Karlsruhe Auf dem Schlossturm weht die rote Fahne

Dem badischen Revolutionär Friedrich Hecker (1811 bis 1881) wäre dies vielleicht eine – zumindest kleine – Genugtuung: Seit vergangener Woche weht auf dem Turm des ehemaligen Karlsruher Residenzschlosses die rote Fahne der Revolution. Und für ein halbes Jahr wird sie dort auch bleiben als Reverenz an die revolutionären Ereignisse der jüngeren badischen Geschichte.

Denen ist nämlich die neue Sonderausstellung „Revolution! Für Anfänger*innen“ gewidmet, die das Badische Landesmuseum am kommenden Samstag eröffnen wird. Und so stieg der Kurator Oliver Sänger die 165 Stufen auf den Schlossturm, um die Fahne als weithin sichtbares Zeichen zu hissen. Ein weiteres ist die „Proklamation“ genannte große und natürlich auch rote Flüstertüte, die Museumschef Eckard Köhne auf dem bisher für Besucher nicht zugänglichen Schlossbalkon anbringen ließ und mit der jeder selbst „seine“ Revolution ausrufen kann. Der aus dem nordbadischen Eichtersheim stammende Rechtanwalt und Politiker Hecker hatte zusammen mit Gustav Struve im April 1848 in Konstanz zu einem revolutionären Zug aufgerufen. Dieser „Heckerzug“ kam allerdings nur bis zum südbadischen Kandern, wo sich ihm badisches und hessisches Militär in den Weg stellte. Heckers Traum, vom Karlsruher Schlossturm die Revolutionsfahne wehen zu sehen, scheiterte kläglich. Vielmehr verloren in den folgenden Ereignissen der Revolutionsjahre 1848/49 viele Streiter für mehr Freiheit und Rechte ihr Leben, wurden verbannt oder ins Exil vertrieben – wie Hecker, der nach Amerika floh und dort starb. Im November 1918, als auch für das Großherzogtum Baden das Ende kam, wehte sie dann doch über dem Karlsruher Schloss. Allerdings ist, so Kurator Sänger, nicht bekannt, wie lange sie dort hing und wo sie dann abgeblieben ist. Den badischen Revolutionären 1918/19 wird indes nachgesagt, sie seien nicht übermäßig radikal vorgegangen, sondern seien bestrebt gewesen, den Übergang von der Monarchie zur Republik eher vorsichtig und badisch bedächtig zu gestalten. Info Ausstellung von 21. April bis 11. November, geöffnet: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Im Netz: www.landesmuseum.de.