Karlsruhe „Das Blech hat immer das letzte Wort“

„Was die Musik durch das Handpan vermag, ist für mich einzigartig und schafft kein anderes Instrument“, sagt Nadine Stanilewicz. Mit ihrer Handpan-Akademie bietet sie Kurse an, die mehr bieten können als das bloße Erlernen eines Instruments. Für den einen ist es Meditation, für den anderen wiederum geradezu therapeutisch. Die Nachfrage nach dem noch nicht einmal zwanzig Jahre alten Klangwunder ist groß.

Wer hat’s erfunden? Die Schweizer. Oder genauer gesagt Felix Rohner und Sabina Schärer aus Bern. Sie verklebten vor 18 Jahren als erste zwei Halbkugelsegmente aus Stahlblech miteinander und brachten damit die Musikwelt zum Vibrieren. Ausgangspunkt war die bekannte Steelpan aus Trinidad, bei der ursprünglich Klangfelder in Ölfässerböden gehämmert worden waren. Die Berner nannten ihre Erfindung nach der berndeutschen Dialekt Bezeichnung für Hand einfach „Hang“. Boten sie in der anfänglichen Euphorie allen Interessenten noch kostenlos Pläne zum Nachbauen an, ist die Lage inzwischen reichlich verzwickt. Wer sich umhört, erfährt vieles über esoterische und marktkapitalistische Überhöhungen. Daher nennt Stanilewicz ihre Akademie auch nur nach der allgemeinen Bezeichnung Handpan. Für die Kurse mietet sie in Karlsruhe und anderen Städten stunden- oder tageweise Räume an. Zu diesen kommen dann Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund. Das können Profis sein wie der Saxofonist, der sich neue musikalische Wege erschließen möchte. Stanilewicz: „Was mich aber besonders berührt, ist, dass Menschen, die denken, sie sind unmusikalisch und können kein Instrument spielen, es eben doch mit dem Handpan schaffen. Aber auch jene, die mit dem Musizieren ihren Frieden schließen wollten, da sie es in ihrer Jugend unter Zwang lernen mussten. Auch käme es zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder bei Borreliose vor, dass ihnen der Arzt geraten habe, ein Musikinstrument zu spielen. Man muss sich vorstellen, „dass wir es mit einem 360-Grad-Instrument zu tun haben. Und dieser Kreis ist wichtig, da bei der Koordination mit der Handpan die Gehirnhälften synchronisiert werden können“, sagt Stanilewicz. „Der Klang an sich sei das Phänomenale“ und dass das Handpan alle Möglichkeiten offen halte, mit ihm in Kontakt zu treten: „Es ist auch ein Hilfsmittel, Dinge zu verarbeiten, zu integrieren oder einfach Energien zu entladen.“ Stanilewicz hat als Multiinstrumentalistin und Klangkünstlerin reichlich Erfahrung mit den unterschiedlichsten Instrumenten. Um so begeisterter ist sie von der Handpan als „Multitalent“, das mit Melodie und Harmonie wie ein Symphonieorchester klingen kann. Zu Besuch ist gerade Birgit Pestal aus Wien, die seit zwei Jahren Handpans selbst herstellt. „Das Blech hat immer das letzte Wort“, sagt sie mit einem Lächeln. Ihre Biographie weist sie als kreative Geisteswissenschaftlerin aus, die sich autodidaktisch vieles aneignen kann. „Für mich ist das ein Kunsthandwerk, ganz klar. Jeder Hammerschlag bleibt im Blech und man muss sich da mit jedem Fehler auseinandersetzen. Sofern man will, dass das ganze Werkstück harmonisch klingt.“ Entsprechend vermeidet sie kommerziellen Druck und gibt den Prozessen Zeit. Mit dem Pan Lab Vienna hat sie einen Raum für die Herstellung und das spielerische Experimentieren mit Handpans kreiert. Auch sie ist davon begeistert, dass jeder die „Pfanne“ spielen könne, vom Profi bis zum Menschen mit Einschränkung: „Alles produziert überall Klang. Es ist barrierefrei und letztlich spielt der Mensch mit sich selbst“. Info Weitere Informationen über die Kurse und Workshops sowie das Instrument an sich, sind unter www.handpan-akademie.de und unter www.pan-lab-vienna.at zu finden.

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