Karlsruhe Bruchsal: Angehörige erhebt Vorwürfe gegen JVA

Im Inneren des „Sterns von Bruchsal“: Gang mit Zellentüren der Justizvollzugsanstalt.
Im Inneren des »Sterns von Bruchsal«: Gang mit Zellentüren der Justizvollzugsanstalt.

Als der Bruder von Natali T. von der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Bruchsal ins Gefängnis nach Heilbronn verlegt wurde, hat sie nach eigenen Angaben endlich wieder durchgeschlafen. „Die letzten Monate waren für uns Angehörigen die Hölle“, sagt die Frau im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Bei den regelmäßigen Besuchen habe ihr Bruder von Misshandlungen und menschenunwürdigen Bedingungen berichtet.

Obwohl ihr mehrfach vorbestrafter Bruder (Körperverletzung und räuberischer Erpressung) „lediglich“ zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt wurde, sei er in der JVA von Anfang an „wie ein Schwerverbrecher“ behandelt worden, sagt die Frau: „Bei jeder Kleinigkeit wurde er psychisch und physisch unter Druck gesetzt. Das Wegnehmen von Büchern gehört dort ebenso zur Tagesordnung wie körperliche Übergriffe.“ Wärter und Anstaltsleitung hätten auf ihre Beschwerden weitgehend mit Unverständnis und Ignoranz reagiert, behauptet sie. „Von Menschlichkeit ist in diesem Gefängnis nichts zu spüren und teilweise werden Kleinkriminelle gemeinsam mit Mördern in eine Zelle gesteckt.“

Ministerium: Gefangene können sich an Mitarbeiter wenden

Dem widerspricht das Justizministerium Baden-Württemberg, das für die JVA zuständig ist: Zum einen sei der Häftling, um den es geht, nur elf Tage zusammen mit einem anderen untergebracht gewesen. Und: „Gefangene können sich grundsätzlich an jeden Mitarbeiter oder jede Mitarbeiterin der JVA Bruchsal wenden, insbesondere an die Bediensteten des Allgemeinen Vollzugsdienstes oder an die Fachdienste“, teilt man mit. Zudem gebe es einen Sicherheitsbeauftragten, an den sich Inhaftierte wenden können. „In der Regel wenden sich Gefangene an einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, die sie bereits kennen und zu dem oder der ein Vertrauensverhältnis besteht“, heißt es. Angehörige könnten sich bei Problemen ebenfalls an Mitarbeiter der JVA wenden. „Darüber hinaus hält typischerweise der Sozialdienst Kontakt zu den Angehörigen“, so das Justizministerium. Auch die Caritas biete spezielle Beratungsangebote für Angehörige von Insassen der JVA Bruchsal an.

Schwester plant Demonstration

Natali T. sieht das alles kritisch: Mit einer Demonstration möchte sie die Öffentlichkeit sensibilisieren und Druck auf das Justizministerium ausüben, wie sie sagt: „Die Verantwortlichen müssen endlich in die Pflicht genommen werden. Sonst wird sich für die Gefangenen in Bruchsal nie etwas ändern.“ Zunächst hatte sie eine Demonstration mit bis zu 150 Teilnehmern für den morgigen Sonntag angemeldet. Die Anmeldung wurde allerdings am Donnerstag wieder zurückgezogen. Die JVA Bruchsal steht nicht zum ersten Mal im Kreuzfeuer der Kritik. Am 9. August 2014 war ein 33-jähriger Häftling nach wochenlangem Hungerstreik tot in seiner Zelle aufgefunden worden. In der Folge wurde der damalige Gefängnisdirektor suspendiert, die Staatsanwaltschaft ermittelte. Gegen die Anstaltsärztin wurde im Juli 2015 Anklage wegen fahrlässiger Tötung erhoben, das Verfahren 2017 eingestellt. Der Direktor ist jetzt bei der JVA in Karlsruhe eingesetzt.

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