Kreis Kusel Von größter Eindringlichkeit

Herausragende Interpretationen bot das Berlin Piano Quartet bei seinem Gastspiel in Waldmohr.
Herausragende Interpretationen bot das Berlin Piano Quartet bei seinem Gastspiel in Waldmohr.

Ein Kammermusikkonzert der Superlative präsentierten das Berlin Piano Quartet und Stipendiaten der Villa Musica am Sonntag vor etwa 50 Besuchern in der Kulturhalle in Waldmohr, eine Besucherin war sogar aus Kaiserslautern gekommen. Auf dem Programm standen Werke von Johannes Brahms, Robert Schumann und Erwin Schulhoff.

Das Berlin Piano Quartet besteht aus Geiger Christophe Horak, Bratschist Micha Afkham und Cellist Bruno Delepelaire, die alle auch als Orchestermusiker Mitglied der Berliner Philharmoniker sind. Die Vierte im Bunde ist die Französin Kim Barbier am Flügel. Ihre Interpretation des Klavierquartetts Nr. 1 g-Moll von Johannes Brahms (1833-1897) fesselte durch empathischen Ausdruck und größte Eindringlichkeit. Diese Qualitäten zeigten sich bereits im Allegro. Nach einem leise fallenden Thema im Klavier, das vom Cello weitergeführt wurde, entwickelte sich in mehreren Wiederholungen eine Geschichte ohne Worte, die durch die dramatische Spannung der Streicher plastische Konturen erhielt. Erregte Streichervibrati erhöhten die Leidenschaftlichkeit und Intensität. Ganz anders war der Charakter des Intermezzo. Hier klangen spielerische Akzente an, die die jungen Musiker mit bezaubernder Leichtigkeit akzentuierten, vor allem im subtilen Anschlag von Kim Barbier. Unter dem Hauptthema, das zwischen Klavier- und Streicherstimmen wechselte, steuerte Bruno Delepelaire am Cello erregte Klänge in dunklen Farben bei. Sehr lyrisch und melodiös gestalteten die vier jungen Musiker das Andante con moto. Ausdrucksreichtum und Gefühlstiefe kamen hier in zahllosen Farbschattierungen zur Geltung und hoben die zutiefst romantische Grundstimmung dieses Werkes hervor, ein markant rhythmisiertes Thema markierte eine Zäsur. Ungemein malerisch und farbig war auch der Schlusssatz, das Rondo alla Zingarese. Hier verbanden sich osteuropäische folkloristische Stilzitate mit flirrenden Läufen des Klaviers, ein rasantes Thema in aparten Klangfarben, von den Streichern pizzicato gespielt, erinnerte an temperamentvolle Zigeunerweisen, die in eine weiche, fließende Streichermelodie mit wiegendem Rhythmus und malerischen Farben mündete. In der Gestaltung von Kim Barbier am Flügel nahm dieses Thema dann einen sehr nachdenklichen Charakter an, als ob es dem eigenen Klang nachlauschen würde, bevor das Quartett langsam ausklang. In die Welt der 1920er Jahre führte das Streichsextett von Erwin Schulhoff (1894-1942), das die drei Streicher des Berlin Piano Quartetts zusammen mit Stipendiaten der Villa Musica interpretierten. Ein markanter Akkord erstarb in sich kreisenden Tremoli, ein neuer trat hervor – die hektische Umtriebigkeit dieses die Grenzen der Tonalität auch überschreitenden Werkes trat in der plastischen Formgebung der jungen Musiker prägnant hervor. Leise sirrende Töne fanden sich im langsamen zweiten Satz zu einem Motiv zusammen, das durch die ständigen, minimal variierten Wiederholungen um sich zu kreisen schien, einsam und fragend, bis chromatisch fallende Linien darauf antworteten. Ein markant pochendes, erregtes Geigenmotiv leitete über zu einem dunkel klagenden Thema, das sich aus einer düsteren Klangfläche hervorhob, bis die Melodie leise sterbend verklang. Zügige, zupackende Tempi prägten den Beginn des letzten Werkes, des Klaviertrios Nr. 2 in F-Dur opus 80 von Robert Schumann (1810-1856). Immer wieder wechselte der Charakter des Trios zwischen lyrisch-innigen Momenten und Phasen tiefster Erregung – Kontraste, die die Interpreten stilsicher ausgestalteten, mit großem Einfühlungsvermögen und Gestaltungsreife.

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