Rheinpfalz Wie eine Existenzgründung funktionieren kann: das Beispiel Café Herzhaft

Ein stolzer Tag für Katja Harth: Sie hat gerade ihr eigenes Café eröffnet und sich damit einen Kindheitstraum erfüllt.
Ein stolzer Tag für Katja Harth: Sie hat gerade ihr eigenes Café eröffnet und sich damit einen Kindheitstraum erfüllt. ArchivFoto: Sayer

Wie gründet man erfolgreich ein eigenes Unternehmen? Mit dieser Frage hat sich das zweite Netzwerk-Treffen des Wirtschaftsservicebüros der Kreisverwaltung am Dienstagabend beschäftigt. Eines der positiven Beispiele, die da vorgestellt wurden: Katja Harths Café Herzhaft in Offenbach-Hundheim.

Aufgewachsen in einer Familie mit Bäckerei, habe sie schon als Kind den Wunsch gehabt, irgendwann einmal einen eigenen Laden zu führen und Backwaren zu verkaufen, erzählte sie im Dialog mit ihrem Unternehmensberater Bernd Labenski den rund 20 Zuhörern beim zweiten Netzwerktreffen für Gründer und Junge Unternehmen. Die Kreisverwaltung will das Thema Existenzgründungen voranbringen und tut gut daran, denn hier steht Kusel im Vergleich der Städte und Kreise im Land regelmäßig ganz hinten. Geleitet werden diese Treffen von Labenski und seinem Kollegen Peter Marx, die für den Kreis auch Beratungen für Gründungswillige anbieten.

Zurück zu Harth und ihrem Café Herzhaft, das Ende März eröffnet hat. Schon vor Jahren habe sie das leerstehende Gebäude an der Draisinenstrecke entdeckt und sich gedacht: Daraus könne man etwas machen. Doch als sie die Investitionssumme gehört habe, die für den Umbau zu einem Café nach ihren Vorstellungen notwendig gewesen wäre, sei sie zurückgeschreckt. Sie habe allerdings ihrem Chef davon erzählt – sie arbeitet damals für eine Backwaren-Kette – und der habe ihre Idee umgesetzt.

Chef setzt ihre Idee um

Auch wenn sie dort dann als Filialleiterin tätig gewesen sei, sei ihr immer wieder durch den Kopf gegangen: „Das könnte jetzt meins sein.“ Und: „Das könnte man besser machen.“ Doch der Chef sei nicht sehr offen für Verbesserungsvorschläge gewesen.

Als dieser dann auch noch vergessen habe, den Mietvertrag zu verlängern und der Vermieter auf sie zugekommen sei: „Katja, das ist deine Chance“, habe sie zugeschlagen und den Mietvertrag abgeschlossen. Dass sie, als der Chef das später mitbekam, sofort entlassen wurde, ist nur ein Nebenaspekt.

Sie habe sich Hilfe geholt, einen professionellen Business-Plan aufgestellt und ihr Projekt gestartet. Größtes Problem: das Geld aufzutreiben. Ihre Hausbank habe abgewunken, weil diese nicht mehr als 100.000 Euro geben wollte. Sie solle doch die Kosten reduzieren, indem sie beispielsweise gebrauchte statt neue Stühle für die Einrichtung verwendet. „Gebrauchte Stühle für mein neues Café? Das war für mich undenkbar.“

Überzeugungsarbeit ist alles

Eine Bank für Wagniskapital habe abgesagt, weil dieser die gewünschten 150.000 Euro zu wenig gewesen sei. Schließlich habe sie eine regionale Bank gefunden, die von der Café-Idee begeistert gewesen sei. „Ich musste zum obersten Chef, und der hat mich gefragt: Warum soll das funktionieren. Meine Antwort: Weil ich das kann. Daraufhin bekam ich das Geld.“

Zwar habe sie noch etwas nachfinanzieren müssen, aber sie habe nach nur wenigen Monaten eröffnen können. Was sie besonders freut: Vier ihrer acht Mitarbeiterinnen waren mit ihr schon bei der Kette beschäftigt. Und noch mehr: Die Stammkundschaft der einstigen Filiale sei bei ihr geblieben, das Café sei von Beginn an gut frequentiert gewesen – auch wegen der unmittelbaren Nähe zur Draisinenstrecke, wo sie eigens einen Abstellplatz angelegt hat. „Vor allem wenn es regnet, ist bei mir voll. Dann kommen die ganzen Draisinenfahrer zu mir rein.“

Heute, rund ein halbes Jahr nach der Eröffnung, ist sie mehr als glücklich darüber, dass sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und dabei ein ausgesprochen offenes, unterstützendes Umfeld gefunden hat. „Ich hatte nie schlaflose Nächte, nie irgendwelche Ängste. Ich wusste, das hier ist genau richtig für mich.“ Und die Bank, die ihr das Startkapital geliehen hat, dürfte auch zufrieden sein, wenn man Harth und Labenski glaubt: „Alle Unternehmensziele wurden bisher übertroffen.“

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