Kusel Wolfstein: Überraschende Entwicklung bei KOB
Überraschende Personalwechsel, eine verunsicherte Belegschaft: Was geht da derzeit ab bei Karl Otto Braun, dem größten Arbeitgeber im Landkreis Kusel?
Der Finanz-Chef schon länger im Streit weg und ein Fall fürs Arbeitsgericht. Der Geschäftsführer Ende Januar Knall auf Fall weg. Nun ein Mann an der Spitze, der bei der Muttergesellschaft ebenfalls in verantwortlicher Position ist. Und eine total verunsicherte Belegschaft. Was geht da derzeit ab bei Karl Otto Braun, dem größten Arbeitgeber im Landkreis Kusel? Philipp Stradtmann ist ein auch im Landkreis Kusel hochgeschätzter Mann. Ein charmanter Gesprächspartner, Kommunikationsfachmann, der unter anderem beim Neujahrsempfang des Kreises vor drei Wochen noch über die Zukunft plauderte und Ende Januar in einer Betriebsversammlung die Belegschaft plus die Fortschritte beim Hersteller medizinischer Textilien lobte. Einen Tag später war er nicht mehr Geschäftsführer von KOB. Gezwungen freiwillig offenbar.
Wechsel in der Geschäftsführung
Die Personalie kam gestern telefonisch: Es gebe einen Wechsel in der Geschäftsführung. Philipp Stradtmann habe auf eigenen Wunsch das Unternehmen verlassen, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Und das bereits Ende Januar. Warum, weshalb, wieso oder wohin – das blieb gestern unbeantwortet. Glaubt man dem, was im Unternehmen kursiert, hat Stradtmanns überraschender Abgang mit einer Personalie wenige Monate zuvor zu tun. Da habe Finanz-Chef Michael Gottschalk gehen müssen. Ohne wirklichen Grund, aber auf unschöne Weise, wie glaubhaft kolportiert wird. Gottschalk dürfe seither das Werk nicht mehr betreten; der ursprünglich ordentlichen Kündigung samt Freistellung seien inzwischen zwei fristlose Kündigungen gefolgt. Die Causa wird vor dem Arbeitsgericht verhandelt, im April soll erneut Termin sein, nachdem ein Gütetermin gescheitert war.
Selbst Kündigung vorgelegt
Am Tag nach der gut verlaufenen Betriebsversammlung habe Stradtmann bei der Konzernmutter Hartmann AG im schwäbischen Heidenheim erscheinen müssen – und sich dort geweigert, so wird erzählt, die fristlose Kündigung für Gottschalk zu unterschreiben. Stattdessen zog er selbst seine Kündigung aus der Tasche und legte sie dem Hartmann-Vorstand auf den Tisch. Ordnungsgemäß zum 30. September. Die Mutter habe prompt reagiert – mit einer fristlosen Kündigung und einer sofortigen Freistellung. An Stradtmanns Stelle hat nun im Februar Bernhard Wittmann übernommen, „ein absoluter Produktionsfachmann“, wie die Unternehmenssprecherin gestern gegenüber der RHEINPFALZ lobte. Das Pikante daran: Wittmann hat noch einen zweiten verantwortungsvollen Job; nämlich als Verantwortlicher für alle Hartmann-Produktionsstandorte weltweit. Wie er so nebenbei den Vollzeitjob der KOB-Geschäftsführung erledigen will, das war gestern nicht zu erfahren. Wittmann stehe derzeit noch nicht für ein Gespräch zur Verfügung, er wolle sich erst mit KOB und seinem neuen Team vertraut machen.
Belegschaft ist verunsichert
In der Belegschaft hat die zweite einschneidende Personalveränderung an der Spitze binnen weniger Monate für erhebliche Verunsicherung gesorgt; erst recht, weil vor allem Stradtmann sehr beliebt bei den Mitarbeitern war, weil er es stets schaffte, sie bei der Umstrukturierung der vergangenen Jahre mitzunehmen, ihnen die Angst vor Veränderung zu nehmen. Man sei jetzt quasi führungslos, hieß es, weil vor Ort der Verantwortliche nicht ansprechbar sei. Und die Angst geht um, dass KOB – stets stolz auf seine ganz besondere Firmenkultur – nun noch mehr auf Hartmann getrimmt wird. Dabei hatte KOB zuletzt einige positive Entwicklungen vermelden können: das Wachstum der Tochter Brawoliner beispielsweise, die inzwischen aus Platzmangel nach Kaiserslautern übergesiedelt ist; die neuen Büros in den USA und in Japan. Und nicht zuletzt eine trotz des Weggangs der Brawoliner-Leute wieder auf 680 Mitarbeiter gewachsene Belegschaft in Wolfstein. Nach außen hin schien alles in Ordnung. Doch innen gärt’s offenbar.
