Kusel Weinlese als Ausgleich zum Arbeiten

Tino Schreck hilft bei der Weinlese in Wolfstein. Die Rappen wandern anschließend in die sogenannte Abbeermaschine. Darin werden
Tino Schreck hilft bei der Weinlese in Wolfstein. Die Rappen wandern anschließend in die sogenannte Abbeermaschine. Darin werden die Beeren vom Rappen getrennt.

Früher als in den Vorjahren ist in den deutschen Anbaugebieten die Weinlese 2018 gestartet, auch im Kreis Kusel. Im Offenbach-Hundheimer „Klostergarten“ brachten die „Winzerbrüder“ die Weinernte am Wochenende unter idealen Witterungsbedingungen ein. Am Wolfsteiner Schloßberg erfolgte die Lese schon ein paar Tage früher.

Unterhalb einer Streuobstwiese wuseln am Samstagvormittag bei optimalem Spätsommerwetter ein gutes Dutzend Lesehelfer zwischen den Rebzeilen – ohne Hektik und in bester Stimmung. Ausgerüstet mit Eimern und Scheren schneiden sie – kniend oder gebückt – die reifen Traubenklötze von den Weinstöcken ab. Zuerst sind die roten Trauben der Sorte „Regent“ an der Reihe, später wird die Weißweinsorte „Phönix“ geerntet. Aus Offenbach-Hundheim, Erdesbach und Kusel sind Lesehelfer dabei. Während der Lese wird munter geplauscht. Einmal schallt es laut: „Die Mäd han Dorscht.“ Unter den Erntehelfern ist Moira Brown, eine US-Amerikanerin, die seit sechs Jahren in Offenbach-Hundheim lebt. Beim Wein favorisiere sie „bread-and-butter-vine“ (einfache Trinkweine), verrät die Künstlerin. In Browns Gebäude ist die Kellerwirtschaft der Winzerbrüder. Für das Eimerschleppen ist Björn Deesler zuständig. Mit 37 Jahren gehört er zu den Jüngeren unter den Helfern. Ihm mache es einfach Spaß, in einer Gemeinschaft mitzuhelfen, sagt Deesler, der seit ein paar Jahren bei der Weinernte anpackt. Die Trauben in Eimern zu tragen, sei weniger anstrengend als in einer Traubenkiepe oder Hotte. Aus dem Eimern wandern die Trauben in eine Abbeermaschine. Das Befüllen dieses Geräts, mit dem die Beeren entrappt werden, ist am Samstag Aufgabe von Klaus Kohl. Über Walzen und Trommeln werden die Beeren vom Holz getrennt und zerdrückt, erläutert der 55-Jährige. Die entstehende Maische besteht aus Fruchtfleisch, Kernen, Schalen und Saft. Für Koch ist die Arbeit im Weinberg ein prima Ausgleich zu seiner meist sitzenden Tätigkeit als Servicetechniker für Werkzeugmaschinen bei einer Hotline. Sichtlich zufrieden mit der Traubenqualität und der Erntemenge ist Hugo Grill. Neben Lothar Gerhauser (67), der zur Pflege der Reben und für Pflanzenschutz annähernd 300 Stunden im Klostergarten zugebracht hat, gehört der 74-jährige Grill zu den Initiatoren der Offenbacher Winzerbrüder. Vor bald 20 Jahren haben die Männer 1200 Rebstöcke oberhalb von Offenbach auf einer Anhöhe über dem Glantal angepflanzt. Und seither kümmern sie sich um den „Klostergarten“, der auch eine gepflegte Streuobstwiese mit Äpfeln, Mirabellen, Quitten und Zwetschen umfasst. Die Regent-Traube weist ein Mostgewicht von 85 Grad Oechsle auf, dem Maßstab für den Zuckergehalt des Mostes und damit der Weinqualität. Bei den hellen Trauben der Rebsorte Phönix werden deutlich über 70 Oechsle erreicht. Nach dem günstigen Vegetationsverlauf in diesem Jahr enttäuscht auch die Menge nicht, da Frost und Pilzkrankheiten ausblieben. Grill rechnet mit 3500 Litern. Nach der Lese und dem Keltern bauen die Winzerbrüder den Wein in Edelstahlfässern selbst aus. An den Winzerbetrieb Rohr in Raumbach bei Meisenheim haben sie lediglich die Abfüllung „outgesourct“. Bescheiden fiel dagegen die Traubenlese in Wolfstein aus. Wie Thorsten Moser von den Wolfsteiner Weinfreunden sagte, wurde ein guter Bottich Trauben geerntet und zum Weingut Rohr gebracht. Für das magere Ergebnis sind Moser zufolge „Anfängerfehler“ verantwortlich. So sei der Pilzbefall der Trauben mit Peronospora nicht frühzeitig genug erkannt worden, um noch Abhilfe schaffen zu können. Aber entmutigen ließen sich die Weinfreunde dadurch nicht, versichert Stadtratsmitglied Moser. Die aktuelle Ausbeute wird wohl als Federweißer beim Wolfsteiner Herbstmarkt im Oktober angeboten. An diesem Freitag wollen sich die Frauen und Männer, die im Frühjahr mit der Rekultivierung des zuvor vom CJD bewirtschafteten Schloßberg begonnen haben, in den Ratsstuben treffen.

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