Kultur Südpfalz Beginner, aber keine Anfänger

Das Konzert wird von einer Lichtershow begleitet.
Das Konzert wird von einer Lichtershow begleitet.

Dass es das Hamburger Hiphop-Trio auch nach etwa 27 Jahren auf der Bühne immer noch ordentlich krachen lassen kann, haben „Die Beginner“ am Donnerstagabend einmal mehr bewiesen. Rund zwei Stunden spielten sich die drei Ü-40er in der Karlsruher Schwarzwaldhalle durch ihre eigene Musikgeschichte. Als Überraschungsgäste mit dabei: Deutschrap-Pioniere der ersten Stunde.

Deutschrap ist derzeit erfolgreicher denn je. Kein Wunder also, dass auch das eigentlich für Oktober 2017 angekündigte und dann verschobene Konzert der Hamburger Hiphop-Formation „Die Beginner“ in Karlsruhe gut besucht war. Das Publikum war dabei erstaunlich bunt gemischt: von jungen Hipstern bis zu hippen Junggebliebenen waren fast alle Altersklassen vertreten. Nachdem Rapper Afrob zu Anfang noch etwas mühsam versuchte, die Stimmung in Gang zu bringen, war die Party spätestens mit der ersten Single-Auskoppelung des 2016 erschienenen Albums „Advanced Chemistry“ der gleichnamigen Tour eröffnet. Für „Ahnma“ haben sich Jan Philipp Eißfeldt alias Eizi Eis und besser bekannt als Jan Delay (Rap), Dennis Lisk alias Denyo (Rap) und Guido Weiß alias DJ Mad (Beats) mit dem bekannten deutschen Reggae-Musiker Gentleman und Gangsterrapper Gzuz von der Hamburger Rapcrew 187 Strassenbande eine recht ungewöhnliche Mischung ins Boot geholt. Da beide Gaststars an diesem Abend nicht persönlich auf der Bühne standen und ihre Parts vom Playback eingespielt wurden, sang das Publikum dafür umso inbrünstiger mit. Dass zwischen dem letzten, 2003 erschienenen und dem aktuellen Album immerhin 13 Jahre liegen, die vor allem Jan Delay für seine erfolgreiche Solokarriere genutzt hat, merkte man dem Trio bei ihrem Auftritt allerdings nicht an. Als hätten sie nie etwas anderes getan, führten die Künstler mit Titeln wie „Hammerhart“, „Gustav Gans“ und „Schelle“ durch ihre musikalische Geschichte. Zu krachenden Beats und wummernden Bässen feierten die Musiker gemeinsam mit ihrem Publikum. Für eine weitere Lehrstunde in Sachen Deutschrap holte sich das Trio als Verstärkung dann einen Teil der Namensgeber ihres derzeit aktuellen Albums auf die Bühne. Die 1987 gegründete Heidelberger Hip-Hop-Formation „Advanced Chemistry“ gilt heute mit als Wegbereiter des deutschen Raps. Im Gepäck hatten die beiden Urgesteine Torch und Tony L., die an diesem Abend zu Gast waren, nicht nur die gemeinsame Single „Wir waren mal Stars“, sondern auch den Hit, der 1992 für den Durchbruch der Gruppe sorgte: „Fremd im eigenen Land“. Dass ein beachtlicher Teil des Publikums damals höchstwahrscheinlich noch in den Windeln lag, schien der ausgelassenen Stimmung dabei keinen Abbruch zu tun. Gefeiert wurden an diesem Abend vor allem die älteren Stücke der Beginner, wie „Füchse“, „Fäule“ oder „Liebeslied“, was vermutlich vor allem daran lag, dass das durchschnittliche Alter der Besucher deutlich höher war, als bei anderen Rapkonzerten. Auch neue Stücke, wie „Meine Posse“, wurden lautstark mitgesungen. Unterstützt wurde die Hommage an den Deutschrap der 90er-Jahre nicht nur von einer beeindruckenden Lichtershow, von der Jan Delay und Kollege Denyo offenbar selbst so geblendet waren, dass beide während des ganzen Konzerts ihre Sonnenbrillen nicht abnehmen konnten. Zwischenzeitlich wurde von dem feiernden Publikum sogar eine Person im Hühnerkostüm ganz in Stagediving-Manier auf den Händen durch den Saal gehoben wurde. Nach etwa zwei Stunden endete die musikalische Zeitreise und das begeisterte Publikum wurde mit „Nach Hause“ schließlich endgültig eben dorthin entlassen.

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