Kreis Germersheim Alle warten auf den Dampf

Für jeden etwas dabei: Flohmarkt bei der Jubiläumskerwe.
Für jeden etwas dabei: Flohmarkt bei der Jubiläumskerwe.

Sonntag, kurz vor 17 Uhr. Der Kerweplatz beim Bürgerhaus ist umsäumt von Menschen, die alle auf eine Vorführung warten. Auch der sechsjährige Max und seine drei Jahre ältere Schwester Julia sitzen auf der Bank neben ihren Eltern. Sie schauen wie die Erwachsenen ringsum auf alte Maschinen, die aufgebaut sind und vorgeführt werden sollen. Alle wollen so richtig mitbekommen, wenn der „Dampf aufsteigt“.

Ganz vorne steht ein Hanomag-Traktor, der die „Eindämpfkolonne“ zieht. Mit ihr soll zur historischen Kerwe im Jubiläumsjahr vorgeführt werden, wie in früheren Jahren Kartoffeln oder besser Grumbeere, wie man in der Pfalz sagt, für die Einlagerung im Silo vorbereitet wurden. „Schließlich wollte man durch das Eindämpfen verhindern, dass die Schweine das „Ranzeblitze“ kriegen, erzählt Udo Zahneissen. Doch: Trotz aller Bemühungen sieht man keinen Dampf entweichen. Die Kolonne funktioniert noch nicht in allen Teilen, wie Initiator Zahneissen einräumen muss. Deshalb habe man sich entschlossen, auf das Eindämpfen zu verzichten. Zahneissen erklärt trotzdem die Funktionsweise der „Eindämpfkolonne“, die 20 Jahre lang in einer Scheune in Rohrbach gestanden hatte, nachdem sie der auch als „Bindegarn“ bekannte Willi Hoffmann sie nicht mehr brauchte. Dessen Tochter Angelika Eichenlaub ist übrigens bei der Vorführung am Sonntag dabei. Sie hat die Einheit an Udo Zahneissen und seinen Bastler-Kollegen Patrick Frohnheiser verschenkt, in der Hoffnung, dass sie damit noch etwas anfangen können. Am Beginn steht die Waschanlage, in die man die vom Feld geernteten Kartoffeln füllte. Dieses Teil kann am Sonntag auch vorgeführt werden und funktioniert einwandfrei. Die Kartoffeln rollen in einen Korb, früher wurden sie in einem der vier Behälter aufgesammelt, die jeweils fünf Zentner fassen konnten. In diese führten Leitungen, aus denen der Dampf in allen Richtungen entwich. Jeder Auslass ist für die Regulierung mit einem Handrad versehen. Je Dampfvorgang, so Zahneissen, konnte man so eine Tonne Kartoffeln eindämpfen. Willi Hoffmann feuerte den Kesselwagen zunächst mit Holz an, später dann mit Öl. Margarete Eid hat als Mädchen den Einsatz der Dämpfkolonne auf dem Hof ihrer Eltern in der Hauptstraße noch selbst erlebt. Sie erinnert sich an den angenehmen Geruch beim Eindämpfen: „Das war immer einen Tag Arbeit, wenn man so sechs bis acht Schweine den Winter über zu füttern hatte“, berichtet sie. Und auch an das Silo, etwa 1,20 breit und 3 Meter lang sei es gewesen, kann sie sich noch bestens entsinnen. Vor allem an den unangenehmen Geruch, der später davon ausging! Damit die Zuschauer die Pellkartoffeln oder Quellgrumbeere dennoch versuchen konnten, hatte der DRK-Ortsverein vorgesorgt, in einem Topf gekocht und verkaufte sie anschließend mit Quark oder Hausmacher. Nächstes Jahr, so Zahneissen, will man einen weiteren Versuch starten. Doch das „Grumbeereeidämpfe“ war am Sonntag nicht die einzige Attraktion. Gleich nebenan hatte die Freiwillige Feuerwehr eine Schau mit Feuerwehrfahrzeugen und -geräten aufgebaut. Ein Holzfuhrwerk aus dem Jahre 1863 kam aus Rohrbach. Die Feuerwehr aus Kandel-Minderslachen verfügte über eine „Quartierspritze“ und aus Jockgrim bekam man eine historische Drehleiter. Grün angestrichen werden musste, weil der Polizei unterstellt, in den 30er Jahren ein Auto der „Feuerschutzpolizei“, das freundlicherweise vom Daimler-Werk in Wörth ausgeliehen werden durfte. Nicht weit hatte man es zur „Historischen Kaffeetafel“ im Bürgerhaus. Hier stellten zwei Familien ihre Sammeltassen aus früher Zeit ebenso wie passende Kaffeekannen zur Verfügung gestellt. Die mehr als 40 Kuchen, die von Landfrauen und Katholischer Frauengemeinschaft angeboten wurden, waren aber schnell restlos weg. Auch der Flohmarkt, von beiden Frauengruppen zusammengetragen, fand viele Abnehmer.

Der „Grumbeereeidämpfer“ schwächelte, bis zum nächsten historischen Fest soll er aber wieder funktionieren.
Der »Grumbeereeidämpfer« schwächelte, bis zum nächsten historischen Fest soll er aber wieder funktionieren.
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