Karlsruhe Dauercamper und Obdachlose

Mit dem gesamten Hab und Gut auf der Straße: Manche Menschen wollen sich nicht helfen lassen und lehnen ein Dach über dem Kopf a
Mit dem gesamten Hab und Gut auf der Straße: Manche Menschen wollen sich nicht helfen lassen und lehnen ein Dach über dem Kopf ab.

Die städtische Wohnraumhilfe hat personell aufgestockt. Vier Mitarbeiter kümmern sich derzeit um obdach- und wohnungslose Speyerer. Auch im Außendienst. Unterkünfte und Übernachtungsmöglichkeiten stehen in der Stadt bereit.

„Vom geplanten Ehrenamtsprojekt ,Winterbus’ haben die Mitarbeiter der Speyerer Wohnraumhilfe aus der RHEINPFALZ erfahren.“ Damit erklärt Abteilungsleiter Michael Spieß seine „berechtigte Verärgerung“ über fehlende Kommunikation. Auch Bürgermeisterin Monika Kabs (CDU) wurde nach eigenen Angaben nicht informiert. „Wir hätten die Idee unterstützt“, betont sie. Stefan Wagner hat vor einigen Tagen seine Initiative zur Versorgung Obdachloser im Winter auf ehrenamtlicher Basis gestartet, wenn auch ohne Absprache mit Stadt und auch noch ohne Bus der Arbeiterwohlfahrt, wie er es ursprünglich geplant hatte. Vier obdachlose Männer seien derzeit bei der Stadt bekannt, berichtet Spieß. Zwei von ihnen lebten mit Einwilligung des Eigentümers in einem unbewohnten Haus, die beiden anderen auf der Straße. Die Wohnraumhilfe und auch der kommunale Vollzugsdienst stünden im ständigen Kontakt mit ihnen. Übernachtungsplätze seien ihnen angeboten worden. „Sie lehnen jegliche Hilfe ab“, sagt Spieß. „Vier Appartements sind reserviert“, betont er. Darin gebe es jeweils sanitäre Anlagen sowie Wohn-, Schlaf- und Kochgelegenheiten. Die Stadt statte die Menschen mit Matratze, Decken und Kissen aus. Ansprechpartner in allen Notunterkünften seien städtische Hausmeister. „Jeder Mensch hat das Recht auf selbstbestimmtes Leben“, erklärt Spieß. Die Rechtslage verbiete es, Menschen in eine Unterkunft zu zwingen. Im Unterschied zu Obdachlosen hätten Wohnungslose zwar ein Dach über dem Kopf, aber keine Adresse, erläutert Spieß. „Sie leben bei Angehörigen oder Freunden, sind Dauercamper, in einem Schrebergarten untergekommen oder von der Stadt in einer Unterkunft im Schlangenwühl, Industriestraße oder einer Gewo-Wohnung eingewiesen worden.“ Derzeit sind 140 Personen in 88 Speyerer Haushalten wohnungslos. Von den bei „Winterbus“-Ehrenamtlichen bekannten Obdachlosen-Treffpunkten wisse er nichts, sagt Spieß. Auch deshalb stelle sich die Frage nach dem Bedarf an einem „Winterbus“, erklärt Kabs, die das Projekt dennoch nicht ablehnt. Fachbereichsleiter Georg Lehnen-Schwarzer spricht von möglicherweise „herbeigeredetem Bedarf“. Sein Abteilungsleiter geht davon aus, dass sich Obdachlose anderer Gemeinden in der Stadt aufhalten. Auch sogenannte Durchreisende erhielten vom Speyerer Jobcenter einen Übernachtungsplatz und den Tagessatz des monatlichen Hartz-IV-Regelsatzes. „Unsere Obdach- und Wohnungslosen wissen, dass sie bei uns Hilfe und Beratung bekommen“, betont er. „Die Mitarbeiter nehmen ihre Aufgabe ausgesprochen ernst.“

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