweiten Weltkrieg gefallen. Er hat ein großes und gewichtiges Werk hinterlassen. Rudolf Peter spielte die drei Tänze mit den Überschriften Freude, Trauer und Kämpfe, die es auch in einer Orchesterfassung gibt. Der Organist gestaltete diese expressive Musik, die überaus rhythmisch ist, aber kaum in gängige Muster passt, außerordentlich prägnant und mit packender, nie nachlassender Intensität. Deutlichkeit in der Struktur und expressive Vielfalt gingen eine eindrucksvolle Verbindung ein. Das Hauptwerk war die fünfte Orgelsinfonie in f-moll op. 42 Nr. 1 von Charles-Marie Widor, deren abschließende Toccata zu den populärsten Orgelwerken überhaupt gehört. Dabei, das machte Rudolf Peter in seiner kongenialen Deutung der Sinfonie deutlich, erschließt sich der ganze Sinn des brillanten Schlussstücks erst im Zusammenhang der groß angelegten Komposition. Es ist nämlich mehr als fröhliches Geklingel: Es ist eine Apotheose des Rhythmus, des Tanzes, und eine Musik von insistierender Energie. Und die ist, wie Rudolf Peter in seiner Wiedergabe spürbar machte, nicht immer ungefährlich, sondern gewaltig im doppelten Sinn des Wortes. Der Organist entfaltete in den fünf Sätzen der über 40-minütigen Orgelsinfonie ein gewaltiges Klang- und Ausdruckspanorama. Da waren die Variationen des großen ersten Satzes stets klar gefasst und deutlich charakterisiert. In den folgenden Sätzen mit ihren Tanzelementen wusste Peter den spezifisch französischen, durchaus eleganten Ton mit sinnlichem Charme zu realisieren – und das Farbenspektrum der Orgel entsprechend auszunutzen. Das Adagio war erfüllt von viel Ausdruck, aber frei von jeder Sentimentalität. Ein Marsch von Louis Lefébure-Wély war die durch großen Beifall eingeforderte und freudig aufgenommene und zündende Zugabe.

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