Kreis Germersheim Bluttat von Kandel: Stille Trauer um das junge Opfer

Kerzen erinnern an die getötete Schülerin.
Kerzen erinnern an die getötete Schülerin.

Über 100 Menschen trauern um die 15-Jährige, die am Mittwochnachmittag von ihrem Ex-Freund niedergestochen und tödlich verletzt worden war.

Schweigend trauerten gestern Nachmittag etwa 100 Menschen um die 15-jährige Schülerin, die am Abend zuvor im dm-Markt erstochen wurde. Alle blickten immer wieder auf die Kerzen und Blumen, die am Eingang zum Markt niedergelegt waren. Hinter ihnen liegt die Siedlung, in der die 15-Jährige gelebt haben soll. Ihre Eltern werden psychologisch betreut. Sie sei ihr einziges Kind gewesen, heißt es.

Keine Reden

Schon am Mittag standen dort immer wieder in sich gekehrte Menschen. Gerade den Jüngeren war oft deutlich anzusehen, dass ihnen das Geschehen sehr nahe geht. Ab etwa 14 Uhr füllte sich der Platz zwischen dem Markt und Parkplatz zusehends. Es bildeten sich kleine, oft schweigende Gruppen, wenn gesprochen wurde, dann verhalten und leise. Reden wurden auf dieser Trauerversammlung keine gehalten. Die Vertreter der Kommunen – Landrat Fritz Brechtel (CDU), Verbandsbürgermeister Volker Poß und Stadtbürgermeister Günther Tielebörger (beide SPD) – legten Blumen nieder und zeigten auch im weiteren ihre Anteilnahme still.

Initiatorin missbilligt Politisierung

Initiiert hatte diese Trauerkundgebung ohne Reden eine junge Frau aus Winden. Sie war am Abend zuvor kurz nach der Tat am dm-Markt vorbei gekommen. Das 15-jährige Opfer kannte sie nicht, aber sie wollte einfach etwas tun. Nicht gut findet sie, wenn die Tat für politische Zwecke benutzt wird, stellt sie klar. Dies hatte am Vormittag ein Mann versucht, der in Kandel offenbar nicht bekannt ist. Er stellte sich mit Plakaten, auf denen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckhard abgebildet waren, vor die Eingangstür des dm-Marktes. Im Arm hielt er einen Strauß Rosen, die er als Zeichen der Trauer verteilen wollte. Das Interesse der wenigen Einkäufer, die den Markt besuchten, war gering.

Kirchentüren geöffnet

Die Kirchengemeinden in Kandel öffneten gestern die Türen der St. Georgskirche und der St. Piuskirche. Bis 17 Uhr konnte dort der 15-jährigen Schülerin gedacht werden. Neben der Gelegenheit zum stillen Gedenken und Gebet stehen auch Seelsorger zum Gespräch bereit, wenn dies gewünscht wird.

Bereits vorher auffällig gewesen

Gestern wurde der mutmaßliche Täter, ein 15-jähriger alleinreisender Flüchtling aus Afghanistan, dem Haftrichter vorgeführt. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Bei der Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft und der Polizei wurde bekannt, dass der junge Mann wegen einer Körperverletzung, wohl aufgrund einer vorausgegangenen Beleidigung, sowie wegen einer Anzeige, die die 15-Jährige und ihre Eltern wegen Nötigung, Bedrohung und Beleidigung erstattet hatten, bereits auffällig gewesen ist: Im November hatte er in Wörth auf eine Beleidigung auf einem Schulhof mit einem Faustschlag reagiert.

Anzeige am 15. Dezember

Mehrere Monate war die 15-Jährige mit dem jungen Afghanen zusammen, Anfang Dezember hatte sie die Beziehung beendet. Daraufhin habe der Asylbewerber mehrfach versucht Kontakt herzustellen und ihr gedroht, sie abzupassen. Daraufhin haben die Eltern der Schülerin am 15. Dezember Anzeige erstattet.

Zufälliges Zusammentreffen

Noch am Vormittag des Tattages wurde der junge Asylsuchende von der Polizei Neustadt, seinem jetzigen Wohnort, über die strafrechtlichen Konsequenzen seines Verhaltens aufgeklärt und er erhielt eine Vorladung. Am Mittwochnachmittag traf er in Kandel zufällig auf die 15-Jährige. Info Hier geht es zum Überblick der Berichterstattung über den Fall.

Rund 100 Menschen finden sich zur Trauerversammlung ein.
Rund 100 Menschen finden sich zur Trauerversammlung ein.
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