Kreis Germersheim Der Kuckuck ruft schon wieder

Die Eheleute Kerstin und Ulrich Maier und Biologe Tom Schulte freuen sich, dass den Schottischen Hochlandrindern die Goldrute so
Die Eheleute Kerstin und Ulrich Maier und Biologe Tom Schulte freuen sich, dass den Schottischen Hochlandrindern die Goldrute so gut schmeckt.

Die zweite Rheinbrücke lässt zwar auf sich warten, doch zum Teilausgleich der Eingriffe in Natur und Landschaft durch die Straßenplanung wurde inzwischen eine Fläche von 31 Hektar bei Berg „an die Natur zurückgegeben“. Das war kein Akt vorauseilenden Gehorsams, erklärte Elmar Goerz, Leiter der Planungsabteilung des Landesbetriebs Mobilität Speyer-Dahn. Den Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes zufolge müssten solche Ausgleichsflächen schon vor Baubeginn bereitgestellt werden.

In der Gemarkung Wörth befand sich auf 51 Hektar das ehemalige Materiallagers der US-Streitkräfte. Das Gelände im Eigentum des LBM hatte sich als Ausgleichsfläche angeboten. Es ist Teil des Landschaftsschutzgebiets „Bienwald“ und hat als Natura 2000-Gebiet aufgrund der Vogelschutz- und FFH-Richtlinie (Schutz von Flora, Fauna, Habitat) hohen Schutzstatus. Mark Kern, Landespfleger des LBM, und Tom Schulte aus Berg als beauftragter Biologe vor Ort erläuterten die seit 2011 laufenden Arbeiten. Dabei beleuchteten sie das Entwicklungsziel mit Altholzbeständen bis hin zu lichten Wäldern, die Lebensraum für zahlreiche gefährdete Vogel- und Fledermausarten, oder auch für die Wildkatze bieten, und eine deutliche Aufwertung des Geländes bedeuten. Langwierig waren zunächst die Beseitigung aller Hallen und Mannschaftsgebäude, der Rückbau von Zäunen und über drei Kilometern befestigter Wege, sowie der Abtransport großer Mengen Unrat und Müll. Eine zwischenzeitliche Nutzung als Holzlagerplatz wurde 2015 beendet und 144 wertvolle Buchen, Eichen und Hainbuchen auf dem Gelände mit nummerierten Plaketten dauerhaft gesichert. Zusätzlich wurden über 6000 Traubeneichen neu gepflanzt. Auch weil Orkan „Lothar“ hier gewütet hatte, konnten sich eingeschleppte Pflanzen wie Goldrute und Kermesbeere extrem ausbreiten. Doch glücklicherweise haben die hier angesiedelten Schottischen Hochlandrinder Appetit auf junge Goldruten entwickelt. Die Beweidung durch neun Kühe, sieben Kälber und einem Bullen, sorgt für Offenhaltung der lichten Wälder. Die Tiere von Familie Maier aus Berg fühlen sich sichtlich wohl und kommen auf Zuruf aus dem Wald. „Und sie sind alle sehr zahm und friedlich“, versichert Kerstin Maier und striegelt liebevoll die Mutterkühe. Zum Schutz der Weidetiere wird auch in Zukunft ein Zaun das Gelände umschließen. Neben den Rindern fühlen sich in dem lichten Wald auch schon wieder vielerlei Vögel wieder heimisch, wie der Ruf des Kuckucks, der Turteltaube und des Wendehalses zeigten. Der Biologe berichtete von der Ansiedelung gefährdeter Vogelarten wie des Grauspechts oder Ziegenmelkers. Im Auftrag des LBM wird Tom Schulte weiter die systematische Beobachtung, Erfassung und Dokumentation dieses Projektes übernehmen, auch als Nachweis dafür, dass sich gefährdete Tier- und Pflanzenarten hier ansiedeln, die ihren Lebensraum beim Bau der Brücke verlieren. Hier setzt die Kritik des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) an, der mit dieser Ausgleichsmaßnahme nicht einverstanden ist, und dies auch in seiner Klage gegen die 2. Rheinbrücke formuliert. Zur Begründungen wird unter anderem angeführt, dass der LBM Speyer illegale Rodungen durchgeführt habe. Außerdem wird das Lager Berg als Teil des Waldökosystems Bienwald nicht als Ausgleich akzeptiert, da es sich hinsichtlich seiner Kriterien wesentlich von dem Naturraum Rheinniederung unterscheide. Die Beeinträchtigungen durch die 2. Rheinbrücke könnten keinesfalls in gleichwertiger Weise und nachhaltig wieder hergestellt werden. „Man wird die Entscheidung des Gerichts abwarten“, kommentiert Elmar Goerz die Klage, wohl wissend, dass auch die Stadt Karlsruhe geklagt hat. Vorerst habe der LBM seine Hausaufgaben gemacht.

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