Landau „Bauneleier“ seit Generationen in Betrieb

Der kleine Luis hat ein Auge auf die Bohnenschneidmaschine seiner Oma Inge Gensheimer (links) und deren Schwester Monika Lacher
Der kleine Luis hat ein Auge auf die Bohnenschneidmaschine seiner Oma Inge Gensheimer (links) und deren Schwester Monika Lacher geworfen.

Mindestens seit 1890 ist die Bohnenschneidemaschine im Besitz der Familie von Nicole Piontek aus Jockgrim. „Diese Fossil stammt von meiner Ur-Ur-Großmutter“, erzählt sie. „Heute tut es seinen treuen Dienst in der Küche meines Vaters, der es gerne zum Bohnenschneiden verwendet.“ Es eigne sich auch, um Paprika in feine Streifen zu schneiden. Der Hobbygärtner Otto Wagner baut viele Bohnen an. „Die Bohnenschneidemaschine habe ich von meinen Eltern übernommen und nutze diese heute noch“, erzählt er. Insbesondere für saure Bohnen. Früher seien die Bohnen in heißem Wasser blanchiert und danach zum Abkühlen auf dem Küchentisch ausgebreitet worden. „Die kalten Bohnen wurden in einer Wanne gesalzen, in einen Tonständer geschichtet und fest gedrückt, dazwischen wurden kleine grüne Gurken eingelegt.“ Darüber kam ein rundes Leinentuch, worauf Eichenhölzer geschichtet und mit einem Granitstein beschwert wurden. „Heute mache ich es mir einfacher: Die abgekühlten gesalzenen Bohnen kommen in ein Spangenglas und werden mit heißem Wasser übergossen“, erzählt Wagner. Nach etwa sechs Wochen sind sie zum Verzehr bereit. In Römerberg, bei Käthe Maier, gibt es den Bohnenschneider „im Doppelpack“: Eins der beiden Geräte werde im Sommer an die Kinder weitergegeben – zusammen mit Stangenbohnen aus dem heimischen Garten. Gerne mal an die Nachbarn verliehen wurde früher der „Bohnenschnitzer“ von Margarete Schick aus Zeiskam. „Er ist seit mindestens 60 Jahren in meinem Besitz“, erzählt die 85-Jährige. Sie hatte das Küchenutensil von ihrer Mutter übernommen und benutzt es bis heute, um Salat und Gemüse zuzubereiten. Auch schon einige Jahrzehnte alt ist der Bohnenschneider von Helga Lütt aus Lingenfeld. „Er sieht aber aus wie neu.“ Die Lingenfelderin hat einen großen Garten mit vielen Bohnen, aus denen sie gerne das norddeutsche Gericht „Schnippelbohnen in Milchsoße“ kocht. „Ich möchte die Schneidemaschine nicht missen und bin froh, dass ich sie von einer guten Bekannten bekommen habe“, sagt Helga Lütt. Vor 100 Jahren zur Hochzeit geschenkt Bei Andreas Mattern ist der Bohnenschneider jeden Sommer im Einsatz. „Es sichert somit unseren Bedarf an Bohnensalat im Winter“, erklärt der Freckenfelder. Nach der Ernte packt auch Roland Keiber die Bohnenschneidemaschine aus, die noch von der Oma stammt. „Sie sieht etwas mitgenommen aus, aber funktioniert einwandfrei“, erzählt der Jockgrimer. „Und der Salat schmeckt echt lecker.“ Übrigens gibt es auch moderne Modelle. Erhältlich sind diese etwa im Haushaltswarengeschäft in Freckenfeld, wie Annemarie Bieberstein mitteilt. Ihre eigene habe sie aber von der Mutter geerbt. Johanna und Wolfgang Kloss aus Römerberg haben ihren Schneider aus einem Haushaltswarengeschäft in Mechtersheim. „Hier erhält man noch alles, was man inzwischen in Speyer nicht mehr kaufen kann“, schreibt das Ehepaar. In den 1950er-Jahren hat die Schwiegermutter von Edgar Göhler ihre Bohnenschneidemaschine bei Christmann in Speyer gekauft. „Sie ist noch voll funktionstüchtig“, erzählt der 82-Jährige Lingenfelder. Vor 20 Jahren hat Helga Kripp auf einem Flohmarkt in Schwegenheim für acht D-Mark eine Bohnenschneidemaschine erstanden. Ihr Mann habe die Maschine auseinandergebaut und gereinigt. „Die Maschine ist bis zum heutigen Tag jedes Jahr zur Bohnenernte im Einsatz“, erzählt die 87-Jährige. In Rülzheim ist Brigitte Wagner-Fischer noch im Besitz der „Bauneleier“ ihrer Großmutter. Die Küchenmaschine war ein Hochzeitsgeschenk im Jahr 1912. „Als Kind habe ich die Arbeit mit der Schneidemaschine nicht gemocht, ständig wurde ich korrigiert“, erzählt sie. „Wenn ich außerhalb der Saison dann mal kreativ sein wollte und Papierstreifen, Blumenstängel oder Strohhalme durchschob, hieß es: Heer uff! Dess esch käh Speelzeich!“ Deshalb isst die Rülzheimerin „bis heute nicht gern Bohnen, die längs geschnitten wurden“. Ebenfalls ein Hochzeitsgeschenk – an die Urgroßmutter – war der verschnörkelte Bohnenschneider von Frank Grabau. Er ist auch nach rund 100 Jahren noch „jedes Jahr zwei- dreimal in Gebrauch“. Dieter Zapp aus Rheinzabern half als Junge seiner Mutter in der Küche. „Wenn man 20 Kilo Bohnen durchgedreht hatte, war das schon eine Mammut-Angelegenheit“, berichtet er. Heute habe das Gerät einen Ehrenplatz in seiner Antiquitätensammlung. 1957 übernahm Therese Menikheim aus Maximiliansau die Bohnenschneidemaschine ihrer Mutter. Leider komme das Gerät so gut wie nicht mehr zum Einsatz, da „für einen Ein-Personenhaushalt das Bohnen schnipseln zu aufwändig ist“, erzählt die Tochter Ute Menikheim. Allerdings erinnere das Küchengerät ihre Mutter an die Zeit, als sie noch selbst Bohnen im Garten angepflanzt habe. „Es ist schön, so alte Dinge aufzubewahren, die einen persönlichen Bezug besitzen“, meint auch Winfried Messer aus Kandel. In seinem Fundus ist ein Bohnenschneider der Großeltern, die bis 1940 im Gebrauch war. Bei Claudia Borchert dient das Gerät zusammen „mit anderen alten Koch- und Backutensilien als Schmuckgegenstand in der Küche“. So lange die Germersheimerin denken kann, sei die Leier in Familienbesitz. Eine Leckerei: Bohnen mit Speck und ein Stück Braten „Bohnenschnippsler“ nennt Rudi Schneider seine Schneidemaschine. „In meiner Kindheit, die ich in Elmstein verbrachte, war das Gerät wichtig, um die im Garten gewachsenen Bohnen für die Winterbevorratung aufzubereiten“, sagt der Minfelder. „Ein Gericht aus Bohnen mit Speckwürfeln, einem Stück Schweinebraten aus der Hausschlachtung und eingekellerten Kartoffeln war etwas besonders Feines.“ Heute dient das Küchenutensil als Anschauungsstück für seine Enkel. Die beiden Schwestern Monika Lacher und Inge Gensheimer kennen die „heiß geliebte“ Bohnenschneidemaschine noch von ihrer „Mamme aus Zääskäm“. Die Bohnenschneidemaschine sei ein schönes Beispiel, wie Traditionen weitervererbt werden und nicht in Vergessenheit geraten. Seit mehr als drei Generationen in Gebrauch und über 100 Jahre alt ist der Bohnenschneider von Rudi Haag aus Germersheim. „Die Großmutter meiner Frau hat ihn gekauft“, erzählt der 77-Jährige. Das müsse Anfang des 20. Jahrhunderts gewesen sein. Neben anderen alten Haushaltsgeräten hat die Bohnenschneidemaschine von Christel Abele einen Platz im Küchenregal. Die 68-jährige Germersheimerin hat das Gerät von den Eltern geerbt und mag nostalgische Dinge. Ebenfalls von der Mutter, „wenn nicht sogar von der Großmutter“ stammt der Bohnenschneider von Ursula Schmitt aus Lustadt. Er sei zwar mittlerweile nicht mehr in Gebrauch, aber immer noch „in Reichweite“, erzählt die 79-Jährige. Die Serie —In der monatlichen Serie „Gibt es das noch?“ stellen wir Dinge vor, die früher alltäglich waren, heute aber seltener in Gebrauch sind. —Wir bedanken uns für die vielen Leserzuschriften und bitten um Verständnis, dass wir nicht alle veröffentlichen können.

Dieter Zapp hat als Junge kiloweise Bohnen durchgedreht.
Dieter Zapp hat als Junge kiloweise Bohnen durchgedreht.
Bohnendreher im Fundus von Winfried Messer.
Bohnendreher im Fundus von Winfried Messer.
Margarete Schick (oben) hat ihren „Bohnenschnitzer“ seit gut 60 Jahren in Gebrauch. Das Foto in der Mitte hat Käthe Maier geschi
Margarete Schick (oben) hat ihren »Bohnenschnitzer« seit gut 60 Jahren in Gebrauch. Das Foto in der Mitte hat Käthe Maier geschickt. Es zeigt einen »Topf mit Bohnen, die gerade aus der Gefriertruhe gekommen sind und nun für das heutige Bohnengemüse fertig gegart werden.« Dazu gab es Kartoffeln und Frikadellen. Im Bohnenschneider von Familie Piontek (unten) wird hin und wieder auch Paprika in Streifen geschnitten.
Familie Kloss besitzt ein modernes Modell.
Familie Kloss besitzt ein modernes Modell.
Frank Grabaus Urgroßmutter hat diese Bohnenleier 1915 zur Hochzeit bekommen.
Frank Grabaus Urgroßmutter hat diese Bohnenleier 1915 zur Hochzeit bekommen.
Andreas Mattern benutzt das Gerät nach jeder Ernte.
Andreas Mattern benutzt das Gerät nach jeder Ernte.
Ursula Schmitts Bohnenschneidemaschine ist schon lange in Familienbesitz.
Ursula Schmitts Bohnenschneidemaschine ist schon lange in Familienbesitz.
Rudi Haag mit seinem Bohnenschneider.
Rudi Haag mit seinem Bohnenschneider.
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