Landau Auf dem Weg

Das Bethesda in Landau, die Einrichtung der Diakonissen Speyer-Mannheim für Alte und Behinderte, hat sich innerhalb der sprichwörtlichen eigenen vier Wände auf den Weg gemacht, die Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention nach uneingeschränkter Teilhabe umzusetzen.

Selbstbestimmung und Mitbestimmung über das, was innerhalb des Heims geschieht, sind die Ziele im Aktionsplan. Mariel Hagelstein berichtete im Landauer Beirat für die Belange von Menschen mit Behinderungen über den aktuellen Stand des Prozesses, der seit 2015 vom Institut Mensch, Ethik, Wissenschaft in Berlin begleitet wird. Aus einem ersten Workshop entstand beispielsweise ein „Newsletter“, der drei- bis viermal im Jahr erscheint und alle Bewohner über das Geschehen im und um das Heim informiert. Es wurden Ideen, Wünsche und Anregungen gesammelt, wo und wie sich die Bewohner mehr Selbstbestimmung und mehr Mitbestimmung vorstellen. Zum Beispiel darf im Altenbereich nun eigene Bettwäsche mitgebracht werden, sofern die Angehörigen diese zum Waschen mit nach Hause nehmen. Auch kleinere Möbelstücke wie Sessel oder Kommoden dürfen neue Bewohner von zu Hause mitbringen, um das Wohnumfeld individuell ansprechend zu gestalten. Flexiblere Abläufe in der Tagesstruktur wie Essenszeiten werden durch geänderte Dienstpläne erfüllt, und Wünsche für die Mahlzeiten werden nun berücksichtigt. In der Umsetzung des Plans zu mehr Selbstbestimmung werden die Mitarbeiter geschult, alle Bewohner darin zu bestärken, ihre Wünsche auszudrücken und den Bewohnern Wahlmöglichkeiten zu bieten. Regelmäßige Stammtische bieten allen Beteiligten Gelegenheit, sich auszutauschen und beispielsweise neue Möglichkeiten in der Freizeitgestaltung zu besprechen. Eine Pinnwand bietet Gelegenheit, Lob und Kritik zu äußern. Die Mitbestimmung von Bewohnern und Angehörigen umfasst die Auswahl des Essens ebenso wie die Forderung nach nötigen Reparaturarbeiten oder die Gestaltung der Außenanlagen bis hin zur Planung von neuen Gebäuden. Bei Sprachproblemen sollen Freizeitassistenten und externe Therapeuten die hausinternen Mitarbeiter unterstützen, um Menschen mit eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten besser zu verstehen. „Weil uns die Verbindlichkeit wichtig ist“, erklärte Bethesda-Geschäftsführer Dieter Lang, wird der Stand der Umsetzung über den Newsletter veröffentlicht und einmal im Jahr aufgeschrieben. Eine Steuerungsgruppe soll in der Zusammenschau feststellen, ob der Aktionsplan zu Veränderungen geführt hat. Nächstes Jahr soll entschieden werden, ob und wie der Aktionsplan weitergeführt werden soll und ob Bedarf für weitere Handlungsfelder besteht. „Für uns, die Mitarbeiter, ist es anstrengender geworden“, resümierte Lang, „denn es ist eine Streitkultur entstanden, die es vorher nicht gab.“ Dies sei der Erfolg, „dass unsere Bewohner nun verstehen, dass sie auch fordern dürfen und dies auch nachdrücklich tun“.

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