Landau Albino-Kängurus im Landauer Zoo: Farblos glücklich

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Die Bennett-Kängurus gewöhnen sich so langsam ein.

Im Landauer Zoo lebt ein Känguru-Pärchen. Das Besondere: Die schneeweißen Hüpfer haben rote Augen. Es sind Albinos. Die zweite Besonderheit: Der Nachwuchs der Beiden ist grau. Zum Glück hat der „Vater“ noch keinen Blick ins Stammbuch geworfen. Es sind die Tiere, die im April 2017 bei einer Tierärztin in Bornheim beschlagnahmt worden waren.

Vorsichtig, aber auch neugierig schaut das weiße Muttertier mit den feuerroten Augen durch den Zaun. Mit seinem rosafarbenen Näschen und den großen Ohren sieht es niedlich aus, auch wenn die Augen doch etwas irritieren. „LD 447“ ist ein weibliches Bennett-Känguru. Damit gehört es zu den mittelgroßen Vertretern dieser Art. Einen Namen hat das Tier, wie auch Partner und Tochter, nicht. Während Zoodirektor Jens-Ove Heckel den Tieren lieber keine Namen gibt, damit sie nicht verniedlicht werden, nennen wir den Hüpfer einfach „Flocke“. Wie zur Bestätigung zwinkert uns Flocke freundlich zu. Was das wohl zu bedeuten hat? „Wahrscheinlich, dass sie Probleme mit den Augen hat“, sagt Heckel. „Soweit wir wissen, sieht sie nur schemenhafte Umrisse.“ Das erklärt auch, warum Flocke ihre Nachbarn auf der anderen Seite des Zauns lieber mit ihren großen Lauschern verfolgt anstatt sie zu beobachten. Ihre Nachbarn, das sind ebenfalls Bennett-Kängurus.

Albino-Känguru ist lichtempfindlich

Aber warum sehen die denn so anders aus? „Eigentlich sind die Bennett-Kängurus grau“, erklärt Heckel. Und warum ist Flocke dann weiß? „Dieses Känguru ist ein Albino.“ Das bedeutet, dass es wegen eines Gendefekts keinerlei Pigmente hat. Das Fehlen der Hautfarbstoffe erklärt auch die knallroten Augen. Die machen Flocke obendrein sehr lichtempfindlich. Damit sie sich vor direkter Sonneneinstrahlung schützen kann, lebt sie unter einem großen Ahornbaum direkt neben dem neuen Streichelzoo. Die Tiere kamen im April des vergangenen Jahres aus Bornheim. Dort waren sie bei einer Tierärztin zusammen mit 44 Hunden, 18 Katzen und einem weiteren Känguru untergebracht. Die extrem verwahrlosten Tiere wurden bei einer Razzia beschlagnahmt (wir berichteten). Als die zwei weißen Kängurus in den Landauer Zoo umgesiedelt wurden, hatte Flocke das Jungtier schon im Beutel. Der Landauer Zoo hat die kleine Familie aufgenommen und medizinisch versorgt.

Dösen unter Rotlichtlampe

Wenn sich Flocke und ihre Familie etwas eingelebt haben, können sie vielleicht zu den anderen Kängurus in die große Anlage. Zurzeit liegen die „Bennetts“ gerne gemütlich unter der Rotlichtlampe in ihrem Quartier. Die Tiere sind zwar in unseren Regionen winterhart, mögen es aber trotzdem warm. Die drei sind eine Patchworkfamilie. Da der Nachwuchs nicht weiß, sondern grau ist, fällt der Kängurubock – „LD 448“ – als biologischer Vater weg. Flocke hat es eben faustdick hinter den großen Känguruohren. Der Seitensprung muss in Bornheim passiert sein.

Hauptmahlzeit der hoppelnden Pflanzenfresser: Gras

Aber wie kommt eine Tierärztin an Kängurus? „Das geht heutzutage ganz einfach über das Internet“, sagt Heckel. „Man braucht aber eine Paragraf-11-Genehmigung. Die soll garantieren, dass jemand etwas von artgerechter Haltung versteht“, ergänzt er. Bei der ehemaligen Besitzerin war das wohl kaum der Fall. Vielleicht sind die weißen Kängurus auch deshalb noch etwas schreckhaft. „Generell können die Bennett-Kängurus aber sehr zahm werden“, sagt Heckel und pfeift. Sofort wird Flocke aufmerksam und kommt neugierig an den Zaun. Im Nachbargehege kauen die zwei grauen Hüpfer derweil genüsslich ihr Gras, die Hauptmahlzeit der hoppelnden Pflanzenfresser. Auch Laub, Kräuter, geschnittenes Gemüse und Karotten stehen auf ihrem Speiseplan.

Im Zoo können die Tiere 20 Jahre alt werden

Haben sie ansonsten dieselbe Lebenserwartung wie ihre naturfarbenen Artgenossen? „In der freien Natur nicht. Denn durch die helle Farbe können sie sich sehr schlecht tarnen.“ Im Landauer Zoo besteht natürlich keine Gefahr, dass sie von anderen Tieren aufgefressen werden. In ihrem neuen Zuhause können sie gut 20 Jahre alt werden – genauso alt wie andere Kängurus. Als wiege sie sich in dieser Sicherheit, springt Flocke fröhlich durch die Gegend.

Die Bennett-Kängurus gewöhnen sich so langsam ein.
Die Bennett-Kängurus gewöhnen sich so langsam ein.
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