Landau Die letzten Tage der Landauer Rundsporthalle

Wenn man nicht so sehr ins Detail geht, sieht die Rundsporthalle sogar noch halbwegs ordentlich aus.
Wenn man nicht so sehr ins Detail geht, sieht die Rundsporthalle sogar noch halbwegs ordentlich aus.

Markanter Bautypus, beliebte, vielseitige Sportstätte, Sorgenkind und Sanierungsfall, jetzt noch einmal Party-Location und dann Abrisskandidat.

Bald ist Schluss am Prießnitzweg. Vielleicht kommen sogar Häuser auf das Areal. Die müssen auch nicht rund sein. Es ist wie ein Spuk: Vor nicht einmal zwei Wochen war die Rundsporthalle noch Flüchtlingsunterkunft, das große Spielfeld mit 76 Holzzellen zu je vier Betten zugebaut. Maximal 304 Menschen hätten dort vorläufig unterkommen können. Jetzt sind alle Einbauten weg, fast spurlos. Genutzt worden ist die Notaufnahme nie. Der große Ansturm ist ausgeblieben, und Landau hat seine Flüchtlinge anderweitig untergebracht.

Da könnte man dann doch?

Nein, wieder als Sportstätte nutzen kann man die bei Vereinen sehr beliebte, 1982 fertiggestellt Rundsporthalle beileibe nicht mehr, versichert Michael Götz, Leiter des Gebäudemanagements (GML) und damit Hausherr. Auch wenn die Trennwände weitestgehend ohne Verschraubung im Boden aufgestellt waren, hatte der Sportboden schon zuvor schwere Schäden. Er war wellig, löchrig, mit hochstehendem Belag und nicht mehr ausreichend federnd. An einer Stelle hatte das Gebäudemanagement den Boden einmal öffnen lassen, um sich den Unterbau anzuschauen. Es war auf gebrochenen Estrich und Feuchtschäden gestoßen. Das Unfallrisiko wäre viel zu hoch, sagt Götz: „Die Schutzfunktion des Bodens ist nicht mehr gegeben. Ich erinnere da nur an Joachim Deckarm.“ Der Handball-Nationalspieler und -Weltmeister hatte bei einem Unfall während eines Spiels in einer Halle ohne Sportboden schwere Kopfverletzungen erlitten.

Abrissparty ist das letzte Hallenevent

Von der korrodierten Dachhaut mit tragender Funktion mag Götz gar nicht reden. Die darunter hängende, 22 Tonnen wiegende Heizungs- und Lüftungsanlage war zwar zusätzlich gesichert worden, aber ein Statiker mochte trotzdem nie länger als für ein Jahr eine Nutzungserlaubnis erteilen. Die letzte läuft Ende des Monats aus – nach der (ausverkauften) Abschiedsparty der Jungen Südpfalz mit 20 Jungwinzern und „kulinarischen Komplizen“ am 26. Januar. Die Abrissparty ist das definitiv letzte Ereignis in der Halle, denn deren „Sanierung wäre deutlich teurer geworden als der Neubau“, erinnert Götz. Die als Ersatz geplante Dreifeldhalle auf dem Jahnsportplatz wird rund 4,1 Millionen Euro kosten. 177.700 Euro hatte die Stadt in die Herstellung der Flüchtlingsunterkunft gesteckt. Material im Wert von rund 30.000 Euro kann wiederverwendet werden, teilt die Pressestelle auf Anfrage mit. Stockbetten, Matratzen und Bettwäsche hat die Stadt für Sozialwohnungen eingelagert, die Zimmertüren gleich dazu. „Den Ausbau der Trennwände haben wir billig bekommen, weil der Unternehmer das Material wieder verwenden kann“, sagt Götz.

Abnehmer finden sich

An einer Seite stehen Rauchmelder zum Abtransport bereit. Eine spartanische Küche mit Spülbecken, Durchlauferhitzern und Doppelkochplatten in einem der Gerätelager ist sichtlich unbenutzt und wird nun demontiert. Die Kletterwand ist zerlegt und geprüft, Platten und Griffe können größtenteils wiederverwendet werden. Selbst die Sanitäranlagen werden voraussichtlich an Hilfsorganisationen gehen. Basketballanlage, Sprossenwände und die analoge Spielanzeigetafel sind zu alt und werden ausgemustert. Die übrigen Sportgeräte sind an Vereine abgegeben oder für den Hallenneubau eingelagert worden. „Die Ausschreibung für den Abriss läuft“, sagt der GML-Chef, in diesen Tagen ist Submission, also Abgabeschluss für die Angebote. „Wenn die Preise stimmen, kann Anfang Februar der Abbruch beginnen.“

Der Abbruch ist vor allem ein Rückbau

Unter anderem 130 Festmeter Holz, 350 Leuchtstoffröhren, 1280 laufende Meter Rohrdämmung und 1900 Quadratmeter PVC-Beläge müssen raus. Außen gilt es, allein 1250 Quadratmeter asbesthaltige Schindeln zu demontieren, bevor 1200 Kubikmeter Mauerwerk und 1500 Kubikmeter Beton zertrümmert werden. „Selbst den wollen wir nach Möglichkeit für den Unterbau der neuen Halle verwenden“, sagt Götz, der hofft, mit dem Abriss Ende Mai durch zu sein. Und was passiert mit dem Grundstück? Vielleicht werden dort einmal Häuser gebaut.

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