Kultur Südpfalz Die Heimat ihres Großvaters

1870 kaufte Anne Franks Urgroßvater Zacharias das Haus im Herzen von Landau.
1870 kaufte Anne Franks Urgroßvater Zacharias das Haus im Herzen von Landau.

Neue Wege geht das Jüdische Museum in Frankfurt mit der Online-Ausstellung von Anne Franks Familiengeschichte. So können auch Landauer die neuesten Ergebnisse der Anne-Frank-Forschung verfolgen, denn das Online-Museum, das Anfang Februar online geschaltet wurde, kann jeder im heimischen Wohnzimmer mit Laptop oder Tablet besuchen. Einfach in eine Suchmaschine „Jüdisches Museum Frankfurt“ eingeben, dann die Webseite des Museums aufrufen. Unter aktuelle Meldungen findet sich der Hinweis „Google – Ausstellungen“. Dort den Pfad „Zu den Ausstellungen“ anklicken und es öffnen sich die virtuellen Türen zu den drei aktuellen Online-Ausstellungen des bis 2019 geschlossenen Jüdischen Museum in Frankfurt. Die zweite Ausstellung ist auch für Landauer und Südpfälzer interessant, erzählt sie doch Anne Franks Familiengeschichte, deren Wurzeln auch in Landau sind. Die Ausstellung beginnt mit einer Tagebucheintragung vom 21. September 1942: „Mit Vater bin ich jetzt damit beschäftigt, einen Stammbaum seiner Familie zu machen, und dabei erzählt er etwas von jedem.“ Später im Mai 1944 wird Anne Frank konkreter, sie erzählt ihrem Tagebuch, das sie Kitty nennt, von ihrem Großvater Michael Frank, der als Bankdirektor steinreich gewesen sei und ihrer Großmutter Alice Stern, „Tochter von vornehmen und reichen Eltern“. Diesen Faden aus dem Tagebuch greift die Online-Ausstellung auf, denn sie beginnt mit der Geschichte der Familie Stern, eine der ältesten jüdischen Familie Frankfurts. Die Ausstellung zeigt das älteste erhaltene Porträtbild eines Frankfurter Judens: Anne Franks Urahn Süßkind Stern, Perlenhändler und Geldwechsler. Seine Kinder und Kindeskinder wurden Historiker, Mathematiker oder wie Alice Sterns Vater Gewürz- und Silberwarenhändler. Mit Alice Stern kommt auch Landau in die Ausstellung, denn am 3. Januar 1886 heiratet Anne Franks Großmutter gegen die Tradition ihrer Familie aus Liebe den Bankkaufmann Michael Frank, der sechs Jahre zuvor aus seiner pfälzischen Heimat nach Frankfurt zog und dort erfolgreich mit Wertpapieren an der Börse handelt. Michael Franks Elternhaus ist das heutige Frank-Loebsche-Haus. Michaels Eltern, Zacharias und Babette Frank, die nach Aussagen des Landauer Kulturzentrum Altstadt aus Niederhochstadt stammten, hatten es 1870 gekauft. Auf der Internetseite des Familie-Frank-Zentrums heißt es aber dazu: „Michael Frank stammte ursprünglich aus ärmlichen Verhältnissen und wuchs in Landau in der Pfalz auf. Sein Vater Zacharias Frank war als Eisenwarenhändler und seit etwa 1863 als Bankier tätig. Der schrittweise wirtschaftliche Aufstieg der Familie Frank ermöglichte den Söhnen schließlich die Ausbildung an der Königlich bayerischen Gewerbeschule.“ Nicht ganz geklärt scheint der ursprüngliche Wohnort der Familie Zacharias Frank zu sein. Nur Sophie Loeb, geborene Frank, bleibt in Landau, die anderen Geschwister ziehen nach Frankfurt oder wie Léon, Michaels Bruder, nach Paris. Dort gründet er eine Privatbank. Die beiden Brüder Michael und Léon machen regelmäßig gemeinsame Urlaube mit ihren Familien. Die Ausstellung gibt einen kleinen Einblick in das Alltagsleben dieser beiden Familien und beschreibt an-hand der beiden Familien die Tragik des Ersten Weltkrieges. Sowohl Michaels wie Léons Söhne werden eingezogen und kämpfen gegeneinander für ihr jeweiliges Vaterland. Als 1915 Léons Söhne fallen, nimmt sich der Vater das Leben. Michaels Söhne überleben den Krieg. Otto, der Älteste der drei Söhne, heiratet 1925 Edith Holländer. Das Paar hatte zwei Töchter, Margot und Anne. 1933 emigriert die Familie in die Niederlande. Die Ausstellung zeigt die ersten lebensfrohen Jahre, die Anne und ihre Schwester in Amsterdam erleben. Es ist der Alltag einer deutschen Emigranten-Familie. Und dann schließt sich der Kreis: Anne Frank beginnt als Dreizehnjährige in ihrem Versteck ihr Tagebuch zu schreiben. Die Online-Ausstellung erklärt: „Gemälde und Fotografien sind auch Bestandteil des Familie- Frank-Zentrums und werden ab Sommer 2019 im Jüdischen Museum Frankfurt ausgestellt.“ Es bleibt zu wünschen, dass die Bezüge zur Familie Frank in die Pfalz, nach Landau und Niederhochstadt, noch stärker herausgearbeitet werden und die zum Teil unterschiedlichen Angaben in der Ausstellung, auf der Internetseite des Familie-Frank-Zentrums und des Landauer Kulturzentrums Altstadt zur Geschichte des Frank-Loebsche Hauses überprüft werden. Info www.juedischesmuseum.de

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