Lokalsport Südpfalz Boxen: „Leute, schaltet den Fernseher ein“

Hat Sprüche drauf wie ein alter Champion: der 20-jährige Leon Bauer. Foto: Iversen
Hat Sprüche drauf wie ein alter Champion: der 20-jährige Leon Bauer.

Leon Bauer steigt am 6. April in Wolfsburg das erste Mal seit seiner Vertragsverlängerung mit Team Sauerland wieder in den Ring. Für Sparring hatte er einen ehemaligen Weltmeister zu Hause. Die Familie ist wieder mit dabei. Mutter Melanie vergleicht Leon und seinen Bruder Allen schon mit den Klitschkos.

„Wenn Bauer in den Ring steigt, gibt es eine geile Show“, sagt Leon Bauer über Leon Bauer. Der 20-Jährige schätzt die Erwartungshaltung der Zuschauer so ein: „Mal gibt es Drama, mal wird es speziell. Die Leute wollen auch, dass ich mit gut bewege.“ Seine Boxstatistik als Profi: 15 Siege, ein Unentschieden.

Beweglichkeit und Technik sind seine Stärken. In den vergangenen Wochen habe er aber auch viele harte Sachen trainiert, um mehr Druck auf den Gegner auszuüben und ihn möglicherweise früh niederstrecken zu können. Mateo Damian Veron ist sein Gegner am 6. April. Der 29-jährige Argentinier hat eine Kampfstatistik von 28 Siegen, drei Unentschieden und 22 Niederlagen. „Er ist ein technischer Boxer, weniger der K.-o.-Schläger. Er hat viel Erfahrung mit hochkarätigen Leuten“, meint Bauer.

„So langsam erreiche ich meine Full-Man-Power“

Sein Sparringspartner war Giovanni de Carolis, 2016 durch einen Sieg gegen Vincent Feigenbutz WBA-Weltmeister. „Ich versuche mich stetig zu optimieren. Täglich eine bessere Version von mir selbst zu erreichen. Ich wachse, werde älter und erreiche langsam meine Full-Man-Power“, sagt Leon Bauer. Sein Trainer, Vater Bernd Bauer, ist glücklich, wie sein ältester Sohn sich entwickelt: „Er bekommt ein anderes Selbstbewusstsein. Du merkst, wie er ein junger Mann wird. Das ist krass.“ Mutter Melanie managt die Termine. Die Familie ist Leon Bauers Rückhalt. Er schätzt die offene Meinung seiner Leute: „Natürlich streitet man auch mal, aber das gehört dazu, wenn so viel Liebe und Leidenschaft im Spiel sind.“

Die Bauers sind eine boxverrückte Familie. Leons Bruder Allen (15) ist seit Kurzem badischer Amateurmeister der Junioren bis 60 Kilo. Der 15-Jährige trainiert auch mit dem älteren Bruder. Ein Ziel: Teilnahme an den Olympischen Spielen. „Er hat jetzt noch vier bis fünf Jahre um zu reifen. Wir sind ja keine Amateure mehr, wir machen das professionell und haben einen gewissen Erfahrungsschatz, den wir ihm weitergeben. 2024 hoffen wir dann, dass es klappt“, sagt der Ältere. Mutter Melanie bezeichnet die beiden schon als die kommenden Klitschkos.

„Einen der besten Verträge ausgehandelt“

2015 gab Leon Bauer sein Profidebüt, 2016 war er jüngster IBF-Junioren-Weltmeister im Supermittelgewicht. 2017 konnte er den Titel zweimal verteidigen. Seinen jüngsten Kampf gegen den Portugiesen Jorge Silva in Zagreb gewann er nach Punkten, auch wenn die Rahmenbedingungen alles andere als optimal waren: „Wir haben unseren Flieger verpasst, sind nachts um zwölf am Hotel angekommen, dort war noch eine Hochzeit. Ich habe nur vier bis fünf Stunden geschlafen. Aber ich war top vorbereitet und habe trotzdem abgeliefert.“

Bauer hat seinen Vertrag mit Team Sauerland um drei Jahre verlängert. Beim Boxstall, der unter anderem Henry Maske, Sven Ottke und Axel Schulz unter Vertrag hatte, fühlt Bauer sich wohl: „Sie bieten mir die bestmögliche Plattform. Wir haben einen der besten Verträge in Deutschland ausgehandelt, sodass ich meine Familie und alles drumherum bezahlen kann. Das haben wir uns erarbeitet“, sagt Bauer.

An Selbstvertrauen mangelt es ihm nicht: „Ich will das deutsche Boxen zu neuem Leben erwecken. Ich bin wahrscheinlich jetzt schon das Gesicht der deutschen Kampfsportszene. Wir werden etwas machen, was Deutschland so noch nicht gesehen hat. Das haben wir damals gesagt, das sagen wir jetzt und in fünf Jahren auch noch.“

Sport1 überträgt

Der Kampf am 6. April wird live von Sport1 übertragen. Bauers Mutter hat einen Reisebus organisiert. Im Congresspark in Wolfsburg haben etwa 2000 Zuschauer Platz. „Ich kann sagen: Leute, schaltet den Fernseher ein, ihr könnt mich sehen. So kommen wir unserem Ziel Stück für Stück näher“, sagt Bauer.

Mitte bis Ende nächsten Jahres erwartet er die ersten großen Kämpfe, die ersten großen Namen. Dabei vergisst er nicht seine Herkunft. Ein „Home-Coming“ sei für dieses Jahr geplant. „Wir würden gerne jedes Jahr einmal in der Gegend boxen. In Ludwigshafen zum Beispiel. Wir wollen den heimischen Fans die Chance geben, mich live zu sehen. Ich habe mittlerweile auch den Bekanntheitsgrad, um eine Halle zu füllen.“ fesc

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