Landau Auf der Suche nach Festungsresten

Überall in Landau wird gebuddelt – auch an der Queichheimer Brücke. Dort liegen Festungsreste, die unter Denkmalschutz stehen. Bald soll auf dem Gelände gebaut werden. Doch vorher untersuchen Archäologen den Boden. Ein Besuch.

Mit einer neongelben Jacke steht Bernd Fischer vor einem ziemlich großen Loch im Boden. Er blickt nach unten, wo zwei junge Frauen an diesem Donnerstagmorgen um kurz nach 10 Uhr Reste einer dicken Mauer reinigen. Mit kleinen Kellen entfernen sie die Erde. „Sie säubern die Mauer von oben nach unten, damit wir die Funde besser dokumentieren können“, sagt Fischer, der als Grabungstechniker dafür verantwortlich ist, dass alles läuft. Und dass der Mann hinterm Steuer des Baggers nichts beschädigt, das unter Denkmalschutz steht.

Suche bei Eiseskälte

Seit Montag vergangener Woche sind Mitarbeiter der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz an der Landauer Paul-von-Denis-Straße am Werkeln. Im Auftrag der Stadt suchen sie nach den Resten der alten Festung, die dort ihrer Entdeckung harren – und das bei eisigen Temperaturen, sozusagen in der Grabeskälte. Deswegen sind die Mitarbeiter warm angezogen. Sie tragen Handschuhe. Alles läuft. Bislang habe es keine Probleme gegeben, berichtet Grabungstechniker Fischer gelassen. „Aber die gibt’s bei mir eh nie.“ Er schmunzelt. „Doch eines ist klar: Abends ist man echt müde.“ Wie berichtet, soll das 4700 Quadratmeter große Gelände an der Queichheimer Brücke, direkt neben der Voodoo-Club-Brandruine, an einen Investor vergeben werden. Laut Christoph Kamplade ist der Verkauf des sogenannten Baufelds 33 noch nicht über die Bühne. „Wir graben jetzt, weil wir jetzt wissen müssen, welche Möglichkeiten es zum Bebauen gibt“, sagt der Leiter des Stadtbauamts.

Auch Tiefgarage geplant

Die RG Residential Development GmbH, eine Tochter der Reuter Real Estate aus Klingenmünster, will dort bauen. Geplant ist ein L-förmiger Baukörper mit Wohnungen, einem Boardinghouse und Flächen für Händler und Dienstleister. Auch eine Tiefgarage mit bis zu 85 Stellplätzen soll errichtet werden – weswegen nun geprüft werden muss, wo diese im Erdreich genau entstehen kann, ohne die denkmalgeschützten Festungsreste zu zerstören. „Das ist keine Ausgrabung, sondern ein Datensammeln“, stellt Ulrich Himmelmann klar, Leiter der GDKE-Landesarchäologie, Außenstelle Speyer. Er ist für die gesamte Pfalz zuständig. Der Auftrag für Landau laute: so viel Archäologisches im Boden zu halten wie möglich. „Es gibt historische Pläne, da hat man eine ungefähre Vorstellung, wo etwas liegt“, erklärt der Fachmann. „Für uns Archäologen ist es sehr außergewöhnlich, etwas auszugraben, von dem wir einen Plan haben.“ Sonst gebe es meistens keine unterstützenden Dokumente.

Alles wird dokumentiert

Alle, was von der Festung gefunden wird – genauer gesagt: alles, was vom 1740 errichteten Festungswerk 100 in der Erde übrig ist –, wird dokumentiert. Viel können die Fachleute noch nicht über die Funde berichten. „Wir können nicht sagen, was es im Boden genau gibt“, fügt David Hissnauer hinzu, Gebietsreferent bei der GDKE-Landesarchäologie. Sein Kollege Himmelmann lässt sich nur zu der Aussage hinreißen, dass die freigelegte Mauer wohl Teil der inneren Spitze des dreieckigen Vorwerks sei und dass man das Ende eines Grabens gefunden habe. Noch diese Woche wird gebuddelt. Die Experten sagen dazu Sondage. Die Reste der vorgeschobenen Verstärkung der Festung Vaubans müssen dokumentiert, vermessen und im Anschluss bewertet werden. Wie viel von dem Werk 100 ist noch da? Wie ist der Zustand der Entdeckungen? Und wie viel soll erhalten bleiben? Solche Fragen müssen beantwortet werden. Dann reden die Archäologen mit Leuten von der Landauer Verwaltung über das weitere Vorgehen, wohl im März dann mit dem Bauherrn. Laut Bauamtschef Kamplade zahlt die Stadt den Bauzaun, der das große Areal begrenzt, und den kleinen Bagger. „Die Kosten liegen im vierstelligen Bereich“, berichtet Kamplade, „auf jeden Fall unter 10.000 Euro.“ Das Land Rheinland-Pfalz bezahlt die Archäologen.

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