Karlsruhe 45 000 Bücher möchten bleiben

Betreiber Thomas Stieber beim Umräumen.
Betreiber Thomas Stieber beim Umräumen.

Während sich die Branche aktuell auf der Frankfurter Buchmesse trifft, über Buchpreise, neue Autoren und Leserschwund diskutiert, hat Thomas Stieber ganz andere Probleme: Der Betreiber des „A & S Bücherland“ unweit der Hoepfner-Burg in der Karlsruher Oststadt kämpft um seine Existenz. Eigentlich müsste er zum Ende des Jahres ausziehen. Keine ganz einfache Sache, wenn man rund 45.000 Bücher gelagert hat.

Auch für die Stammkundschaft, die dem 500 Quadratmeter großen Laden – eine Mischung aus Antiquariat und Buchhandlung – seit gut 15 Jahren die Treue hält, wäre es ein Verlust. Längst ist die Second-Hand-Buchhandlung ein wichtiges kulturelles Zentrum im Quartier. Eine Unterschriftenliste der Unterstützer hängt an der Eingangstür. Wohin man auch schaut: Bücher, Bücher, Bücher. Keine Frage, ein kleines Paradies für Menschen, die Gedrucktes lieben. Regelmäßig finden dort Lesungen statt. „Es geht um Lesekultur zum einen, aber auch um einen sozialen Treffpunkt. Man hat viele schöne Gespräche. Wir sind schon stolz darauf, dass es in ganz Süddeutschland keine ähnlich große Einrichtung gibt wie unsere“, erklärt Stieber. Und in der Tat, in der Stunde des Besuchs kommen zahlreiche Menschen vorbei, bringen Bücher, schmökern in den Untiefen des riesigen Verkaufsraums, kaufen Bücher oder halten ganz einfach ein Schwätzchen. Aber das könnte bis Ende des Jahres Geschichte sein. Der Vermieter, dem auch die Spielothek gegenüber gehört, hatte dem Bücherland die Miete erhöht und obendrein zum Jahresende gekündigt. Allein der Gedanke, 45.000 Bücher an einen neuen Ort zu transportieren – ein Graus. Aber einen anderen Ort gibt es derzeit ohnehin nicht. Einen ähnlich großen Laden zu einem vernünftigen Mietpreis in Stadtnähe zu finden – fast ein Ding der Unmöglichkeit. „Wir hatten eine Option in Knielingen. Aber daraus wurde leider nichts. Auch in Neureut waren wir an einem Objekt dran, aber da ist noch nichts konkret“, sagt Stieber. Am liebsten würde er ohnehin im bisherigen Domizil bleiben. Es gibt viele lesefreudige Studenten in der Nähe, zudem ein urbanes Umfeld. Aufgeben möchte er nicht: „Ich setze weiter auf Verhandlungen mit dem Vermieter. Ich habe da schon noch Hoffnung. Eine mündliche Zusage habe ich zwar, aber noch nichts Schriftliches. Das zieht sich schon eine ganze Weile hin.“ Dennoch bleibt der 57-Jährige optimistisch. Der studierte Physiker hatte irgendwann genug davon, jobbedingt nur vorm Computer zu sitzen. Vor 15 Jahren war dann die Idee zur Second-Hand-Buchhandlung geboren. Die Bücher kosten zwischen zwei und fünf Euro. Das Vorbild stammt aus der Schweiz. Der Bücherwurm findet auch viele aktuelle Titel – ob von Ken Follet, T.C. Boyle oder Nele Neuhaus. Dazu Reiseführer, Regionalia, Krimi-Klassiker und ziemlich viele Ratgeber. Klar, bei 45.000 Titeln wird fast jeder fündig. Dass diese kulturelle Insel bald Vergangenheit sein könnte, daran mögen weder Kunden noch Betreiber so recht glauben. Im Netz www.buecherland.de

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