Kultur Südpfalz Das Trinkgeld reicht zum Leben

Max Gömann zeigt in seinen Bildern alltägliche Szenen aus seiner Wohngemeinschaft oder der Kneipe.
Max Gömann zeigt in seinen Bildern alltägliche Szenen aus seiner Wohngemeinschaft oder der Kneipe.

„Ich habe keine Zweifel und fühle mich wohl in dem, was ich mache“, sagt Max Gömann. Erst im vergangenen Jahr hat er am Max-Slevogt-Gymnasium in Landau das Abitur bestanden und gleich darauf sein Studium an der Kunstakademie in Karlsruhe begonnen. Das hat nicht jeder aus seinem Umfeld verstanden und damit die alte Frage nach dem Vernünftigen für Gegenwart und Zukunft aufgeworfen. Jetzt präsentiert Gömann seine erste Einzelausstellung. Es ist Nachmittag. Der 21-Jährige sitzt im Milano in der Südstadt. Vom Arbeiter über den Studenten bis zum Künstler kommen alle hierher. Das badische Staatstheater ist nicht weit, die sozialen Verwerfungen auch nicht. Für Gömann ist dieser „spezielle, nicht normale Ort“ zugleich auch Arbeitsplatz. Hier jobbt er hinter dem Tresen und finanziert sich sein Studium. „Mit dem Trinkgeld komme ich gut über die Runden“, sagt er zufrieden. Und oft genug bedient er auch Franz Ackermann, sofern der renommierte Kunstprofessor nicht in der weiten Welt unterwegs ist. In dessen Klasse an der Kunstakademie lernt Gömann: „Er ist ein guter Professor. Er hat viel zu sagen und viel Ahnung. Und er ist immer darauf aus, dass wir die Zeit nutzen, um an uns zu arbeiten.“ Gömann ist ein stiller junger Mensch. Erst während des Abiturs hatte er sich für das Kunststudium entschlossen, nachdem für ihn zuvor noch eine Ausbildung zum Kommunikationsdesigner der Favorit war. Es wäre die sichere Seite gewesen, sagt er. Für ihn, die Familie, die Freunde. Immerhin hat sich die Wahrnehmung inzwischen ein wenig zum Guten verändert. „Ich mache etwas, es geht voran und finanziere mir mein Leben selbst. Daran erkennen sie, dass es nicht ganz so verkehrt ist.“ Gömann lebt im Jetzt. Er möchte jetzt erst einmal herausfinden, was für ein Mensch er ist. „Ich möchte erwachsen werden.“ Die Kunst würde hierbei sehr helfen, auch wenn man hinterher etwas ganz anderes machen sollte. Er ist ein guter Beobachter, der diese Aufmerksamkeit allerdings spüren lässt. Die Motive seiner Bilder zeigen alltägliche Szenen aus seiner Wohngemeinschaft oder der Kneipe. Er arbeitet mit den Kontrasten von Farben, Licht und Schatten, ohne allerdings jemals düster zu werden. Gömann merkt sich Szenen, die er dann später eher optimistischer auf die Leinwand bringt. Hier leidet niemand mit sich oder seiner Welt. Max ist körperlich gut beieinander und trägt einen satten Vollbart. Das alles steht ihm, auch wenn sich hinter dieser stimmigen und sympathischen Erscheinung seine Jugend nicht verbergen lässt. Um die Vermarktung seiner Bilder hat er sich noch nicht gekümmert. Die Zeiten würden nicht einfacher. Bilder sind heutzutage nur noch einen Wischer entfernt, „man braucht sie nicht mehr in echt“. Er merke auch selbst, wie oft er sein Handy in der Hand habe. Es ist noch nicht so lange her, dass er viel Zeit mit dem Gucken von Filmen und Serien verbracht hat. Inzwischen verbringt er seine Zeit lieber mit Menschen. „Das ist viel spannender“, sagt er. Die ersten Monate in Karlsruhe hat er in Zwischenmiete am Werderplatz verbracht. Inzwischen hat er mit Kommilitonen ein Haus in der Nordweststadt angemietet, das sie zu siebt als Wohngemeinschaft nutzen. Sauber sei es, lächelt er: „Künstler können auch Ordnung halten.“ Natürlich hat er sich auch in Landau wohl gefühlt. Nichts habe ihm beim Aufwachsen dort gefehlt, wobei Karlsruhe nun eben der nächst größere Schritt sei. Seine Ausbildung hat er nicht mit dem Gedanken angetreten, „der“ kommende Künstler zu werden. Wobei: „Natürlich wünscht man sich das. Aber ich würde nicht daran zugrunde gehen , wenn das Leben einen anderen Weg geht. Eher fände ich es schlimm, mich so an die Kunst zu verlieren, dass ich malen müsste, was die Menschen wollen: also rein kommerziell. Dann mache ich lieber etwas anderes.“ Bis Januar werden seine Arbeiten nun zum ersten Mal in einer Einzelausstellung zu sehen sein. Und das ganz in der Nähe seiner Kneipe am Werderplatz. Und natürlich ist der Erstkontakt zu den Machern des Kohi-Kulturraums am Tresen des Milano zustande gekommen. Termin Max Gömann: „Sag zum Abschied ,Lousy Service’“ im Kohi-Kulturraum in Karlsruhe, Werderstraße 47. Vernissage am Samstag um 19 Uhr. Weitere Informationen unter www.kohi.de

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